So steht es um die Kita-Betreuung
Der Kindergartenbedarfsplan zeigt die Lücken schonungslos auf: Nicht jedem Kind steht ein Platz im Ü3-Bereich zur Verfügung. Warum die Lage bei den Jüngeren weitaus angespannter ist und warum es keine schnellen Lösungen gibt.
HILDEN In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses fand auch die Fortschreibung der Kindergartenbedarfsplanung den Weg in die Tagesordnung. In der Debatte im Bürgerhaus dazu kamen die Herausforderungen für Hilden in diesem Jahr auf den Tisch. Und die haben es in sich: Bei den Kindern unter drei Jahren liegt die Betreuungsquote bei rund 55 Prozent. Mit der Versorgung von circa 96 Prozent der älteren Kinder ergibt sich eine Lücke von deutlich mehr als 200 Betreuungsplätzen.
„Der Beschlussvorschlag liest sich ein bisschen wie ein Krimi“, betonte Tristan Zeitter (CDU). Spannung dürften vor allem die berufstätigen Eltern verspüren, die aktuell nicht wissen, ob ihr Nachwuchs im Kindergartenjahr 2024/25 betreut werden kann. Zwar werde die Kindertagesstätte am Holterhöfchen am 1. Oktober sukzessive ihren Betrieb aufnehmen, erklärte die Verwaltung, doch es zeichne sich ab, dass voraussichtlich 20 bis 30 Kinder im Ü3-Bereich unversorgt bleiben könnten.
Trotz solcher Zahlen sprach die Verwaltung von einer Entspannung bei den älteren Vorschulkindern, räumte allerdings bei den Ein- und Zweijährigen einen erheblichen Nachholbedarf ein. Jedoch: Viele Eltern würden ihre Kinder schon bei der Geburt im Portal Little Bird anmelden, doch tatsächlich zeige sich, dass der Druck bei den Eltern, ihren Nachwuchs in die Betreuung abzugeben, erst circa 18 Monate nach der Geburt steige. Grundsätzlich sei die Versorgung in der Innenstadt und im Osten von Hilden besser als im Norden und im Süden.
Kritisch äußerte sich im Jugendhilfeausschuss Michael HirschHerda, Vorsitzender des Jugendamtsbeirates. Er konkretisierte die Problematik im Anschluss an die Sitzung schriftlich. Die elementare Botschaft: Die Zahl der Plätze in den Tagesstätten müsse kurzfristig erhöht werden. Deutliche Worte findet er für den Fall, sollte es keine schnellen Lösungen geben. „Zwei Generationen an Kindern werden
Opfer der Mangelversorgung werden müssen, weil wir nicht rechtzeitig reagiert haben.“
Gemeint ist damit der lange Zeitraum zwischen der politischen Entscheidung für den Bau von Kindertagesstätten und der Eröffnung solcher Einrichtungen. So erinnerte Hirsch-Herda daran, dass sechs Jahre vergehen werden, bis das Haus des Lernens an der Beethovenstraße seine Arbeit wird aufnehmen können.
Was dieses Projekt angeht, sei man derzeit in Gesprächen mit Architekten, erklärte die Verwaltung auf der Sitzung des Jugendhilfeausschusses. Voraussichtlich zum nächsten Jahreswechsel werde es ein Bauprogramm geben. Mit diesem wäre dann klar, in welchen zeitlichen Abläufen das Mega-Projekt mit einem Investitionsvolumen von geschätzten 50 Millionen Euro umgesetzt werden könne. Neben einer Kindertagesstätte sollen auf dem Areal eine
Schule und eine Sporthalle gebaut werden. Übrigens: Gar nicht auszuschließen ist, dass das Haus des Lernens vielleicht sogar noch teurer wird. So brachte Claudia Schlottmann (CDU) im November in der Sitzung des Schul- und Sportausschusses sogar 60 Millionen Euro ins Spiel.
In der aktuellen Sitzung des Jugendhilfeausschusses erinnerte Annegret Gronemeyer (Bündnis 90/Die Grünen) daran, dass ihre
Fraktion im vergangenen Jahr den Ausbau der Kindertagesstätte Traumquelle an der Lortzingstraße angeregt hatte. Zu den zwei vorhanden Gruppen hätten zwei weitere in den Räumen des Bürgertreffs untergebracht werden können und dies wäre „innerhalb eines Jahres“möglich gewesen. Im Nachgang an die Sitzung erneuerten die Grünen den Antrag, zwei zusätzliche KitaGruppen im Bürgertreff an der Lortzingstraße unterzubringen, um den aktuellen Notstand kurzfristig zu lindern. Sie könnten „als Überbrückungsmaßnahme für betroffene Familien zumindest eine kleine Verbesserung darstellen“. Im Ausschuss hatte Gronemeyer betont: „Für uns war es rätselhaft, warum unser Antrag keine Mehrheit gefunden hat.“
Eine solche Mehrheit fand der Antrag der CDU, am Salzmannweg eine Tagesstätte für fünf Gruppen zu bauen. Doch auch das wäre keine schnelle Lösung. Die Kinder, die dort einziehen sollen, sind heute noch nicht geboren. Und so ist dann auch Hirsch-Herdas Hinweis auf zwei verlorene Generationen zu verstehen. Angesichts der langen Planung würden Eltern, „die sich aktuell Sorgen machen, wie sie in vielleicht einem oder auch drei Jahren einen Betreuungsplatz für ihr jetzt Neugeborenes finden sollen“, bis zur Eröffnung der geplanten Einrichtungen schon die Einschulung ihrer Kinder erlebt haben.