Ratinger Kantor prangert Missstände im Erzbistum an
RATINGEN (kle) Es ist ein Schreiben, das aufhorchen lässt, formuliert von Ansgar Wallenhorst, Kantor an St. Peter und Paul in Ratingen. Er prangert die Missstände im Erzbistum Köln an – und dies sehr deutlich.
Zum Hintergrund: Der Advent sei eine Zeit der Stille, schreibt er. Und in diesem Advent seien Bürger seitens der Kirchenmusik eingeladen, diese Stille als Schweigen mit dreifacher Intention zu versehen. Wörtlich heißt es: „Schweigen im Eingedenken der Opfer von sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch im Raum der Kirche. Schweigen als Widerstand gegen die Versuche, sich mit juristischen Mitteln von der qua Amt übernommenen Verantwortung zu entledigen. Schweigen in Solidarität mit allen, die den Mantel des Schweigens brechen, um der Wahrheit ans Licht zu verhelfen und dabei Repressalien in Kauf nehmen.“
Im ersten Corona-Jahr habe es ein mutmachendes Bild gegeben: „Es wächst viel Brot in der Winternacht, weil unterm Schnee frisch grünet die Saat“(F.W. Weber).
Vielleicht, so betont Wallenhorst, gelte dies ja auch für den jahrelangen Winter im Erzbistum Köln. Und so fügte er an: „Auf dass wir einen österlichen Frühling erleben, in dem wir mehr als Zeugen des Evangeliums wahrgenommen werden und nicht nur als Zeugen in Gutachten und Gerichts-Prozessen und so wieder eine Gemeinschaft werden, der man Vertrauen schenken kann.“
Die Chöre im Erzbistum Köln hätten in den vergangenen Jahren etwa 30 Prozent ihrer Mitglieder verloren. An der Musikhochschule Köln habe sich zum ersten Mal seit Bestehen kein Student für Katholische Kirchenmusik im Wintersemester eingeschrieben, so Wallenhorst.
„Die Stimmung an der Basis und bei den Kirchenmusik-Kollegen ist wohlbegründet und verständlicherweise denkbar schlecht“, resümiert der Ratinger Kantor. Die Ratinger Kirchenmusik an St. Peter und Paul unter Leitung von Wallenhorst zählt zu den führenden Zentren für Kirchenmusik in Deutschland.