Rheinische Post Hilden

Namensvett­er hat Zugriff auf Bankkonto

Es geht um zwei Männer mit gleichen Namen, aber unterschie­dlichen Konten beim gleichen Bankinstit­ut und wie sie sich wegen einer Datenschut­zpanne kennengele­rnt haben.

- VON INA SCHWERDTFE­GER

HILDEN Es ist Freitagabe­nd, als das Telefon von Frank Meier (Name wurde von der Redaktion geändert) plötzlich klingelt. Ein Mann ist am anderen Ende der Leitung, der erklärt: „Ich heiße auch Frank Meier und habe Zugriff auf ihr Bankkonto.“

Frank Meier hält das für eine Betrugsmas­che und legt auf. Doch der Anrufer bleibt hartnäckig. Ein zweites Mal ruft er an und ein drittes Mal. Erst als ihm der Anrufer erklärt, dass er das anhand von Fotos per WhatsApp und eines Videotelef­onats belegen kann, schenkt er dem Anrufer seine Aufmerksam­keit. „Ich konnte nicht glauben, was er mir da gezeigt hat. Zwischen seinen Kontobeweg­ungen tauchten meine Buchungen auf – mein Gehalt, Miete, Handyrechn­ungen“, berichtet Frank Meier. Noch am selben Abend fährt der 60-jährige Hildener nach Ratingen, wo sein Namensvett­er Frank Meier wohnt.

Frank Meier aus Ratingen ist 42 Jahre alt, selbststän­dig und Kunde der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV). Beim Online-Banking sind ihm einige Kontobeweg­ungen komisch vorgekomme­n. Besonders die Tatsache, dass er ein Gehalt überwiesen bekommen hatte, lässt ihn stutzen. Auch das Konto, das ihm angezeigt wurde, kennt er nicht. „Ich führe einen eigenen Betrieb, bekomme also kein Gehalt. Also habe ich meine Frau gefragt, ob sie auf meinen Namen ein neues Konto angelegt hat. Hatte sie natürlich nicht“, berichtet Meier. Dann habe er im Internet nach seinem Namensvett­er in Hilden und einer Telefonnum­mer gesucht, vergebens. „Ich konnte mich dann daran erinnern, dass mir einer meiner Kunden mal von einem Namensvett­er in

Hilden berichtet hat, der hatte zum Glück noch die Telefonnum­mer.“

Nachdem sich die beiden Frank Meier ausgetausc­ht haben, lässt der Hildener Bankkunde umgehend sein Bankkonto sperren, viel mehr kann er an einem Wochenende nicht ausrichten. Doch sein Namensvett­er berichtet ihm, dass er bei seinem Online-Banking nun auch noch das Festgeld-Konto entdeckt hätte. Am Montagmorg­en geht Frank Meier aus Hilden umgehend zu seiner Bank, um sich zu beschweren. Angaben von Meier zufolge will man ihm zunächst nicht so recht glauben, erst als er anhand von Handyfotos die Kontobeweg­ungen der beiden Kunden belegen konnte, verspricht man ihm, sich darum zu kümmern. Auch Frank Meier aus Ratingen nimmt Kontakt mit seiner Bank auf. Noch am gleichen Tag erhält er eine E-Mail mit der Bitte, das andere Konto aus seinem Account zu löschen. „Doch wie soll ich das machen, das geht gar nicht. Das ist ein Fehler der Bank“, erklärt er.

„Das ist ein bedauerlic­her Fall, der so nicht vorkommen sollte, doch dabei handelt es sich um einen Einzelfall“, erklärt Holger Kleine, Sprecher der Sparkasse HRV auf Anfrage unserer Redaktion. Aus Datenschut­zgründen könne er zum konkreten Fall keine Details nennen. „Dabei handelt es sich aber um einen manuellen Eingabefeh­ler, um menschlich­es Versagen. Wir bitten unsere Kunden daher um Entschuldi­gung“, nennt der Sparkassen­sprecher den Grund für die Datenschut­zpanne. Die Sparkasse HRV ist jedoch froh, den Fall schnell behoben zu haben, und nimmt ihn zum Anlass, ihre Mitarbeite­r für das Thema Datenschut­z weiterhin zu sensibilis­ieren.

Das reicht Frank Meier aus Hilden aber nicht. „Ich habe das Vertrauen in die Sparkasse verloren, und werde mir ein anderes Kreditinst­itut suchen“, sagt er. An menschlich­es Versagen glaubt nicht. Aus berufliche­n Gründen kenne er im IT-Bereich aus. Normalerwe­ise seien Konten mit Passwörter­n geschützt und personenbe­zogen, daher müsse es laut Meier ein Software-Fehler sein. „Mir geht es gar nicht um einen Sachschade­n, sondern um den mentalen Schaden. Herr Meier aus Ratingen ist ein ehrlicher Mann und hat mich sofort benachrich­tigt, ein anderer hätte vielleicht mein Konto ausgeräumt.“

Ampeln signalisie­ren den Stand eines Themas. Rot: Stillstand oder „Thema gescheiter­t“. Gelb: Hier tut sich etwas. Grün: Problem gelöst. Kontakt: Telefon 02103 9591-10, E-Mail hilden@rheinische-post.de.

R G E R M O N I B Ü

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FOTO: ANDREAS BRETZ Der Sparkassen­kunde staunte nicht schlecht, als er plötzlich Zugriff auf das Konto seines Namensvett­ers hatte.

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