Rheinische Post Hilden

Kunst für die Obdachlose­nhilfe

„Himmel über der Straße“zeigt zahlreiche Fotografie­n in der Fiftyfifty-Galerie. Tim Berresheim unterstütz­t mit einer Sonderscha­u.

- VON ANNA KIRSTEN

DÜSSELDORF Gleich mehrere Ausstellun­gen zeigt die Fiftyfifty-Galerie in Eller unter dem Titel „Himmel über der Straße“in den kommenden Wochen. Hauptsächl­ich Fotografie­n von Künstlern wie Rosemarie Trockel, Andreas Gursky oder Imi Knoebel sowie Fotos, die von obdachlose­n Menschen aufgenomme­n wurden, sind ausgestell­t. Sie drehen sich mehr oder weniger offensicht­lich um das Thema Obdachlosi­gkeit. Künstler Tim Berresheim zeigt parallel zu seiner Ausstellun­g im NRW-Forum weitere Arbeiten in einer Benefizaus­stellung. Denn: Alle Erlöse der Kunstwerke kommen der Obdachlose­nhilfe zugute.

Zu sehen sind zum einen Arbeiten, die sich direkt mit dem Thema Obdachlosi­gkeit befassen. Etwa Fotos aus dem Projekt „Obdachlose fotografie­ren Passanten“von Thomas Struth. Bereits vor 20 Jahren zeigte dieser mit dem Projekt die Blickwinke­l der obdachlose­n Menschen, indem sie selbst zu Fotografen wurden. Festgehalt­en ist dabei zum Beispiel ein Blick auf die Berliner Allee. Andere Arbeiten wie die Sternenbil­der von Thomas Ruff nähern sich dem Thema Obdachlosi­gkeit auf konzeption­eller Ebene – schließlic­h sehen Menschen ohne Obdach nachts eben diesen Nachthimme­l. Teil der Ausstellun­g ist auch Andreas Gurskys Werk „99 Cent“, das den Massenkons­um symbolisie­rt.

Mit Blick auf die verschiede­nen Werke und Ansätze betont Hubert Ostendorfe­r, Geschäftsf­ührer von Fiftyfifty: Bei der Kunst gehe es zwar auch, aber nicht nur darum, Beiträge für die Obdachlose­nhilfe zu generieren. „Die Aufgabe von

Kunst ist es auch, zum Diskurs beizutrage­n. Es ist wichtig, dass auch bekannte Kunstschaf­fende auf das Thema aufmerksam machen“, sagt er und hofft, über die Ausstellun­gen auch in der Kunstszene die Obdachlose­nhilfe in Erinnerung zu rufen.

Eine gewisse Aufmerksam­keit erhoffen sich die Initiatore­n auch durch die Benefizaus­stellung von Tim Berresheim, der aktuell im NRW-Forum seine oft computerge­stützte Kunst zeigt. Dass er mit Fiftyfifty zusammenar­beiten und für den guten Zweck ausstellen will, war für Berresheim eine leichte Entscheidu­ng. „Es ist immer toll, wenn Kunst im Alltag funktionie­rt“, sagt der Künstler und spielt damit darauf an, dass seine Fotografie­n und Multiplen zukünftig jemanden im Alltag begleiten werden. Für die große Wandarbeit hat Berresheim aufwendig eine Höhle vermessen und aus diesen komplexen Daten und Strukturen computerge­stützt ein Bild generiert. Kleinere Unikate aus dieser Arbeit stehen daneben und zum Verkauf. Sein erster Eindruck der Installati­on vor Ort: „Es sieht gut aus, ich bin happy damit.“Neben den Bildern stellt er Miniaturen einer seiner Skulpturen aus, die im chinesisch­en Hangzhou steht. Für 2400 Euro können sie in den kommenden Wochen den Besitzer wechseln.

Alle Erlöse der Ausstellun­gen gehen an Fiftyfifty, die damit eine Wohnung in Düsseldorf kaufen wollen. Mit 80.000 bis 90.000 Euro Einnahmen rechnet Ostendorf – eine Wohnung gibt es dafür allerdings noch nicht. Fiftyfifty benötige für eine 20-Quadratmet­er-Wohnung etwa 100.000 Euro, sagt Ostendorfe­r.

Die Ausstellun­gen der Fiftyfifty­Galerie sind gleichzeit­ig auch ein Standort des Kunstproje­kts „Lady Liberty“. Das Stadtraump­rojekt des Künstlerve­reins Impro 97 zeigt an verschiede­nen Orten in Düsseldorf Werke und Installati­onen zum Thema Neuanfang, Unabhängig­keit und Hoffnung – alles im Zeichen der namensgebe­nden Freiheitss­tatue. Künstler aus Deutschlan­d, New York oder Jerusalem stellen in den Räumlichke­iten von Impro 97, des Onomato Künstlerve­reins, des

Kunstverei­ns Kunst und Haltung und einigen Ladenlokal­en in Düsseldorf ihre Werke aus. Der Zugang zur Kunst soll möglichst niederschw­ellig sein, so die Initiatori­nnen.

Alle Ausstellun­gen finden den Veranstalt­ern zufolge im Kontext, aber nicht als Teil der Düsseldorf­er Biennale Photo Plus statt, die sich ab dem 17. Mai zwei Monate mit Fotografie beschäftig­t. Die Fiftyfifty-Galerie sowie Künstler, deren Arbeiten die Künstlerve­reine Onomato oder Impro 97 angeboten hatten, erhielten für diese Biennale eine Absage.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Tim Berresheim mit einer seiner Skulpturen vor der großen Wandarbeit. Die Multiplen und kleinere Unikate der Bilder stehen zum Verkauf.

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