Händler an der Breite Straße sind sauer
Die Geschäftsbetreiber vor Ort kritisieren die Stadt. Sie seien bei den Plänen für die neue Verkehrsführung übergangen worden. Sie fürchten, dass die Standortqualität durch deutlich mehr Verkehr stark leiden wird.
DÜSSELDORF Der geplante Umbau der Breite Straße in der Innenstadt sorgt für Ärger bei den Anliegern. Kritische Stimmen kommen von Betreibern der Geschäfte vor Ort – von Baby Kochs, Torquato und Pro Office.
Große Sorgen machen sich etwa Yasmin und Dominik de Lange von Baby Kochs. Zudem herrscht bei den beiden Unverständnis darüber, dass sie vor der Ausarbeitung der endgültigen Pläne als Anlieger und Einzelhändler nicht einbezogen worden seien. „Wir wurden nicht gefragt“, sagt Dominik de Lange. Zudem habe es zuletzt keine Antwort auf schriftliche Anfragen bei der Stadt gegeben. „Wir hatten keine Chance, mit Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.“
Zwar hatte es 2019 und 2020 zwei Workshops mit öffentlicher Beteiligung gegeben, wo auch Anlieger Ideen zur Gesamtplanung auf und rund um den Heine-Platz einbringen konnten, doch die Stadt teilte damals mit, dass zum Teil sehr unterschiedliche Vorstellungen vereint werden mussten. Nach dieser Beteiligung der Öffentlichkeit hat die Stadt dann schließlich der Politik Verkehrsführungen vorgeschlagen, die bei den Händlern vor Ort nicht auf Wohlwollen stoßen und Fragen offen lassen. Als „dramatisches Problem“bezeichnet Dietmar Dimmer die mangelnde Kommunikation mit den Einzelhändlern zu den schließlich vor einem Jahr im Rat beschlossenen Plänen für den Verkehr. Am Workshop zwei Jahre zuvor habe er zudem nicht teilnehmen können, weil sein Geschäft erst 2020 an die Breite Straße gezogen war.
Was die Händler vor allem fürchten: eine deutliche Verschlechterung des Standorts, da der Verkehr deutlich zunehmen soll. Geplant ist nach dem vor einem Jahr vom Stadtrat gefassten Bedarfsbeschluss, dass auf dem Stück zwischen Heine-Allee und Benrather Straße Autos auf jeweils einer Spur in beiden Richtungen unterwegs sein sollen. Daneben sollen zudem Radwege verlaufen. In Richtung Süden soll es danach wie gewohnt über die Kasernenstraße weitergehen, die über die Querung Benrather Straße erreicht werden kann. „Das könnte auf unserem Stück ein bisschen viel werden. Wir fürchten weniger Aufenthaltsqualität für mögliche Kunden. Da wird überhaupt nicht auf die Belange der Geschäfte geachtet“, sagt de Lange. Dimmer hat sogar die Sorge, dass die vorhandenen Bürgersteige schmaler werden könnten. „Auf jeden Fall wird ein künstlicher Engpass geschaffen.“
Tatsächlich versah auch die Politik die Planung der Verwaltung in dieser Hinsicht mit einem Fragezeichen. Sie bat um Erklärung, ob tatsächlich ausreichend Abstand bei sich begegnenden Rheinbahnbussen oder beim Überholen von Radfahrern eingehalten werden kann. Eine „Optimierung der Gehwege“wird ausdrücklich als Option genannt. Welche Lösung die Stadt im noch ausstehenden Ausführungsund Finanzierungsbeschluss der Politik vorlegen wird, ist noch offen. Fest steht laut Stadt bislang, dass nicht vor 2024 mit dem Umbau begonnen werden kann.
De Lange und auch Dimmer haben einen anderen konkreten Vorschlag: Sie plädieren dafür, Fahrradwege ausschließlich über die
Kasernenstraße zu führen (siehe Infobox). Sie sei besser geeignet, da auf dem Parallelstück zur Breite Straße keine Durchfahrt mehr für Autos zum Heine-Platz vorgesehen ist und der Abschnitt bis zur Benrather Straße nicht mehr von Bussen befahren wird.
Für de Lange werfen die geplanten Umbauten bereits Schatten voraus. So hat er keine Ausnahmegenehmigung mehr zum Be- und Entladen vor seinem Geschäft bekommen. „Wie soll das künftig mit dem Lieferverkehr vor unserer Tür ablaufen?“Aufgrund seines OnlineShops müsse er oft beliefert werden und Ware verschicken. Zudem zählten viele schwangere Frauen zur Kundschaft. Für sie sei es wohl künftig kaum noch möglich, mit dem Auto vor dem Geschäft zu halten, um einen schweren Kinderwagen oder Kindersitz einzuladen. „Ich weiß nicht, wie das nach dem Umbau funktionieren soll.“