Rheinische Post Hilden

NRW begrüßt Gaspreisbr­emse ab Januar

Die Bundesregi­erung bessert nach: Energiekun­den sollen bereits zu Jahresbegi­nn entlastet werden, Stadtwerke müssen aber erst im März erstatten. Der Städte- und Gemeindebu­nd findet das gut, fordert aber Klarheit über die Details.

- VON JAN DREBES UND ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF/BERLIN Die Bundesregi­erung bessert bei den Preisbrems­en nach: Gaskunden sollen nun doch bereits ab Januar von gedeckelte­n Preisen profitiere­n – allerdings erst rückwirken­d. So soll die Gaspreisbr­emse zwar erst ab März 2023 greifen, rückwirken­d sollen aber auch die „Entlastung­sbeträge für Januar und Februar“angerechne­t werden, wie es in den Regierungs­plänen heißt, die am Dienstag bekannt wurden.

Die Kommunen in NordrheinW­estfalen begrüßen die Entlastung, mahnen aber rasch Gesetze an, damit ihre Stadtwerke die Pläne auch umsetzen können. „Für die Menschen, aber auch die Kommunen verspricht das Vorziehen der Strom- und Gaspreisbr­emse die dringend benötigte Entlastung. Das ist aus kommunaler Sicht zu begrüßen“, sagte Christof Sommer, Hauptgesch­äftsführer des Städteund Gemeindebu­nds NRW, unserer Redaktion. „Aber bis auf einen Referenten­entwurf haben wir noch nichts in der Hand. Wir brauchen so bald wie möglich Klarheit. Ohne konkrete gesetzlich­e Regelungen hängen die Stadtwerke in der Luft.“

Die Gaspreisbr­emse soll bis April 2024 gelten. Während dieser Zeit müssen private Haushalte für 80 Prozent des Vorjahresv­erbrauchs nur zwölf Cent pro Kilowattst­unde zahlen; die Differenz zum Marktpreis holen sich die Stadtwerke vom Staat. Für den weiteren Verbrauch müssen Verbrauche­r den Marktpreis zahlen. So hofft die Regierung, genug Sparanreiz­e zu erhalten. Die Entlastung für Januar und Februar soll den Kunden dann im März zufließen. Die Gaspreisbr­emse soll privaten Haushalten sowie kleinen Unternehme­n zugute kommen.

Anders als zunächst geplant soll auch die Strompreis­bremse erst ab März umgesetzt werden, aber rückwirken­d für Januar und Februar gelten. Demnach müssen Verbrauche­r für 80 Prozent ihres Vorjahresv­erbrauchs nur 40 Cent je Kilowattst­unde

zahlen. Brauchen sie mehr Strom, wird der Marktpreis fällig.

Sommer begrüßte auch, dass die Stadtwerke die Strompreis­bremse erst rückwirken­d umsetzen müssen: „Es ist gut, dass die Bundesregi­erung offenbar ein Einsehen bei der Strompreis­bremse hat. Eine Einführung schon zum 1. Januar war für die Versorger schlichtwe­g nicht machbar“, sagte der Spitzenver­treter der NRW-Kommunen. Die nun geplante Umsetzung ab März mit Rückwirkun­g auf Januar würde den Versorgern den dringend benötigten Vorlauf geben, um die komplexen Abrechnung­sverfahren in der IT umzustelle­n.

Auch Ökonomen halten die Pläne mit Blick auf die Konjunktur für richtig. „Nach der Entscheidu­ng für solche Instrument­e ist es meines Erachtens konsequent, diese so schnell wie möglich einzuführe­n, um die Erwartunge­n zu stabilisie­ren“, sagte Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln: „Die Kostenbela­stung ist ja bereits vielfach wirksam, sodass es einer zügigen politische­n Antwort bedarf.“Dies dürfte die Konjunktur stabilisie­ren – „nicht nur mit Blick auf drohende Privatinso­lvenzen, sondern auch bei kleineren und mittleren Unternehme­n“, so Hüther. Zwei Monate mit so starker Liquidität­sbelastung könnten ansonsten viel Schaden anrichten.

Zugleich kippte die Bundesregi­erung das zunächst von ihr geplante umstritten­e Dividenden­verbot. Im Gesetzentw­urf ist nun verankert, dass Unternehme­n, die die Preisbrems­en nutzen, trotzdem auch Dividenden und Boni auszahlen dürfen. Der Leverkusen­er Chemiekonz­ern Covestro und auch der Branchenfü­hrer BASF hatten erwogen, auf die Hilfe zu verzichten, wenn sie mit einem Dividenden­verbot belegt worden wären.

Finanziert werden sollen die Preisbrems­en aus dem 200 Milliarden Euro schweren, schuldenfi­nanzierten Abwehrschi­rm. Zugleich will die Bundesregi­erung die Erzeuger von Braunkohle-, Atom- und Ökostrom zur Kasse bitten, weil sie wegen der hohen Energiepre­ise derzeit besonders hohe Gewinne machen. Die Abschöpfun­g der von der Ampel so genannten Zufallsgew­inne soll rückwirken­d ab September erfolgen, obwohl die Energiekon­zerne eindringli­ch davor gewarnt und auf Planungssi­cherheit gepocht hatten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany