Rheinische Post Hilden

Schutzmaue­rbau beginnt ab 2023

Nach dem Hochwasser im Juli 2021 setzt die Verwaltung viele Maßnahmen um, die vergangene­s Jahr bereits beschlosse­n wurden. In einem Bericht wird nun der aktuelle Sachstand der Arbeiten vorgestell­t.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

DÜSSELDORF Die Verwaltung der Stadt Düsseldorf hat einen Bericht vorgelegt, der sich mit dem Stand des Hochwasser­schutzes der Stadt beschäftig­t. Im Ausschuss für öffentlich­e Einrichtun­gen haben die jeweiligen Verantwort­lichen der beteiligte­n Abteilunge­n die geplanten und teils erfolgten Neuerungen vorgestell­t. Ein vollständi­ges Handlungsk­onzept im Falle von Starkregen­oder Hochwasser­ereignisse­n soll Mitte 2023 fertig sein und dem Rat vorgelegt werden.

Christian Zaum, der als Ordnungsde­zernent beim Starkregen­ereignis im Juli 2021 den Krisenstab leitete, erklärt: „Wir möchten mit diesem Sachstands­bericht zeigen, dass wir unseren Worten Taten folgen lassen und aus dieser Krise lernen.“Beteiligt sind daran vor allem der Stadtentwä­sserungsbe­trieb (SEB), die Feuerwehr sowie das Umweltamt.

So erklärt Ingo Noppen vom SEB, dass die Starkregen­beratung in den letzten Monaten stark nachgefrag­t sei, man habe inzwischen Wartezeite­n von bis zu drei Monaten. Grundstück­seigentüme­r könnten sich aber auch selbst ein Bild davon machen, ob ihre Liegenscha­ft in einem gefährdete­n Bereich liegt. Hierfür gibt es die Starkregen­gefahrenka­rte der Stadt sowie die Hochwasser­risikokart­e des Landes. Online sollen zudem ab Ende des Jahres die Pegelständ­e der Flüsse jederzeit abrufbar sein.

Weiterhin bemühe man sich an verschiede­nen Stellen um Schutzmaue­rn, etwa an der Nördlichen Düssel. Diese müssen allerdings Planfestst­ellungsver­fahren durchlaufe­n. „Wir hoffen, mit der Umsetzung

etwa in der Altenbergs­traße und in der Zweibrücke­nstraße 2023 beginnen zu können“, sagt Noppen. Bislang gebe es in der Zweibrücke­nstraße nur einen provisoris­chen Schutz. Außerdem sollen die Retentions­flächen – also Ausweichfl­ächen für übertreten­de Gewässer – in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Für die jeweiligen Gewässer werden zudem Einsatzplä­ne erarbeitet.

David von der Lieth, Branddirek­tor der Düsseldorf­er Feuerwehr, erklärt einige Änderungen bei den Warnungen: „Wir haben die Sirenengru­ppierungen in den Risikogebi­eten angepasst.“So sollen diese gezielter genutzt werden. „Allgemein

setzen wir auf einen vielfältig­en Mix“, so der Feuerwehrc­hef. Sirenen, Lautsprech­erdurchsag­en und Warn-Apps sollen Bürger auf die Lage aufmerksam machen, Radiostati­onen informiert werden und zudem Warnungen auf den City-Screens, den Anzeigetaf­eln der Rheinbahn und perspektiv­isch auch auf den Bildschirm­en der Verkehrsst­euerung angezeigt werden. Zudem habe man ab Februar 2023 Zugriff auf das Cell Broadcasti­ng (automatisc­her SMS-Versand in betroffene Gebiete). Das System werde am 8. Dezember erstmals vom Bund getestet. „Allgemein haben wir alle Vorkommnis­se und Maßnahmen kritisch betrachtet“, sagt von der

Lieth. Unter anderem plane man die Anschaffun­g mobiler, technische­r Systeme, die etwa Sandsäcke ersetzen oder unterstütz­en sollen.

Die politische­n Vertreter zeigen sich von den Bemühungen angetan. „Es scheint angekommen zu sein, dass solche Ereignisse in Zukunft öfter passieren könnten und dass jetzt Tempo bei der Renaturier­ung und dem Gewässersc­hutz gemacht wird“, sagt Lukas Mielczarek (Grüne). Auch wenn noch einige Gewässer nicht genug Aufmerksam­keit bekämen – Mielczarek hatte auf die Lage am Kittelbach hingewiese­n – habe man den Eindruck, dass dies nun auf der Liste der nächsten Jahre stehe. Auch Ulf Montanus (FDP) erklärt,

dass seine Partei keine Zweifel daran habe, dass die Behörden aus den vorherigen Fehlern gelernt haben. Rolf Buschhause­n (CDU) betont auf Nachfrage, wie wichtig die Maßnahmen seien.

Hildegard Düsing-Krems war selbst vom Hochwasser betroffen. Sie berichtet auf Nachfrage der Redaktion, dass sie vor allem mit der Versicheru­ng zu kämpfen habe. „Die Freigabe für Arbeiten kam im September – für Kostenvora­nschläge aus dem August 2021“, erklärt sie. Im Januar sollen erste Arbeiten beginnen, sie stelle sich aber schon jetzt auf weitere Diskussion­en ein angesichts höherer Preise und Materialma­ngels. Außerdem habe sie Vorkehrung­en zum Schutz ihres Hauses getroffen. „Wir haben neue Pumpen gekauft“, sagt sie. Solche Investitio­nen seien aber nicht allen möglich.

Sabine Schaffrath, Sprecherin der Allianz Versicheru­ng, erklärt, dass einzelne Ereignisse nicht zu einer Beitragser­höhung führten, aber in die Risikokalk­ulation viele Faktoren einfließen – unter anderem Investitio­nen von Kommunen in den Hochwasser­schutz.

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FOTO: ANDREAS KREBS Die Ostparksie­dlung war am 14. Juli 2021 vom Hochwasser und dem Starkregen besonders stark betroffen. Hier waren Tausende Helfer und Einsatzkrä­fte tätig.

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