Handel in Haan braucht mehr Kunden
In den nächsten Wochen entscheidet sich, ob die Stadt Haan ihr Zuschussprogramm im Rahmen des Leerstandsmanagements bis Ende 2023 verlängert. Ulrike Peterseim, die in der Innenstadt drei Apotheken betreibt, hat gute Kontakte im Handel und spricht sich seh
HAAN „Ich stehe oft im Austausch mit Einzelhändlern und habe auch mit dem Geschäftsführer von Tamaris nach dem Bekanntwerden der Filialschließung zum Jahresende telefoniert. Er beschreibt ,die Perspektive für die nahe Zukunft als schlecht’“, schreibt Ulrike Peterseim, stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes und Mitglied im Wirtschaftsförderungsausschuss, in einer Erklärung. Und nennt die Gründe, die sie vom Tamaris-Geschäftsführer für die Entscheidung zur Aufgabe des Haaner Standortes erfahren hat: Es sei „nicht die Miethöhe („sogar relativ günstig“), auch nicht die allgemeine Kostenbelastung und Kaufzurückhaltung, sondern vor allem die zu geringe Kundenfrequenz in Haan. Personalkosten und Warenlager stünden in keinem Verhältnis zur Frequenz und damit gäbe es keine Rendite“. Der Tamaris-Repräsentant habe auch geäußert: „Haan hat keine positive Zukunftsperspektive – das ist doch bekannt in der Branche…“
Das sei zwar eine einzelne Aussage,
sie passe aber „zu den Erkenntnissen derer, die sich mit der Stadt der Zukunft befassen. Wir brauchen widerstandsfähige Innenstädte, die auf die Veränderungen durch unterschiedlichste Faktoren (Klima, Verkehr,
neue Trends bei Wohn- und Arbeitsorten, Bevölkerungsstruktur) flexibel regieren können“, schreibt die promovierte Apothekerin ein Pflichtenheft.
In einer Krisenzeit des Einzelhandels habe Haan aufgrund seiner geringen Größe einfach zu wenig potentielle Kunden und sei damit als Kleinstadt am stärksten betroffen von einem Megatrend der Konsumverschiebung in die Großstädte. „Lange bekannt ist, dass sich diese Situation noch negativ relativiert durch die geographische Lage im Ballungsraum von Großstädten.“
Die Brancheninsider würden auch wissen, dass die Stadt Haan in der Innenstadt den Bau eines neuen Rathauses plant, was wiederum eine Neugestaltung des Neuen Marktes nach sich zieht. Diese große
Baumaßnahme gehe mit weiterem Frequenzrückgang einher und werde als Bedrohung wahrgenommen, was dann auch für die neue Bebauung und Erschließung der Rathauskurve im Anschluss gelte.
„In dieser jetzigen Interimssituation sollten wir nicht rückwärts blicken auf vergangene Jahrzehnte, in denen unser Stadtbild von einem bunten und kleinteiligen Einzelhandel – über die Versorgungsfunktion hinaus – geprägt war. Dies ist ein überholtes Bild und Ziel.“
Nur mit Unterstützung durch die Stadt (neues Schuhgeschäft am ehemaligen Intersport Standort) und die Bereitschaft, neue Ideen der Nutzung flexibel und für kurze Zeiträume zuzulassen, könne „diese Zwischenphase vor Vollendung unserer zukunftsweisenden
Projekte überwunden werden“, ist Ulrike Peterseim überzeugt. Das Büro eines Vereins in einem leerstehenden Ladenlokal, ( VHS-Büro, Vorstellung Sportvereine, Musikschule) sei als „Lebenszeichen“und damit Frequenzbringer besser als ein Leerstand. Widerstandsfähig werde eine Innenstadt auch dann, wenn eine Mischnutzung zugelassen wird (Betriebe, Handwerk, Büros, Shops).
Unterstützung müsse jetzt und sofort kommen, fordert sie, damit der Bestand (!) gehalten wird – weniger Bürokratie, beste Kommunikation von Ideen und Lösungen in Richtung Einzelhandel, Immobilienbesitzer und Bürger. Der Einzelhandel braucht Infrastruktur: ÖPNV, Fahrräder und eben auch Pkw-Stellplätze, damit Kunden kommen wollen. Die Brötchentaste helfe – jede Verlängerung der freien Parkzeit sei ein Signal der Unterstützung. Dienstleistung und täglicher Bedarf rückten heute in den Fokus für die potentiellen Kunden. Alles müsse unkompliziert und in angenehmer Umgebung zu erledigen sein. Peterseim: „Erlebniskauf ist woanders, in Großstädten als bevölkerungsreiche Standorte. Das ist eine Tatsache.“„Wir leben jetzt mit dem Onlinehandel und nicht dagegen“, stellt sie fest und appelliert: „Suchen wir gemeinsam das spezifisch Beste für unser Haan mit allen Beteiligten.“
Das städtische Zuschussprogramm im Rahmen des Leerstandmanagements durch die Wirtschaftsförderung solle bis Ende 2023 fortgesetzt werden. „Das Zuschussprogramm war für 2021 und 2022 zur Reduzierung von Leerständen infolge der Corona-Pandemie aufgelegt worden. Da noch nicht alle Mittel verausgabt wurden, begrüßen wir, dass das Programm verlängert werden soll“, so die CDUVertreterin.