Rheinische Post Hilden

„Unsere Musik ist Nahrung für die Seele“

Saxofonist­in Karolina Strassmaye­r und Drummer Drori Mondlak eröffnen mit ihrem Quartett die Hildener Jazztage. Ihre hochkaräti­g besetzte Band zählt zum Besten, was Jazz zu bieten hat. Wir dürfen uns auf einen intensiven Abend freuen.

- VON THOMAS GEUCHEN

Die Hildener Jazztage warten gleich zu Beginn mit einem echten Kracher auf. Keine zwei Wochen ist es mehr hin, bis am 22. Mai im Kunstraum Gewerbepar­k-Süd das Quartett „Klaro!“, das neben Strassmaye­r und ihrem Ehemann Mondlak aus dem Pianisten Hans Vroomans und dem Bassisten Hans Glawischni­g besteht, das Festival eröffnen wird. Alle vier Musiker gehören seit langen Jahren zu den besten ihrer Zunft; ein kurzer Blick in ihre Biografien bestätigt das zur Genüge. Kenner der Szene dürften sich nach Auftritten wie dem in Hilden die Finger lecken. Aber Strassmaye­r und Mondlak verspreche­n: Auch als JazzNovize ist man in ihren Konzerten gut aufgehoben. „Wir spielen fürs Herz, nicht aufs Gehirn.“

Beide leben den Jazz. Für sie ist ihr Dasein als Künstler untrennbar mit ihrem Menschsein verbunden. Wer sich mit ihnen über ihr Schaffen unterhält, gewinnt den Eindruck, dass sie es neben ihren technische­n Fertigkeit­en, viel Fleiß und vielleicht auch dem nötigen Glück auch deswegen so weit gebracht haben. Karolina Strassmaye­r entfaltete ihre frühe Karriere in New York, wo sie unter anderem in der Band von Chico Hamilton und im Diva Jazz Orchestra spielte. 2004 wurde sie als erste Frau fest angestellt­es Mitglied der WDR Big Band. Sie ist Professori­n für Jazz-Saxofon an der FolkwangUn­iversität in Essen.

Strassmaye­r wird in Hilden nicht nur als Musikerin, sondern auch als Komponisti­n zu erleben sein. Denn auf dem Programm stehen ausschließ­lich Werke aus ihrer eigenen Feder. Diese lassen, wie es sich für Jazz gehört, viel Freiraum für Improvisat­ion, sind melodisch und reichen von nachdenkli­chen Balladen bis hin zu explosivem Swing. „Wir wollen immer die Stücke spielen, die gerade für uns aufregend und frisch sind und dank denen wir uns lebendig fühlen“, sagt die Österreich­erin: „Wir sind daran interessie­rt, beim Spielen ganz im Moment zu sein.“

Drori Mondlak erklärt, was das bedeutet: „Spontan sein, auf die anderen reagieren, in der Musik drin

sein. Die Energie des Publikums hat da einen großen Einfluss. Wir erzählen ihm eine Geschichte.“In über 20 Jahren in den Jazzclubs von New York hat der Amerikaner mit Größen wie Frank Foster, Joe Williams und Ernestine Anderson zusammenge­arbeitet. Mittlerwei­le lebt er in Köln und ist mit der europäisch­en Szene (Lee Konitz, Sonny Fortune und viele mehr) bestens vertraut.

„Improvisat­ion ist die Akzeptanz von Ungewisshe­it“, sagt Strassmaye­r. Diese geistige Präsenz äußert sich bei „Klaro!“gerne auch in freien Übergängen zwischen den einzelnen komponiert­en Stücken, die in ihrer Einmaligke­it ganz aus dem Moment heraus entstehen und die Persönlich­keit jedes Bandmitgli­eds hervortret­en lassen. „Dadurch entsteht

ein Flow in unserem Konzert“, sagt Mondlak.

Beide schwärmen von ihren Mitspieler­n. Strassmaye­r lobt Vroomans‘ „unverwechs­elbaren Touch“am Klavier. Der Niederländ­er unterricht­et am Konservato­rium Amsterdam und ist Mitglied des mit zahlreiche­n Grammys ausgezeich­neten Metropole Orchestra. Mondlak bescheinig­t seiner Frau, mit der er seit 22 Jahren musiziert, eine „große Lyrizität“. Beim Österreich­er Glawischni­g erkennt er die „New Yorker Energie“– eine kompromiss­lose Hingabe an die Musik. Strassmaye­r weiß, wovon ihr Mann spricht. Ob dieser Anspruch nicht kräftezehr­end ist? Strassmaye­r: „Die Energie, die wir in die Musik und ins Publikum stecken, geben sie uns wieder zurück.“

Strassmaye­r und Mondlak gastieren bereits zum vierten Mal bei den Jazztagen. 2013 spielten sie schon einmal das Eröffnungs­konzert – auch damals im Gewerbepar­k-Süd. Dessen Betreiber Hans-Jürgen Braun erinnert sich gern daran. Auf seinen Wunsch kommt es nun in dem kostenlos zur Verfügung gestellten Raum zu einer Neuauflage. Braun hebt die Verbindung von Bildender Kunst und Musik an dem Ort hervor und betont: „An der Unterstütz­ung der Jazztage ist mir viel gelegen. Wir wollen diese Veranstalt­ung weiter mittragen.“

Mit dem Festivalmo­tto „Blue in Green“können die Musiker viel anfangen. Strassmaye­r: „Das steht für Hoffnung und Leben, und das wollen wir als Musiker ausdrücken.“

 ?? FOTO: HILDENER JAZZTAGE. ?? Karolina Strassmaye­r und Drori Mondlak eröffnen mit der Band „Klaro!“die Hildener Jazztage 2024.
FOTO: HILDENER JAZZTAGE. Karolina Strassmaye­r und Drori Mondlak eröffnen mit der Band „Klaro!“die Hildener Jazztage 2024.

Newspapers in German

Newspapers from Germany