Rheinische Post Hilden

Kritik am Umgang mit sensiblen Daten

Immer wieder ärgern sich Kunden über die eingeschrä­nkten Öffnungsze­iten der Postbank in Hilden. Nun machte ein Kunde die Erfahrung, dass dort möglicherw­eise mit sensiblen Daten nicht sachgemäß umgegangen wird.

- VON ELMAR KOENIG

Mit fortschrei­tendem Alter leiden viele Menschen unter eingeschrä­nkter Mobilität. Einst alltäglich­e Erledigung­en lassen sich immer schlechter bewältigen. Der Einkauf im Supermarkt wird ebenso zu einem Kraftakt wie das Geldabhebe­n bei der Bank. Wer nicht mehr kann, muss sich helfen lassen, dachte sich auch eine 98 Jahre alte Frau. Sie wollte Claus Pajain, ihrem Sohn, eine Vollmacht für ihr Konto bei der Postbank ausstellen lassen, damit er sie unterstütz­en kann.

Leichter gesagt als getan. Zunächst ging es darum, ein Gespräch mit der Postbank zu verabreden. Pajain berichtet: „Da meine Mutter nicht besonders gut zu Fuß ist und das Haus kaum noch verlässt, bat ich um einen Termin bei einem Berater, damit meine Mutter nicht in den bekannt langen Schlangen anstehen muss.“

Mehrfach habe man dem Ansprechpa­rtner bei der Postbank die Situation erklären müssen, ehe endlich ein Termin zustande kam. Doch der für die alte Frau beschwerli­che Weg zur Filiale an der Robert-GiesStraße war am Ende tatsächlic­h vergebens. „Wir waren pünktlich vor Ort, jedoch nicht die Beraterin“, sagt der Hildener. Die Mitarbeite­rin sei krank gewesen, habe ihm ihr Kollege berichtet. Dieser habe sich dann „eher widerwilli­g und genervt“bereit erklärt, „unsere Unterschri­ften auf dem von mir mitgebrach­ten und vollständi­g ausgefüllt­en Formular anzunehmen und entspreche­nd zu bearbeiten“, schildert er den Besuch bei der Postbank. Kurz darauf seien er und seine Mutter vom Mitarbeite­r „sehr unfreundli­ch“hinauskomp­limentiert worden.

Und dann passierte mehrere Wochen gar nichts, berichtet Pajain weiter. Eine Nachfrage am Schalter der Postbank ergab, dass keine Unterlagen vorlagen, nicht im Computersy­stem und auch nicht auf Papier, teilt er mit. Er ging mit dem Rat nach Hause, doch einfach noch einmal gemeinsam mit seiner Mutter vorbeizusc­hauen.

Diesen zweiten Gang zur RobertGies-Straße hat Pajain seiner Mutter

bis heute nicht zumuten wollen. Man habe ihm nach dem ausgefalle­nen Gespräch ohnehin nie einen alternativ­en Termin angeboten. Ein Beschwerde­brief sei von der Leitung der Filiale nie beantworte­t worden. Auf gut Glück mit seiner Mutter ein zweites Mal vorbeizusc­hauen, komme für ihn auch deshalb nicht infrage, weil die Öffnungsze­iten der Postbank aufgrund Personalma­ngels immer wieder geändert werden. „Ich möchte nicht riskieren, vor der verschloss­enen Tür zu stehen.“

Dass die regulären Öffnungsze­iten immer wieder mal nicht eingehalte­n werden können, darüber hatte die Rheinische Post im vergangene­n Jahr mehrfach berichtet. Im September wurde der Samstag zwischenze­itlich komplett gestrichen. Im Mai wurden Öffnungsze­iten mehrfach kurzfristi­g geändert.

Der Konzern hatte damals eingeräumt, dass die Personalsi­tuation im gesamten Filialgebi­et angespannt sei, und nannte vor gut zehn Monaten die Corona-Situation als einen Grund. Ob in Hilden grundsätzl­ich zu wenig Personal vorhanden

sei, das wolle man allein schon aus Gründen der Sicherheit nicht beantworte­n, teilte man der Redaktion damals mit.

Was Claus Pajain wirklich bedenklich findet, ist der mutmaßlich unsachgemä­ße Umgang mit sensiblen

Daten. Und dazu hätte der Hildener so einige Fragen: „Was ist da los? Wo sind die Formulare mit allen persönlich­en Daten, steuerlich­er IDNummer, Kontodaten und unsere Ausweiskop­ien geblieben?“

Eine erneute Anfrage bei der Postbank in Bonn ergab, dass man sich des Falles von Claus Pajain und seiner Mutter annehmen wolle. Das Unternehme­n räumte gegenüber der Redaktion einen Fehler ein. Die eingereich­ten Unterlagen seien wohl auf dem Postwege verloren gegangen. Man wolle sich mit Pajain in Verbindung setzen und einen neuen Termin vereinbare­n, zu dem er seine Mutter nicht mitbringen müsse, lautet das Verspreche­n. Der Hildener hingegen hat für sich mittlerwei­le allerdings die Konsequenz­en gezogen: „Mein eigenes Konto bei der Postbank werde ich auflösen.“

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Vor allem wegen ständig geänderter Öffnungsze­iten ärgern sich viele Kunden über die Postbank an der Robert-Gies-Straße in Hilden.

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