Wer zerstörte „Jugend forscht“-Projekt?
Lennart Wagner und Konstantin Richter treiben mit Begeisterung ein Projekt zur Gewässerüberwachung voran. Kürzlich erhielten sie dafür einen Sonderpreis. Nun sorgte Vandalismus an der Itter für einen herben Rückschlag.
Jugend forscht nicht nur, Jugend zerstört auch. Diese Vermutung hat Walther Enßlin, der ein Projekt der beiden Schüler Lennart Wagner und Konstantin Richter begleitet. Die Gymnasiasten hatten eine Gewässerfernüberwachung für die Itter konstruiert. Das Gerät sei vor wenigen Tagen mutmaßlich von Jugendlichen zerstört worden, behauptet Enßlin.
Der ehemalige Lehrer für Physik, Chemie und Informatik vermutet, dass sich ein Jugendlicher unter der Brücke am Fritz-Gressard-Platz betrank, denn am Tatort sei eine leere Weinflasche gefunden worden. Dann soll es zu Vandalismus und einem Diebstahl gekommen sein. Verschwunden sind elektronische Geräte, die Bestandteile eines „Jugend forscht“-Projektes von Lennart Wagner und Konstantin Richter waren. Zwei Jahre hätten die beiden Schüler daran gearbeitet und rund 1000 Euro investiert. Es handelt sich dabei um Elektronik für die Messung des Wasserstandes und Elektronik für die Messung der Fließgeschwindigkeit der Itter. Verschwunden sind nach Angaben des Lehrers eine Solarzelle mit Bewegungsmelder und Lampe im Wert von 30 Euro. Enßlin: Diese wurden ebenso wie eine Überwachungskamera im Wert von 80 Euro von der Betonwand der Brücke abgeschlagen und mitgenommen oder in die Itter geworfen.“Außerdem fehle ein Spezialspaten im Wert von 50 Euro.
Wagner und Richter hatten die Idee für das Projekt vor zwei Jahren und es schließlich mit viel Motivation weiterentwickelt, nachdem es Anfang vergangenen Jahres einen Unfall in einem Klärwerk in Solingen gegeben hatte. Ein Faulbehälter war damals zerborsten. Rund 3000 Kubikmeter Klärschlamm hatten sich auf dem Gelände in Ohligs ergossen und waren zum Teil in die Itter gelangt. Im Fluss verendeten in den beiden Tagen nach dem Unfall viele Fische. Der Schlamm habe dem Wasser den Sauerstoff entzogen, nannte der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW) die aus seiner Sicht
wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben. Durch den Vorfall soll keine stärkere Schadstoffbelastung aufgetreten sein. Später wurde bekannt gegeben, dass der Behälter aufgrund von Korrosionsschäden zerbarst. Grundsätzlich solle die Itter sauberer werden, erklärte der BRW im März vergangenen Jahres. Die Bezirksregierung hatte bestätigt, dass der Fluss stark belastet sei. Laut Umweltamt gab es Überschreitungen bei Stickstoff-, Phosphor- und Kohlenstoffverbindungen, die überwiegend aus den Einleitungen der drei kommunalen Klärwerke Gräfrath, Ohligs und Hilden stammen. Zudem sei die Itter durch Kupfer und Zink belastet. Auch Spuren von Medikamenten und antibiotikaresistenten Keimen konnten nachgewiesen werden.
Nicht zuletzt dieser Sachstand habe Lennart Wagner und Konstantin Richter von der Wichtigkeit des
Projektes überzeugt, mit dem sie bei „Jugend forscht“antraten. Sie erhielten hier sogar einen Sonderpreis. Unter der Brücke brachten sie einen Wasseranalysenschrank mitsamt technischem Gerät an. Möglich war das, weil Enßlin die Fläche gepachtet hat und sich regelmäßig um den hier angelegten Garten kümmert. Gemessen wurden unter anderem Färbung, Salzgehalt, Temperatur und Fließgeschwindigkeit des Baches. Unterstützung bekamen sie vom Ingenieur Ernst Wachendorff. Von dem Engagement zeigte sich auch Bürgermeister Claus Pommer beeindruckt, der die jungen Forscher im Rathaus empfing.
Dabei hatten sich die beiden Schüler mit der Brücke ein offensichtlich problematisches Terrain ausgesucht. Enßlin berichtet von einem
seit sechs Jahren anhaltenden Vandalismus in dieser Umgebung. „Voriges Jahr wurden 200 Tulpen ausgegraben und vermutlich in die Itter geworfen.“Ein Jugendlicher, dessen Name ihm bekannt sei, sei bei einer Tat beobachtet worden. Vor allem an den Wochenenden und den Feiertagen sei am Fritz-GressardPlatz mit mutwilligen Zerstörungen zu rechnen. Ihm sei auch mal ein Fahrrad geklaut worden, berichtet der Lehrer. Da es so abgeschlossen war, dass man es nicht fahren konnte, lag es in einem Gebüsch in der Nähe.
Die beiden Schüler wollen sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen lassen. Sie kündigen an, das Projekt weiter voranzutreiben. Lennart Wagner: „Wir bleiben am Ball.“