Rheinische Post Hilden

„Mit dem Finger in der Kasse“

Die Opposition im Landtag kritisiert Finanzmini­ster Optendrenk erneut scharf.

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DÜSSELDORF (maxi) Der Streit um das chaotische Haushaltsv­erfahren hat sich im zuständige­n Landtagsau­sschuss fortgesetz­t. Nicht dabei war am Donnerstag NRWFinanzm­inister Marcus Optendrenk (CDU), denn der wurde in Berlin zum Vorsitzend­en der Finanzmini­sterkonfer­enz gewählt. Sein Staatssekr­etär Dirk Günnewig (CDU) beantworte­te an seiner Stelle die bohrenden Fragen der Abgeordnet­en. Und die waren zahlreich. Denn noch wissen die Haushälter nichts Konkretes. Nichts, was über eine vage Presseerkl­ärung des Finanzmini­steriums hinausgehe­n würde. Die Landesregi­erung hatte bislang nur Eckpunkte zu ihrem fünf Milliarden Euro schweren Rettungssc­hirm und dem Abweichen von der Schuldenbr­emse beschlosse­n, ein Gesetzentw­urf soll laut Günnewig aber am Freitag vom Kabinett abgestimmt und dann auch dem Landtag zugeleitet werden.

All dies führt in dem ohnehin extrem kurzen Haushaltsv­erfahren zu weiteren Irritation­en. FDPFraktio­nsvize Ralf Witzel sprach von einer absoluten Zumutung, die durch das vom Land verursacht­e Chaos noch einmal potenziert worden sei. Witzel spielte damit auf den Versuch an,

Mittel aus dem CoronaRett­ungsschirm umzuwidmen. Der Landesrech­nungshof hatte das in seltener Klarheit als verfassung­swidrig bewertet, das Land ruderte zurück und kündigte stattdesse­n an, die finanziell­e Notlage festzustel­len, um von der Schuldenbr­emse abzuweiche­n. „Wir sollen jetzt hier im Nebel abstimmen über irgendetwa­s, dessen Grundlage wir noch überhaupt nicht kennen“, kritisiert­e Witzel. Es bestünden auch bei der geplanten Ausnahmere­gelung der Schuldenbr­emse erhebliche rechtliche Risiken, die noch einmal klagerelev­ant werden könnten, so Witzel.

SPDFinanzp­olitiker Stefan Zimkeit attackiert­e Optendrenk: „Es wäre die Aufgabe des Finanzmini­sters gewesen, uns ein bisschen Luft und Licht ins Dunkel zu bringen und hier für mehr Klarheit und mehr Durchschau­barkeit zu sorgen.“Der Sozialdemo­krat rechnete mit der Erklärung der Landesregi­erung ab, dass neuere Erkenntnis­se über das Ausmaß der Wirtschaft­skrise zu dem Kursschwen­k geführt hätten: „Es gibt genau zwei Gründe, warum Sie jetzt diese Kehrtwende vollziehen: die Stellungna­hme des Landesrech­nungshofs, der Ihnen erklärt hat, dass das verfassung­swidrig ist, und unsere Ankündigun­g der Prüfung einer Klage in dieser Angelegenh­eit gemeinsam mit der FDP.“

Staatssekr­etär Günnewig erklärte dagegen erneut, dass die Krise tiefer, schneller und schärfer ausfalle als angenommen, und argumentie­rte damit auch für das geplante Anwachsen des Rettungssc­hirms um 1,5 Milliarden Euro. Es sei ein Puffer vorgenomme­n worden. „Es ist eine Obergrenze, die vorgesehen wird.“

Zimkeit sagte daraufhin, es gebe keine neuen Erkenntnis­se. „Das Einzige, was Sie treibt, ist, dass Sie erwischt worden sind mit dem Finger in der Kasse, sprich mit dem Versuch, die Verfassung zu umgehen. Und dass Sie jetzt verzweifel­t versuchen, davon wieder wegzukomme­n.“Die Weigerung der Landesregi­erung, frühzeitig Informatio­nen herauszuge­ben, müsse eigentlich dazu führen, das Haushaltsv­erfahren zu beenden und zu blockieren, „weil das nichts mehr mit einem demokratis­chparlamen­tarischen Haushaltsv­erfahren zu tun hat“.

„Wir sollen jetzt hier im Nebel abstimmen“Ralf Witzel FDP-Fraktionsv­ize

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