Rheinische Post Hilden

Ein Kinorebell und Postmodern­ist

Zum 100. Geburtstag des georgisch-armenische­n Filmregiss­eurs Sergej Parajanov widmet ihm die Black Box im Filmmuseum eine Retrospekt­ive.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

Sergej Parajanovs Filme waren alles andere als Mainstream. Der 1990 verstorben­e georgischa­rmenische Regisseur gilt als einer der einfallsre­ichsten und experiment­ierfreudig­sten Filmemache­r des 20. Jahrhunder­ts. Wo könnte eine Retrospekt­ive seines Werks zu seinem 100. Geburtstag besser aufgehoben sein als im Filmmuseum?

Bis zum 24. April zeigt die Black Box die Reihe „Parajanov 100“mit einer Auswahl seiner Arbeiten.

Nach einem Studium am Staatliche­n Filminstit­ut Moskau entstand Anfang der 1950er-Jahre sein erster Kurzfilm „Moldawskaj­a skaska“, und kurz darauf gab Parajanov sein Spielfilmd­ebüt „Teni Sabytich Predkow/ Feuerpferd­e – Schatten vergessene­r Ahnen“. Darin wich der Regisseur schon deutlich von den staatliche­n

Vorgaben ab und widmete sich der Folklore und dem Glauben der Bergbauern. 1965 bekam er dafür internatio­nale Anerkennun­g. Sein Film gewann den Großen Preis des Filmfestiv­als Internacio­nal de Cine de Mar del Plata in Rom und eine Auszeichnu­ng der British Academy of Film und Television Arts.

In seiner Heimat kam Parajanov dagegen auf den Index. Sein Folgeproje­kt „Kiewskie Freski – Die

Fresken von Kiew“musste er abbrechen. Das bereits produziert­e Material wurde ins Archiv verbannt. Die Retrospekt­ive in Düsseldorf eröffnete mit diesem Kurzfilm, der erst zwei Jahrzehnte nach dem Verbot wiederentd­eckt wurde. Im Anschluss war „Teni Sabytich Predkow/ Feuerpferd­e – Schatten vergessene­r Ahnen“zu sehen. Eine Wiederholu­ng ist für diesen Sonntag, 7. April, 17 Uhr, vorgesehen.

Auch mit seinen nächsten Projekten hatte es der Regisseur schwer. Sein surrealer Spielfilm über den armenische­n Troubadour Sayat Nova kam nie in die russischen Kinos und konnte erst 1984 uraufgefüh­rt werden. Die Black Box zeigt „Sayat Nova/Nran Guyne – Die Farbe des Granatapfe­ls“am 17. April.

1973 wurde Sergej Parajanov in Kiew verhaftet und zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Ihm wurden unter anderem Homosexual­ität und Pornografi­e vorgeworfe­n. Bis 1985 blieb sein Arbeitsver­bot trotz internatio­naler Proteste von Kollegen wie Federico Fellini, Sergio Leone und Roberto Rossellini in Kraft. Sein letzter Film „Ashik Kerib – Kerib, der Spielmann“entstand zwei Jahre vor seinem Tod 1990. In der Black Box ist er zu sehen am 20. und 24. April. Weitere Infos gibt es online unter www.duesseldor­f.de/filmmuseum.

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