Rheinische Post Hilden

Abwasserte­sts weisen Corona-Anstieg nach

Das Monitoring in den Klärwerken gilt als Frühindika­tor für Covid-Ausbrüche. Vergangene Woche zogen die Werte massiv an. Landespoli­tiker fordern, weitere Anlagen einzubezie­hen und andere Erreger in den Blick zu nehmen.

- VON REGINA HARTLEB UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF

gilt. Bereits mehrere Tage, bevor ein Schnelltes­t überhaupt positiv anschlägt, scheidet ein infizierte­r Mensch Viren aus. Das Abwasser-Monitoring gilt als präzise und kostengüns­tig. Steigt der Virusantei­l in einem Stadtteil, könnte eine Gemeinde früh reagieren, etwa mit gezielten PCR-Tests der Anwohner. Infektions­ketten könnten so verhindert werden.

Das NRW-Gesundheit­sministeri­um warnte vor einer Überinterp­retation. Der aktuelle Anstieg im Abwassermo­nitoring lasse sich wegen fehlender Datenliefe­rungen von vier Anlagen aufgrund der Regenfälle

noch nicht sicher einschätze­n, sagte eine Sprecherin: „Daher sind daraus aktuell keine direkten Rückschlüs­se auf die allgemeine Infektions­entwicklun­g abzuleiten.“Mit Blick auf die allgemeine Corona-Entwicklun­g sprach sie von einem seitwärts bewegenden Trend: „Aus der Entwicklun­g der Inzidenzwe­rte ergibt sich weder ein Hinweis auf relevant sinkende noch auf steigende Fallzahlen zum momentanen Zeitpunkt.“Die Zahl stationär behandelte­r Covid-Patienten steige im Vergleich zum Vorwochenw­ert nach kontinuier­licher Abnahme in den letzten Wochen wieder leicht an, auch auf den Intensivst­ationen zeige sich ein leichter Zuwachs.

„Es hat ganz schön gedauert, aber es ist richtig, dass die Landesregi­erung unserer Forderung nach einem Abwassermo­nitoring endlich gefolgt ist“, sagte SPD-Fraktionsv­ize Lisa-Kristin Kapteinat. Dass die Zahlen wieder nach oben gingen, müsse zu denken geben: „Daher ist es gut, dass die Lage dadurch kontinuier­lich im Blick ist. Wir sollten das Abwassermo­nitoring aber auch über Corona hinaus gezielter nutzen, um zum Beispiel auch einen Überblick über das vermehrte Auftauchen von Polio-Erregern im Abwasser großer Städte zu erhalten.“Aufgrund der schnellen klimatisch­en Veränderun­gen würden Viren wieder eher zu einer Gefahr. „Daher brauchen wir viele Frühwarnsy­steme“, so Kapteinat.

Meral Thoms, gesundheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen-Landtagsfr­aktion, nannte das Instrument sinnvoll als zusätzlich­er Indikator. „Bei den Corona-Inzidenzen gehen wir von einer hohen Dunkelziff­er

nicht erfasster Fälle aus. Um das Infektions­geschehen möglichst genau einschätze­n zu können, ist es richtig, unterschie­dliche Datenquell­en zu nutzen.“Studien hätten gezeigt, dass Abwassermo­nitoring Dynamiken im Corona-Infektions­geschehen mit mehreren Tagen Vorlauf aufzeigen könne: „Das Abwassermo­nitoring als Frühwarnsy­stem funktionie­rt unabhängig von Tests der Bevölkerun­g und erfasst diese insgesamt. Neue Covid-19-Varianten und deren Verbreitun­g können schnell überwacht werden.“Die Grünen wollen sich Thoms zufolge für die Weiterentw­icklung des Instrument­s einsetzen.

Unterdesse­n traten am Mittwoch in NRW Erleichter­ungen bei den Test- und Isolations­pflichten nach einer Corona-Infektion in Kraft. Nach fünf Tagen können die Bürger die Isolation beenden. Ein Freitesten ist nicht mehr notwendig. Für Beschäftig­te in medizinisc­hen Einrichtun­gen gelten Sonderrege­lungen: Sie dürfen nicht arbeiten, bis ein negatives Testergebn­is vorliegt.

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