Nächste Krise an der Kunstakademie
2023 soll das Jubiläum zum 250-jährigen Bestehen der Hochschule groß gefeiert werden. Kuratorin Ulrike Groos, Museumschefin in Stuttgart, hatte begonnen, ein Konzept zu erarbeiten. Nun hat sie ihre Aufgabe überraschend niedergelegt.
DÜSSELDORF 1773 wurde die private Zeichenschule des Lambert Krahe in eine kurfürstliche „Anstalt“umgewandelt. Am 27. Februar richteten Krahe und Hofbildhauer Josef Bäumgen ein Bittgesuch an den Kurfürsten Carl Theodor. Das ist der früheste Beleg für die angestrebte Düsseldorfer Akademie. Sie war zu diesem Zeitpunkt zwar „gnädigst aufgerichtet“, also installiert, aber noch nicht offiziell konstituiert. Die positive Antwort kam am 3. März 1773 per Erlass an den Jülicher und Bergischen Geheimen Rat. 250 Jahre später will die heutige Einrichtung des Landes NRW im nächsten Jahr feiern. Nur fragt sich, wie, wann und von wem.
Ulrike Groos, die Museumschefin aus Stuttgart, war dafür vorgesehen. Aber sie hat die
Brocken hingeschmissen. Man habe sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt, sagte sie unserer Redaktion. Nun ist sie eine der wichtigsten Kennerinnen der bildenden und musikalischen Künste in Deutschland: Groos hatte von 2002 bis 2009 die Kunsthalle Düsseldorf für einige Jahre aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, mit Ausstellungen wie „Palermo“und Entdeckungen wie Dakic. Das von ihr seit 2010 geleitete Kunstmuseum Stuttgart wurde 2021 zum Museum des Jahres gekürt. Die international tätigen Kunstkritiker lobten ihren „besonders weit gespannten Blick“, mit dem sie zugleich die herkömmlichen Grenzen der Kunstsparten sprengte. Das wollte sie auch in Düsseldorf tun. Wie von Kollegen
und Galerien zu erfahren ist, wollte sie mit einem Feuerwerk an Ideen punkten. Danach zu urteilen, muss sie auch mit Privatsammlern und sogar mit Messe-Gesellschaften gesprochen haben. Sie wollte ihre Stärken und die der Stadt Düsseldorf ausspielen. Im vergangenen Semester hatte sie dafür sogar eine Gastprofessur in Düsseldorf und arbeitete mit den Studierenden. Ihre Stärke lag in einem Konzept, das die Existenz einer Kunstakademie reflektierte. Ihr ging es nicht um einen historischen Rückblick, sondern um Gegenwart und Zukunft der Studierenden und angehenden Künstler.
Wann genau es zum Zerwürfnis kam, ist nicht bekannt. Jetzt wurde den Studierenden vom Rektorat immerhin erklärt: „Keine Angst, das Geld aus dem Kulturministerium steht euch auch weiterhin bereit.“
Möglicherweise hat Groos aber auch ihre Aufgabe nicht richtig eingeschätzt, denn funktionierende Strukturen gibt es am Hause derzeit nicht. Die Kunstakademie hüllt sich in Schweigen, aber aus dem Umkreis der Akademie ist von 600 000 Euro die Rede. Möglicherweise hat die Akademie nun das Konzept, aber kein Budget. Aus dem Kulturministerium ist zu erfahren, dass es überhaupt noch keinen Haushalt für das nächste Jahr gebe. Gewiss hätte Groos auch selbst bei der Suche nach Geldquellen helfen können, sitzt sie doch in vielen Ankaufskommissionen, Stiftungsräten,
Beiräten und Kunststiftungen. Aber das kann nicht ihr Job sein. Das Risiko wäre zu groß gewesen.
Jetzt hat die Akademie mithin gleich zwei Personalprobleme: die Findung eines Rektors und die eines Fest-Organisators. In beiden Fällen zeichnen sich bereits Kompromisse ab, für die die beiden Prorektoren bereitstehen. Der eine, Johannes Myssok, möchte gern am 19. Dezember das Rektorat übernehmen. Der andere, Robert Fleck, will das Jubiläum zum Erfolg bringen. Die Akademie ist also mehr denn je selbst gefragt. Sie muss ihre Aufgaben aus den eigenen Reihen heraus erledigen. Wann genau es mit den Feierlichkeiten losgeht, steht noch nicht fest.