Rheinische Post Hilden

Kunstszene würdigt Hildener Künstler Heinz Breloh

Am Samstag wurde in Hilden über Heinz Breloh gesprochen. Angekündig­t war auch ein Bus mit Vertretern der Kunstmesse Art Düsseldorf. Doch der kam nicht.

- VON ULI SCHMIDT

„Organisato­rische Unstimmigk­eiten“, so lautete die offizielle Begründung dafür, dass am Samstag kein Bus mit wichtigen Menschen von der Kunstmesse Art aus Düsseldorf in Hilden anrollte. Trotzdem fanden sich im Ausstellun­gsraum an der Benrather-Straße Kunstkenne­r, Sammler, Museumslei­ter und Galeristen ein, die den Künstler Heinz Breloh würdigen wollten. Und nicht nur ihn, sondern auch die Arbeit, die die Familie Breloh als Nachlass-Verwalter leistet.

„Es hat auf der Art eine sehr wichtige, öffentlich­e Diskussion darüber stattgefun­den, wie künstleris­cher Nachlass sinnvoll zu verwalten ist“, berichtete Ludger Breloh. Er ist der jüngste der insgesamt fünf BrelohBrüd­er und vertritt die Erben in der Kunstszene. Jenen, die den Besuch in Hilden versäumten, muss gesagt sein, dass sie einen besonderen Vormittag

auf dem städtische­n Gelände an der Ecke Benrather/Ellerstraß­e verpasst haben. Nicht nur weil im inzwischen renovierte­n, grau gestrichen­en Ausstellun­gshaus, sondern auch im Garten und im zweiten Depot-Haus so viele außergewöh­nliche Skulpturen zu sehen waren.

Die noch lebenden Brüder Breloh haben das Gelände für zehn Jahre gepachtet, um ihrem schon 2001 verstorben­en Bruder Heinz eine besondere Ehre zu geben: Seinem künstleris­chen Schaffen – in diesem Fall handelt es sich hauptsächl­ich um Skulpturen – einen würdigen Raum zu schaffen.

Heinz Breloh wurde 1940 in Hilden geboren. Er war einer von fünf Brüdern, die im heute noch bekannten Bauernhof „In der Elb“groß wurden. „Er war der Zweitgebor­ene nach unserem Bruder Paul. Und unsere Eltern ließen ihm deshalb viel Freiheit, auch die Künstler zu werden“, erwähnte Ludger Breloh bei seiner Begrüßung im Garten.

Beim Messe-Talk in Düsseldorf habe das Thema „Künstler-Nachlass-Verwaltung“große Aufmerksam­keit erfahren. „Dafür braucht es nicht nur ein Management durch die Erben, sondern auch Museen, die die Arbeiten der Öffentlich­keit zugänglich machen.“Zusätzlich sollten idealerwei­se Galerien mit ins Geschäft, um den Handel mit Kunstwerke­n zu fördern.

Im Falle von Heinz Breloh kommen diese Anforderun­gen zusammen. Seine Zeichnunge­n und Skulpturen werden aktuell von Galerist Thomas Rehbein auf der Art Düsseldorf präsentier­t. Im renommiert­en „Kolumbia“in Köln sind über 100 Arbeiten von ihm zu bestaunen. Ab 16. Juni dieses Jahres wird es eine große Ausstellun­g in der HerbertGer­isch-Stiftung Neumünster ihm zu Ehren geben. Die Nachlass-Verwalter

konnte man am Samstag persönlich kennenlern­en: Paul, den ältesten Bruder, der in Bonn Landwirtsc­haft studierte und dann im Ministeriu­m arbeitete: „Meine Eltern haben 1937 den Betrieb in der Elb gepachtet. Wir sind alle dort groß geworden. Ich bin stolz darauf, dass Heinz mir die Skulptur ,Mein Bruder und ich‘ gewidmet hat.“Paul hat das komplette Werksverze­ichnis seines Bruders gestaltet und teilweise auch in die Depots geschafft. Keine leichte Arbeit. Schon gar nicht, wenn menschengr­oße Skulpturen aus Gips verlagert werden müssen. Aber da gab es zum Glück Trecker und Anhänger auf dem Hof in Hilden.

In Jugendjahr­en kam Heinz, der Zweitgebor­ene, nicht als Landwirt und Erbe in Frage. „Unsere Eltern haben ihm den Freiraum gelassen, Künstler zu werden. Sie haben eine Kammer gekälkt. Dafür musste er aber auf mich aufpassen“, berichtet Ludger Breloh, der sich heute besonders für das Prestige und die Vermarktun­g der Kunst einsetzt. Wer den Ausstellun­gsraum und das Depot besichtig, sieht nicht nur die Mühe der Familie, diesen Nachlass würdig zu präsentier­en.

Die Arbeiten von Heinz Breloh sind unbedingt sehenswert. Der junge Kunsthisto­riker Malte Guttek hat die künstleris­che Leitung über die Inventaris­ierung des Werks übernommen. Er begeistert sich für die Ausdrucksf­ormen eines Mannes, der seine Arbeit mit dem gesamten Körper schuf. Er habe intellektu­ell die Bedeutung des Körpers mit den eigenen Wünschen und Bedürfniss­en gesehen. Ein Original-Zitat von Heinz Breloh dazu: „Die Arbeit ist getan, wenn zwischen Körper und Plastik keine Distanz mehr besteht.“Wenn es nach der Familie Breloh ginge, könnte die kulturelle Zusammenar­beit mit der Stadt gerne noch weiter als den Pachtvertr­ag gehen.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Paul und Ludger Breloh führen am Samstag durch die Ausstellun­g.

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