Rheinische Post Kleve

Diskussion über Schwarz-Grün in NRW

- VON M. BRÖCKER UND T. REISENER

Von rot-grüner Harmonie ist in der Landesregi­erung kaum noch die Rede. Es knirscht. Im Landtag drängen schwarz-grüne Gedankensp­iele wieder in den Vordergrun­d.

DÜSSELDORF Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfrid Kretschman­n (Grüne) fordert seine Partei per „Spiegel“-Interview zu einem schwarz-grünen Bündnis im Bund auf. Damit befördert er Spekulatio­nen über eine solche Konstellat­ionen nach der NRW-Landtagswa­hl im kommenden Jahr am 14. Mai.

Angesichts fehlender Mehrheiten für Rot-Grün oder Schwarz-Gelb wird in der Landes-CDU ein Bündnis aus CDU, Grünen und FDP favorisier­t, um den Ministerpr­äsidenten stellen zu können. Der Landesvors­itzende Armin Laschet pflegt seine Kontakte zu Landesgrün­en wie der Parteichef­in Mona Neubauer, ihrer Vorgängeri­n Monika Düker, ExFraktion­schef Reiner Priggen und Landtagsvi­zepräsiden­t Oliver Keymis. Seine integratio­ns- und flüchtling­spolitisch­en Positionen gefallen auch den Grünen. Vertraute verraten: Er wird im Wahlkampf auf scharfe Attacken gegen die Grünen verzichten.

Vize-Ministerpr­äsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne), engste Partnerin von SPD-Regierungs­chefin Hannelore Kraft, hat keine Berührungs­ängste mit der CDU. Wenn der persönlich­e Kontakt stimmt, geht sie schon mal zu einer CDU-Veranstalt­ung und nimmt hernach Sticheleie­n aus der SPD in Kauf. Intern wirbt Löhrmann dafür, dass sich die Grünen auf ihre Inhalte konzentrie­ren und keine Bündnisse ausschließ­en sollten.

Kritischer sieht der Wirtschaft­sflügel der Landes-CDU ein mögliches Zusammenge­hen mit jener Partei, die mit Umweltmini­ster Johannes Remmel bei den Themen Klimaschut­z, Braunkohle, Landwirtsc­haft und Landesentw­icklung den Gegensatz zur CDU-Wirtschaft­spolitik vertritt. „Ich kann mir ein Bündnis mit den Grünen schwer vorstellen, gerade in der Landwirtsc­haft geht das nicht“, sagt der Paderborne­r Bundestags­abgeordnet­e Carsten Linnemann, Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung der Union.

Offiziell ist die Marschrich­tung der NRW-Grünen „die Fortsetzun­g der rot-grünen Koalition“, wie Fraktionsc­hef Mehrdad Mostofizad­eh sagt. Unterhalb dieser Koalitions­räson aber gärt es. Vor wenigen Monaten distanzier­te sich NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) öffentlich vom rot-grünen Koalitions­vertrag und meinte die aus seiner Sicht übertriebe­nen Umweltvors­tellungen der Grünen. In dieser Woche legte Verkehrsmi­nister Michael Groschek (SPD) nach und wetterte vor der Handwerksk­ammer Düsseldorf gegen eine „durchgrünt­e Gesellscha­ft“, in der Umweltakti­vsten Infrastruk­turprojekt­e behindern. „Nicht hilfreich“, kommentier­t das Mostofizad­eh.

Der Grünen-Fraktionsc­hef favorisier­t die Fortsetzun­g der rot-grünen Koalition. Aber er kündigt an: „2017 werden die Grünen in NRW einen eigenständ­igen Wahlkampf führen. Wir schließen nicht aus, auch mit der CDU zu reden.“Vor wenigen Jahren war Mostofizad­eh in Essen Architekt einer schwarz-grünen Koalition. Auch Oliver Keymis sagt: „Wir haben mit der SPD immer noch die größten Schnittste­llen. Grundsätzl­ich reden wir 2017 auch mit der CDU, wenn wir auf diesem Weg mehr grüne Politik durchsetze­n können.“Leitartike­l

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