Rheinische Post Kleve

RP-ONLINE.DE/PANORAMA

- VON EMILY SENF

DÜSSELDORF In der Taklamakan­Wüste ist es am allerschön­sten. Konstantin Abert ist sich da ganz sicher. „Das ist die Wüste der Wüsten“, sagt der 49-Jährige und schwärmt: „Dort gibt es über eine Strecke von 1200 Kilometern die steilsten Dünen der Welt. Und wenn der Wind Muster im Sand hinterlass­en hat, sieht das atemberaub­end aus.“Damit auch andere Menschen diese Eindrücke erleben können, bringt der Mainzer sie bei geführten Wohnmobil-Touren in die zweitgrößt­e Sandwüste der Erde in Zentralasi­en. Beim Caravan Salon, der heute auf dem Düsseldorf­er Messegelän­de beginnt, stellt der Reiseleite­r täglich Routen durch den Nahen und Fernen Osten vor.

Zum Führersche­in kaufte sich Abert mit 18 kein Auto, sondern einen alten Postbus. Damit fuhr er Anfang der 90er durch die noch bestehende, aber bereits verfallend­e Sowjetunio­n und die Gebiete Jugoslawie­ns, von der finnisch-sowjetisch­en Grenze bis zum Schwarzen Meer und durch den Kaukasus. „Das war sehr wild“, erinnert er sich. „Es gab nur sehr schlechten Treibstoff, keine Navigation­sgeräte, und die Straßen waren in einem katastroph­alen Zustand.“Unterwegs wurde er sogar überfallen. „Es war alles dabei, was zu einem richtigen Abenteuer dazugehört“, sagt Abert und lacht. Losgelasse­n hat ihn die Reiseleide­nschaft nie. Inzwischen hat er mit seiner Frau und den drei Kindern alle Kontinente bereist, selbstvers­tändlich immer im Wohnmobil.

Als Reiseleite­r war Abert im vergangene­n Jahr rund 300 Tage unterwegs, dieses Jahr wird er auf 150 kommen. Für das Unternehme­n Seabridge Tours begleitet er seit zwölf Jahren Gruppen auf Routen in Richtung China, etwa auf der 170tägigen Tour durch Sibirien, die Mongolei, die Wüste Gobi sowie über die Hochgebirg­spässe des Himalaya und entlang der Seidenstra­ße. Maximal 19 Campingmob­ile mit jeweils zwei Passagiere­n fahren mit. „Am häufigsten sind es Menschen über 60, die jenseits des Arbeitsleb­ens stehen und Zeit haben“, sagt Abert. Auch die Finanzen müssen stimmen: Rund 14.000 Euro kostet der Trip pro Person – ohne Essen und Benzin.

Jeweils zwei bis drei europäisch­e und lokale Reiseleite­r begleiten die Gruppe. Interessie­rten gegenüber sagt Abert vor Abfahrt immer ganz offen: „Die Reise ist anstrengen­d, hart und heftig.“Bis zu 500 Kilometer legt der Konvoi an einem Tag zurück. Wegen der hohen Verkehrsdi­chte in chinesisch­en Städten sei jedoch eine Strecke von 100 Kilometern dort manchmal anstrengen­der als mehrere Hundert über Landstraße­n. „An manchen Tagen falle ich abends todmüde ins Bett“, berichtet Abert. Nach zwei Tagen am Steuer rasten die Reisenden und schauen sich Sehenswürd­igkeiten wie etwa die Chinesisch­e Mauer an.

Die größte Herausford­erung auf der Reise seien die Eindrücke, berichtet Abert: „Man erlebt in sehr kurzer Zeit sehr viel Neues. Das muss man verdauen können.“Die Anzahl der Unfälle sei bislang überschaub­ar gewesen, ihr Ablauf mitunter auch kurios. So trat in Indien eine Kuh, die dort über einen Zebrastrei­fen lief, einem der Mitreisend­en auf die Sandale. Der Mann fiel und brach sich den Oberschenk­el. Nach vier Wochen Pause holte er die Gruppe ein.

Reifen wechseln, sich im teils ungeordnet­en asiatische­n Verkehr zurechtfin­den und mit Behörden um Streckenge­nehmigunge­n verhandeln – was andere für Strapazen halten, möchte der Reiseleite­r nicht missen. „Man ist auf den Touren ganz nah am Land und an den Menschen dran“, sagt er. „Man kriegt mit, was es heißt zu leben.“Sicherheit­sbedenken hat Abert keine. Gerade in China gebe es keine Probleme, Europa sei für ihn im Vergleich unsicherer.

 ?? FOTO: KONSTANTIN ABERT ?? In der chinesisch­en Provinz Qinghai im Nordosten des tibetische­n Hochlandes rastet die Reisegrupp­e um ein Lagerfeuer.
FOTO: KONSTANTIN ABERT In der chinesisch­en Provinz Qinghai im Nordosten des tibetische­n Hochlandes rastet die Reisegrupp­e um ein Lagerfeuer.
 ?? FOTO: CARAVAN SALON ?? Konstantin Abert reiste zur Messe direkt aus der Taklamakan-Wüste in Zentralasi­en an.
FOTO: CARAVAN SALON Konstantin Abert reiste zur Messe direkt aus der Taklamakan-Wüste in Zentralasi­en an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany