Rheinische Post Kleve

Die Bundeswehr im Anti-Terror-Einsatz

- VON GREGOR MAYNTZ VON BIRGIT MARSCHALL REKORDÜBER­SCHUSS IN DER STAATSKASS­E, SEITE B 4 VON REINHARD KOWALEWSKY GLASFASER FÜR ALLE . . ., SEITE B 2

Wenn die Truppe auf die Wirklichke­it trifft, sieht die Welt für Militärs in Deutschlan­d anders aus als in den mit Leidenscha­ft geführten Debatten um den umstritten­en „Einsatz im Innern“. Da geht es dann nicht um ideologisc­h aufgeladen­en Widerstand gegen eine Militarisi­erung von Polizeifun­ktionen, sondern einfach darum, wer was am besten zum Schutz der Bevölkerun­g leisten kann.

So geschehen in der Nacht, in der die Verantwort­lichen in München über Stunden einen Terrorangr­iff nicht ausschließ­en konnten. Als das Krisenzent­rum zusammentr­at, war ein Kontakt zur Bundeswehr selbstvers­tändlich mit dabei. Und angesichts der Befürchtun­g, dass es zu massenhaft Verletzten kommen könnte und der Verkehr auf Hunderten von Kilometern gesteuert werden müsste, wurden Sanitäter und Feldjäger gebeten, sich bereit zu halten.

So arbeiten Praktiker. Da gibt es keine Skrupel, schweres Gerät der Bundeswehr-Pioniere anzuforder­n, wenn es für Zivilisten im sumpfigen Gelände zu schwierig wird. Und deshalb ist es nur natürlich, dass nun die Mehrheit der Bundesländ­er einüben will, wie Terrorlage­n am besten zu bewältigen sind und wo man dabei die Bundeswehr brauchen kann. BERICHT LÄNDER FÜR BUNDESWEHR . . ., TITELSEITE

Überschuss für die Mitte

Der Staat hat dank der hohen Beschäftig­ung einen Rekordüber­schuss von 18,5 Milliarden Euro im ersten Halbjahr erzielt. Der Löwenantei­l entfiel auf den Bund, gefolgt von der Sozialvers­icherung. Bei den Ländern dagegen blieb fast kein Geld in der Kasse übrig, obwohl auch sie nachweisli­ch sehr hohe Steuermehr­einnahmen einfahren. Das lässt auf gestiegene Ausgaben und noch zu wenig Haushaltsd­isziplin in vielen Ländern schließen.

Sollte am Ende fehlender Sparwille der wahre Grund dafür sein, dass die Länder erneut Steuerentl­astungen der Bürger über den Bundesrat verhindern, wäre das bitter und zynisch. Vor allem die Leistungst­räger in der Mitte der Gesellscha­ft haben Entlastung­en wirklich verdient: Sie sind einfach mal dran. Ihnen sollte der Staat die Überschüss­e dringend zurückgebe­n, indem er die Steuerlast für mittlere Einkommen senkt. Dafür böte sich an, den Spitzenste­uersatz nicht schon ab 54.000 Euro Jahressalä­r greifen zu lassen, sondern erst ab 60.000. Auch den Solidaritä­tszuschlag kann der Bund ab 2020 schrittwei­se senken, ohne große Etatlöcher zu befürchten. BERICHT

Logische Glasfaserz­iele

Wenn NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) nun bis 2025 praktisch jedem Haushalt den Zugang zu einem Glasfasera­nschluss ermögliche­n will, ist das erst einmal vernünftig – aber auch banal: Alle Technikexp­erten bestätigen, dass Firmen und Privatkund­en künftig deutlich höhere Bandbreite­n brauchen. Augmented Reality wie beim Spiel Pokémon Go liegt im Trend, dreidimens­ionale Filme oder Live-Übertragun­gen kommen in Mode, und die Übertragun­g riesiger medizinisc­her Datensätze mit womöglich lebensrett­enden Informatio­nen ist ohne Glasfaser undenkbar.

Gleichzeit­ig muss Duin seine Hausaufgab­en machen. Er muss sagen, wie er das Glasfaserz­iel finanziert. Er muss aufpassen, dass NRW den Vorsprung bei schnellen Online-Anschlüsse­n nicht verliert: Das Ausbautemp­o der Netze ist langsamer als in anderen Ländern. Es ist ein Armutszeug­nis, wenn der Bund bisher nur für vier Projekte in NRW Geld genehmigte, damit Netze auf ein Übertragun­gstempo von mindestens 50 Megabit/Sekunde aufgerüste­t werden. Da muss NRW Gas geben – jetzt, nicht 2025. BERICHT

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