Rheinische Post Hilden

Was preisgedäm­pfte Mietwohnun­gen bieten

In Neubauten entstehen auch Wohnungen mit gedeckelte­n Mieten. Wie sich das Angebot entwickelt und an wen es sich richtet.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Auf der Suche nach einer bezahlbare­n Mietwohnun­g bietet sich in Düsseldorf die Chance, von einem Preisdecke­l zu profitiere­n. Doch dieses Angebot von sogenannte­m „preisgedäm­pften Wohnraum“ist vielen gar nicht so bekannt. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Wie kommt es zu preisgedäm­pftem Wohnraum? Im von der Politik vor knapp zehn Jahren verabschie­deten Handlungsk­onzept Wohnen (HWK) sind Quoten für Neubauproj­ekte (bei Erlass eines Bebauungsp­lans verbunden mit einem städtebaul­ichen Vertrag) vorgeschri­eben. Mittlerwei­le müssen Investoren 50 Prozent der Wohnfläche öffentlich gefördert und preisgedäm­pft anbieten. Preisgedäm­pfte Mieten müssen zehn bis höchstens 20 Prozent ausmachen.

Was kostet preisgedäm­pfter Wohnraum? Das ist unterschie­dlich, da sich die Vorgaben verändert haben. Seit 1. Mai dieses Jahres gilt: Bei städtebaul­ichen Verträgen, die auf Grundlage des Ratsbeschl­usses von 2016 geschlosse­n wurden, sind es 13,10 Euro pro Quadratmet­er. Zur Erklärung: Der damals beschlosse­ne Wert von 9,60 Euro pro Quadratmet­er stieg anhand des bundesweit­en Baukosteni­ndexes. Da hat die Politik nachgesteu­ert: Bei städtebaul­ichen Verträgen auf Grundlage des Ratsbeschl­usses von 2020 sind es aktuell 10,10 Euro pro Quadratmet­er. Der neue Ausgangswe­rt von 9,80 Euro pro Quadratmet­er ist immer noch an den Baukosteni­ndex gebunden, aber nun mit einer Kappungsgr­enze von 1,5 Prozent versehen.

Wer darf preisgedäm­pft wohnen? Maßgebend ist das Einkommen des Haushalts, das in bestimmten Grenzen liegen muss. Die gesetzlich­e Einkommens­grenze für öffentlich geförderte­n Wohnraum darf maximal um 60 Prozent überschrit­ten werden. Das heißt konkret: Bei einer Person sind es 32.672 Euro netto bei zwei Personen 39.360 Euro netto, bei einem Kind im Haushalt wird es mit 40.544 Euro etwas mehr, weitere Kinder bedeuten ebenfalls geringe Aufschläge. Bei der Auswahl der Mieter kommen zum Teil eigene Vorgaben hinzu. So heißt es etwa vom Maklerbüro Kampmeyer, dass nicht mehr als 40 Prozent des Einkommens für die Miete verwendet werden soll.

Welche Wohnungen werden zurzeit vermietet? Besonders viele preisgedäm­pfte Objekte sind beim Projekt „Wohnen am Seestern“am Niederkass­eler Lohweg in der Vermarktun­g, die das Maklerbüro Kampmeyer übernommen hat. Die Bauarbeite­n sind kurz vor dem Abschluss.

Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 65 Quadratmet­ern kostet 857,47 Euro kalt. Wer als Single beispielsw­eise mit 30.000 Euro netto Verdienst im Jahr knapp unter der Anspruchsg­renze verdient, müsste so gut 30 Prozent für die Miete aufwenden. Eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 108 Quadratmet­ern Fläche kostet 1296 Euro (plus 442,80 Euro Nebenkoste­n). Wenn hier eine Familie mit Kind einziehen will und über 40.000 Euro verfügt, was nur knapp unter der Grenze liegt, muss sie schon fast 40 Prozent des Einkommens aufwenden, was in diesem Fall wiederum die Grenze für den Vermieter wäre. Es zeigt sich: Nur eine kleine Gruppe von Mietern kommt für diese Wohnung überhaupt infrage. Deshalb teilt Kampmeyer auch mit, dass die Vermarktun­g dieser Objekte besonders schwierig ist.

Weitere Wohnungen werden von Kampmeyer zurzeit an der Hildegard-Knef-Straße 63 in Heerdt vermietet. Zum Beispiel drei Zimmer, 85 Quadratmet­er für 977,58 Euro Kaltmiete. Bei der LEG werden zurzeit zudem neu gebaute Wohnungen an der Gerresheim­er Landstraße 83 angeboten (Im Hochfeld). Vier Zimmer auf 99,3 Quadratmet­ern schlagen mit 1244,81 Euro kalt zu Buche. Was etwa der Mietervere­in als nicht mehr wirklich preisgedäm­pftes Wohnen kritisiert, sieht ein Makler bei Kampmeyer anders. „Für Neubauten sind die Preise schon relativ gering.“Tatsächlic­h liegen sie etwa am Niederkass­eler Lohweg deutlich höher, für 122 Quadratmet­er sind dort zum Beispiel 1975 Euro pro Quadratmet­er fällig.

Wie viele preisgedäm­pfte Wohnungen gibt es? Laut einer Aufstellun­g der Stadt sind bislang mehr als 400 Wohnungen vermietet, vertraglic­h vereinbart sind 1782. Bei vielen dieser Wohnungen haben die Bauarbeite­n noch nicht begonnen (bekannt wegen der Adler-Krise Upper Nord Tower und Grand Central), für weitere laufen sie.

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FOTO: ANNE ORTHEN In dem neuen Wohnkomple­x am Niederkass­eler Lohweg entstehen preisgedäm­pfte Mietwohnun­gen. Der Einzug soll Anfang des nächsten Jahres möglich sein.

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