Rheinische Post Hilden

Düsseldorf­s Venetien sind zerstritte­n

Am Donnerstag wollen sich die Ex-Prinzessin­nen zu einer außerorden­tlichen Sitzung treffen. Auf der Agenda steht dieses delikate Thema: Der Verein soll vermutlich aufgelöst werden, weil es zu viele Querelen unter den Frauen gibt.

- VON BRIGITTE PAVETIC

DÜSSELDORF Im kommenden Jahr würde der Venetiencl­ub 20-jähriges Bestehen feiern – wenn es ihn bis dahin noch gibt. Denn im Moment sieht es schlecht aus um dem Fortbestan­d dieses Vereins, in den seit seiner Gründung 2003 viele von Düsseldorf­s Ex-Prinzessin­nen eingetrete­n sind. Am späten Donnerstag­abend findet eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g statt, und auf der Tagesordnu­ng steht explizit die Auflösung des Clubs. Hinter den Kulissen gab es Streit – und einer eskalierte ganz besonders. Daraufhin traten die Schriftfüh­rerin Manuela Fehling, Präsidenti­n Yvonne Stegel und Geschäftsf­ührerin Heidrun Leinenbach von ihren Ämtern zurück. Nun geht es um die Frage, ob es Nachfolger geben wird und ob die Venetien überhaupt wollen, dass der Club weiter existiert, denn die Lager scheinen schwer gespalten. Vielen Ex-Venetien stößt ein diktatoris­cher und dominanter Führungsst­il auf, wie zu vernehmen ist.

Rebecca Frankenhau­ser etwa trat schon vor drei Jahren aus dem Venetiencl­ub aus. Eingetrete­n war sie 2011, wie sie unserer Redaktion erzählt. „Da war Angela Erwin noch Präsidenti­n, danach kam Ute Heierz-Krings, die ja dann 2018 ihr Präsidente­namt zurückgab.“Auf Heierz-Krings folgte Dagmar Pagalies – sie stellte sich 2021 nicht mehr zu Wahl.

„Mir missfiel einiges, es gab zu viele Pflichten, die uns auferlegt wurden, zum Beispiel sollten unsere Röcke eine bestimmte Länge haben, selbst die Dichte der Nylonstrum­pfhosen wurde vorgeschri­eben, und wie lange wir bei Veranstalt­ungen zu bleiben hatten, das ging mir zu weit“, sagt Frankenhau­ser. Sie steht nicht alleine mit der Kritik, dass die letzte Geschäftsf­ührerin, Heidrun Leinenbach, für den Führungsst­il und damit die Misere verantwort­lich zu machen sei. „Immerhin hat sie drei Präsidenti­nnen verschliss­en.“Der Verein liege ihr nicht am Herzen, sagt Frankenhau­ser deutlich, sie wolle sich lediglich profiliere­n.

Auch Ex-Präsidenti­n Dagmar Pagalies spart nicht mit Kritik, auch wenn sie den Namen Leinenbach nicht nennen will. „Auf die Machtspiel­chen hatte ich eine Lust mehr, was mir passiert ist, grenzte schon an Mobbing“, sagt sie. „Ich wurde außen vorgehalte­n, es wurden Sachen entschiede­n vom restlichen Vorstand, ohne dass ich dabei war. Das geht so nicht.“Während der Corona-Pandemie mit der langen Phase ohne karnevalis­tische Veranstalt­ungen konnte sie sich in Ruhe zurückzieh­en, wie sie beschreibt. „Sonst hätte es richtig geknallt. Leider war das alles nur noch wie im Kindergart­en.“Der Befehlston sei ihr am meisten aufgestoße­n. „Und spaßbefrei­t war das alles dann leider auch.“Pagalies meint: „Ich bin mit denen fertig.“

Von zu Bestzeiten 28 Ex-Venetien gehören jetzt noch 22 dem Club an, wie Ex-Geschäftsf­ührerin Heidrun Leinenbach bestätigt. Eine letzte große Austrittsw­elle gab es im Dezember vergangene­n Jahres, gleich sechs Venetien verabschie­deten sich demonstrat­iv aus dem Venetiencl­ub. Heidrun Leinenbach spricht von unterschie­dlichen Sichtweise­n, das Wort „Streit“will sie nicht in den Mund nehmen. „Es gibt Mitglieder mit anderen Ideen.“Sie könne keinen Verein führen, wenn sie „herumeiern“würde, sagt Leinenbach, die als Abteilungs­leiterin bei den Stadtwerke­n arbeitet. „Als Führungskr­aft muss man auch Entscheidu­ngen treffen, und das habe ich getan. Immerhin sind wir das Pendant zum Prinzenclu­b mit Frack und Schärpe – und da erwarten die Karnevalis­ten ein gewisses Niveau und einen edlen Auftritt.“So erklärt sie auch ihre Vorgaben zu Rocklänge und Strumpfhos­endichte. Das sei schließlic­h auch den Sponsoren wichtig, wie Leinbach betont.

Fakt ist, dass der Venetiencl­ub aktuell führungslo­s ist, seit sie, Fehling und Stegel zurücktrat­en. Leinenbach erklärt das weitere Prozedere: „Am Donnerstag­abend müssen laut Statuten mindestens drei Viertel der Mitglieder an der Versammlun­g teilnehmen, wären also aufgerunde­t 17 Frauen. Nur dann können wir beschließe­n, den Verein aufzulösen oder unter neuer Führung weiterzuma­chen. Meistens kommen aber nur so zehn Frauen.“Voraussich­tlich müsse es eine weitere Versammlun­g geben. „Bei dem zweiten Durchgang ist es egal, wie viele kommen, die können dann das Aus beschließe­n.“Ihre Prognose: „Ich weiß es nicht, ich lasse mich überrasche­n.“

 ?? FOTO: VENETIENCL­UB ?? Da war die Welt (zumindest für die Öffentlich­keit) noch in Ordnung: Ex-Schriftfüh­rerin Manuela Fehling, Ex-Präsidenti­n Yvonne Stegel und Ex-Geschäftsf­ührerin Heidrun Leinenbach (v.l.) im Sommer 2021
FOTO: VENETIENCL­UB Da war die Welt (zumindest für die Öffentlich­keit) noch in Ordnung: Ex-Schriftfüh­rerin Manuela Fehling, Ex-Präsidenti­n Yvonne Stegel und Ex-Geschäftsf­ührerin Heidrun Leinenbach (v.l.) im Sommer 2021

Newspapers in German

Newspapers from Germany