Wilhelm-Fabry-Museum online erleben
Das Großprojekt „Wilhelm Fabry geht digital“ist abgeschlossen und hat mehr als 600 Exponate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Museumsleiterin Sandra Abend begrüßt diese Inventarisierung.
Zwei Jahre hat Rainer Hotz in den Archiven und Sammlungen im Keller des Wilhelm-Fabry-Museums zugebracht. Hier hat er nicht nur die einzelnen Exponate gesichtet und sortiert, sondern sie auch inventarisiert und digitalisiert. Dies alles geschah auf Initiative des Museumsund Heimatvereins Unser Hilden, der sich für die Digitalisierung der Sammlungen einsetzte. Mit der Unterstützung des Kreises Mettmann und des Landschaftsverbands Rheinland, der die Digitalisierung großzügig gefördert hat, konnte das Projekt finanziert werden.
In der alten Schnapsbrennerei wurde nun das Ergebnis dieser digitalen Erfassung präsentiert. Rainer Hotz, der für das Projekt verantwortlich ist, hatte dazu eine kleine Präsentation vorbereitet und erzählte von seinen Erlebnissen im Museumskeller. „Manchmal hätte ich mich gerne weinend in einen Schrank gesetzt“, meinte er lächelnd, „aber ich habe keinen leeren Schrank gefunden“.
Um sich durch das Durcheinander in den beengten Räumlichkeiten zu arbeiten, hatte er sich Schrank für Schrank vorgenommen. Die Exponate wurden auf „vier Eckpfeiler der Sichtbarkeit“gestellt. Zunächst wurde jedem Exponat eine Inventarnummer gegeben, dann ein Objektname. Der Standort wurde festgehalten und ein Foto hinzugefügt. „Das ist eine wirkungsvolle Handhabe, die Sachen wiederzufinden“, erklärte Hotz. Natürlich wurden auch eine kurze Beschreibung des Exponats, die Maße und andere Details erfasst, um es schnell identifizieren zu können und um es der Öffentlichkeit zu erklären. Für die Fotos hatte Hotz mit Peter Siegmann großartige Hilfe.
Insgesamt 1169 Exponate konnte Rainer Hotz digitalisieren. Dabei ist er auf so manchen kleinen Schatz gestoßen. So hat er insgesamt 82 Lithografien und Kohlezeichnungen von Boris Fröhlich gefunden. Und als Besonderheit auch die 23 Drucksteine seines Zyklus‘ „Totentanz“von 1980. Außerdem konnte Rainer Hotz fast 1000 Bilder von Joachim Klinger erfassen. Sechzig davon sind inzwischen auch digital zugänglich
gemacht worden. „Ich bin froh, dass ich diese Bilder vor seinem Tod im Februar digitalisieren konnte“, meinte der Projektverantwortliche. So konnte der Künstler sehen, dass seine Werke erhalten und angemessene Wertschätzung bekommen.
Auch 123 Kupferstiche mit Motiven aus der Anatomie und der Chirurgie befinden sich in der Sammlung des Fabry-Museums. Mit den medizinischen Werkzeugen, von welchen Wilhelm Fabry zahlreiche selbst entwickelt hat, hatte Rainer Hotz so seine Probleme, denn der Museumsgründer und damalige Leiter hatte auch Replikate dieser medizinischen Werkzeuge in Solingen herstellen lassen. „Da lagen nun Originale und Replikate durcheinander“, erzählte Rainer Hotz, der vor der Frage stand: „Wie authentifiziere
ich die jetzt?“Auch einige Werkzeuge, die auf den ersten Blick gar nicht wie solche aussehen, mussten entsprechend zugeordnet werden. Das erforderte einiges an detektivischer Arbeit. Aber schließlich ist es Rainer Hotz gelungen.
Da Wilhelm Fabry auch etliche Bücher geschrieben hat, finden sich im Museumsarchiv natürlich auch Fabry-Bücher. „Es sind insgesamt
17, davon sind 13 noch zu seinen Lebzeiten erschienen“, erzählt Hotz. „Das wussten wir vorher nicht.“Außerdem liegen zahlreiche andere historische Bücher im Archiv, wie beispielsweise das erste Buch über Geburtshilfe, das von einer Frau in deutscher Sprache verfasst wurde. Von den 1169 digital erfassten Exponaten sind 149 Bücher, 263 medizinische Objekte, 279 aus der Grafiksammlung, 180 aus der Sammlung Murken, 60 aus der Sammlung Klinger und 107 aus der Vor- und Frühgeschichte. Dazu kommen 9 aus der Sammlung Malerei und 8 aus der Sammlung Kornbrennerei. Von den 1169 inventarisierten Exponaten wurden 605 über „museum-digital“der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Über „solche Schätze, die hier gehoben wurden und sichtbar gemacht werden“, zeigte sich Guido Kohlenbach, Leiter des LVR-Fachbereichs Regionale Kulturförderung, begeistert. „Das war eine Entdeckungsreise.“Er ist sich sicher: „Wir haben jeden Euro richtig investiert.“Auch Museumsleiterin Sandra Abend ist über die Inventarisierung froh. „Wir können jetzt ganz anders mit der Sammlung arbeiten.“