Rheinische Post Hilden

Möge Gott sie weiter tragen

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Nervös tippeln die jungen Frauen und Männer in spe vor der Kirche herum. Sitzt das Kleid, gerade mit viel Vorfreude auf den großen Tag hin gekauft, auch richtig? Und eine Krawatte zu tragen ist, für die großen Jungs noch reichlich ungewohnt, wie beim ständigen Nesteln mit dem ungewohnte­n Stück verzierter Seide, gerade erst mit Vaters Hilfe in mehreren Versuchen um den Hals gebunden, unschwer zu erkennen ist.

Landauf, landab stehen die Konfirmati­onen an. Die Kirchenglo­cken läuten. Die zu Konfirmier­enden ziehen in die festlich geschmückt­e Kirche ein, an der Spitze der Pfarrer oder die Pfarrerin, mit dem er oder sie, je nach Unterricht­skonzept, die letzten ein bis zwei Jahre verbracht und über Themen rund um den Glauben, und das Heranwachs­en in der Welt wie sie nun mal ist, nachgedach­t haben.

Das Wort Konfirmati­on leitet sich vom lateinisch­en confirmare - bestätigen ab, das heißt, am Tag der Konfirmati­on bestätigen die jungen Menschen, die Taufe, die sie (meist, aber nicht immer) in frühester Kindheit erhalten haben. Die Orgel braust auf, die Eltern und Angehörige­n erheben sich und schauen zu, wie der Nachwuchs durch das Kirchensch­iff schreitet. Der eine oder die andere wird sicher vor Rührung und auch ein bisschen Stolz ein Tränchen verdrücken und mögen denken: Bis hierher hat Gott unser Kind, das fast keins mehr ist, und uns gebracht. Jetzt schreitet er oder sie zum Altar und empfängt den Segen, bestätigt, dass Gott Ja zum ihm oder ihr sagt. Empfängt den Segen für das, was da kommen möge.

Und die Erwachsene­n wissen: Da kommt noch so viel. Den Zuspruch Gottes kann unser Youngster gut gebrauchen. Gut, da ist die Schule mit ihren Tücken, doch das ist ja erst der Anfang.

Was mag alles auf sie zukommen?

Und doch: Optimismus schwebt durch das Kirchensch­iff. Die Stimmung ist festlich-gelöst und heiter. Das Lied „Gott gab uns Atem, damit wir leben“erklingt, ein Lied, das in den „Konfi- Stunden“gesungen wurde. Das junge Leben atmet, pulsiert, geht im Gottesdien­st singend mit, empfängt durch die Pfarrperso­n den Segen und den (selbst ausgesucht­en) Konfirmati­onsspruch, einen Bibelvers, der den jungen Menschen durch das Leben begleiten möge. Die Predigt, die sehr persönlich für die frisch Konfirmier­ten gehaltenen Fürbitten und schließlic­h das Lied „ Gott dein guter Segen“, unter dem die nun vollgültig­en Mitglieder der evangelisc­hen Kirche hinausproz­essieren, lässt den Gottesdien­st rundherum zu einem festlich-geisterfül­lte, einem anrührende­n Ereignis werden.

Dann ist es geschafft! Es folgen, Gratulatio­nen, Umarmungen und…natürlich….Fotos. Wenn Sie irgendwo Zeuge oder Zeugin einer Konfirmati­on werden, oder sogar an einer solchen teilnehmen, schauen Sie hin! Schütteln Sie Hände! Gratuliere­n sie herzlich! Und hoffen und beten Sie für das Beste für diejenigen, die für das Leben und das was dann kommt, gesegnet werden.

Es ist ein großer Tag für sie. Und für die, die sie bis zu diesem Tag begleitet haben. Bis hierher hat sie Gott gebracht. Möge Gott sie weiter tragen.

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FOTO: BEHRENS Haiko Behrens ist Pfarrer in der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Hilden.

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