Rheinische Post Hilden

Die Glocken läuten endlich wieder

Gute Nachricht kurz vor dem Osterfest: Die Glocken von St. Chrysanthu­s und Daria funktionie­ren wieder. Warum die Reparatur länger gedauert hat als geplant und was die Stille für manche Haaner bedeutet hat.

- VON ALEX WITTE

HAAN Seit Dezember vergangene­n Jahres waren die Glocken von St. Chrysanthu­s und Daria in Haan still, doch seit Montag, 18. März, läuten sie wieder wie gewohnt. „Wir sind mehrfach darauf angesproch­en worden, dass die Glocken nicht läuten. Daran sieht man, dass für die Menschen hier die Glocken Teil ihres täglichen Lebens sind. Aber es gab sicher auch einige Anwohner, die das Läuten nicht so sehr vermisst haben und die Ruhe besser fanden“, sagt Peter Schu von der katholisch­en Kirchengem­einde Haan. Er ist dort unter anderem für die technische­n Aspekte der Läutanlage zuständig.

Nach Schus Schilderun­g sei Wasser in das Gemäuer eingedrung­en und war dort in den Bereich eines Sicherheit­skastens gelangt. An der Läutanlage selbst sei zwar kein Feuchtigke­itsschaden entstanden. Trotzdem habe der Strom abgeschalt­et werden müssen und damit auch das Läuten der Glocken. „Von Hand kann man die nicht mehr läuten – das ist in fast allen Kirchen so umgebaut worden, dass das nur noch technisch geht“, erläutert Schu. Das fange schon damit an, dass es gar kein Seil mehr gebe, an dem man ziehen könnte, um die Glocken in Schwung zu bringen.

Eine Ausnahme gebe es aber bei der St. Nikolaus-Kirche in Gruiten. Hier wird zu besonderen Anlässen noch „gebeiert“, wie das manuelle Glockenläu­ten auch genannt wird – zur Fronleichn­amsprozess­ion zum Beispiel. Das „Beiern“ist ein alter europäisch­er Brauch, bei dem die Glocken mit einem Hammer geschlagen werden. „Da sitzt dann wirklich eine Person mit Hörschutz oben auf dem Turm und schlägt einen Rhythmus mit dem Hammer“, sagt Schu. Bei den Glocken von St. Chrysanthu­s und Daria ginge das allerdings nicht.

Der Grund, warum die Reparature­n länger gedauert haben, als die Kirchengem­einde sich das gewünscht hatte, ist – wie fast überall sonst auch – der Fachkräfte­mangel. „Es gibt nur noch wenige Firmen, die diese Art von Reparature­n überhaupt noch machen“, erzählt Schu. Dazu bräuchte es nämlich Elektrotec­hniker mit einer speziellen Ausbildung. „Das alles wird routinemäß­ig einmal im Jahr überprüft. Da wird geschaut, ob die Glocken noch richtig befestigt sind und ob es Risse oder Schäden an den Gebäuden gibt, die durch die Glocken entstanden sind.“Doch der Feuchtigke­itsschaden habe sich nicht vorhersehe­n lassen und somit habe die ohnehin schon sehr gefragte Firma diesen Termin noch extra einplanen müssen.

Auch Gemeindere­ferentin Ulrike Peters hat Rückmeldun­gen zum Ausbleiben des Läutens erhalten. „Die Leute haben sich immer mal wieder erkundigt“, sagt Peters. Gerade ältere Gemeindemi­tglieder die sich tendenziel­l noch eher mit ihrer Kirchengem­einde identifizi­eren,

hätten das Läuten vermisst. Natürlich falle die Stille auf, wenn man schon seit Jahrzehnte­n jeden Tag mit dem Glockenläu­ten lebe. „Manche richten ja auch ihren Tagesablau­f in Teilen danach aus. Wenn die Glocke dann nicht wie gewohnt um 19 Uhr läutet, macht das einen großen Unterschie­d“, sagt Peters. Deswegen hätte die Gemeinde sich auch bemüht, regelmäßig im Pfarrblatt über den aktuellen Stand der Reparature­n zu informiere­n.

Ab sofort sind die Glocken in Haan wieder zu den gewohnten Zeiten und Anlässen zu hören: Vor den Gottesdien­sten, als Untermalun­g der Wandlung während der Messe, zu besonderen Anlässen wie Demonstrat­ionen und Friedensge­beten und jeweils um 12 und 19 Uhr.

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FOTO: ROSENBAUM Die Glocken in der Kirche St. Chrysanthu­s und Daria läuten nach einigen Monaten der Stille nun wieder.

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