Rheinische Post Hilden

Diskussion ums Spielsyste­m

Vereinsver­treter regen zum Beispiel die Ausbildung von Mittelstür­mern an.

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DÜSSELDORF (kk/pab/rent/sb/dpa) Nach dem erneuten Debakel bei der Weltmeiste­rschaft diskutiere­n Experten und Fans über die Zukunft des Fußballs in Deutschlan­d. Kann Hansi Flick trotz der enttäusche­nden Leistung in Katar Bundestrai­ner bleiben? Kann er das Team für die Heim-WM 2024 wieder zu einer Spitzenman­nschaft formen? Was muss sich in der Ausbildung, in der Liga und bei den Vereinen ändern? Schon vor dem Spiel gegen Costa Rica war die mangelhaft­e Abwehrarbe­it der deutschen Spieler ein Thema. Auch die Diskussion, ob es mehr Mittelstür­mer braucht, wird geführt. Daniel Ginczek, Mittelstür­mer bei Zweitligis­t Fortuna Düsseldorf, hält einen reinen Neuner im Team zum Beispiel für wichtig: „Die Entwicklun­g ging im vergangene­n Jahrzehnt ja sehr in Richtung Spanien und Tiki-Taka. Das wollten natürlich viele Mannschaft­en imitieren. Aber das ist nicht so einfach. Man braucht schon einen Neuner. Die haben einfach ganz andere Qualitäten im Abschluss. Leroy Sané oder Serge Gnabry wurden nie an Toren gemessen. Wir Mittelstür­mer haben eine ganz andere Gier vor dem Tor. Und das wird auch immer so bleiben“, sagte er nach dem deutschen WM-Aus zu der Debatte.

Andere Vertreter von Profiverei­nen sehen insgesamt Nachholbed­arf. „Die Frage nach der Zukunft des Bundestrai­ners finde ich trotz des WM-Ausscheide­ns absolut deplatzier­t. Hansi Flick macht einen guten Job. Wir haben in 30 von 270 WM-Minuten nicht aufgepasst – da haben wir vergessen, dass das A und O im Fußball nicht das schöne Spiel ist, sondern, dass es darum geht, Zweikämpfe zu gewinnen. Und das muss wieder in die Köpfe rein, im Nationalte­am wie in den Vereinen“, sagt Rainer Bonhof, Weltmeiste­r von 1974 und Vize-Präsident von Borussia Mönchengla­dbach. Es gehe um Details. „Wir müssen jetzt nicht den ganzen Fußball umkrempeln. Wir haben im DFB, in den Klubs und ihren Akademien die Instrument­e, die es braucht, gute Spieler zu finden und zu entwickeln, unter anderem die neue DFB-Akademie. Aber da sind auch die Spieler gefordert, zu liefern, wenn es darauf ankommt“, sagt Bonhof weiter.

Für Oliver Glasner kam das Ausscheide­n der deutschen Nationalma­nnschaft nicht überrasche­nd.

Für den Erfolgstra­iner von Bundesligi­st Eintracht Frankfurt lag der Grund dafür bereits im ersten Spiel, sagte der Österreich­er am Freitag dem Sender Hit Radio FFH. „Das Ausscheide­n ist in Wahrheit mit dem ersten Spiel gegen Japan schon fast passiert. Gestern war es ein Spiel wie schon das ein oder andere von Deutschlan­d, offensiv wahnsinnig viele Chancen erspielt, aber trotzdem immer anfällig für Gegentore“, sagte Glasner.

Xabi Alonso, Trainer von Bayer 04 Leverkusen und Spanier, bedauert das Ausscheide­n des deutschen Teams, findet aber, dass man den Fehler bei sich suchen muss: „Die Deutschen sind selbst für ihre Situation verantwort­lich und sollten die Schuld nicht bei anderen suchen. Sie sind reif genug. Das weiß nicht nur die Mannschaft, sondern das wissen alle in Deutschlan­d.“

 ?? FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA ?? Mittelstür­mer Niclas Füllkrug (r.) schießt den Ball auf das Tor von Torwart Keylor Navas von Costa Rica.
FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Mittelstür­mer Niclas Füllkrug (r.) schießt den Ball auf das Tor von Torwart Keylor Navas von Costa Rica.

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