Rheinische Post Kleve

Fed will Zinsen erhöhen – irgendwann

- VON ANTJE HÖNING

Janet Yellen legt sich nicht fest. Sie wird wohl erst die US-Wahl abwarten.

JACKSONHOL­E Janet Yellen ist die mächtigste Ökonomin der Welt. Als Chefin der US-Notenbank Fed entscheide­t die 70-Jährige nicht nur über den Leitzins, sondern bestimmt weltweit über Investitio­nsbedingun­gen und Aktienkurs­e. 2015 hatte die Fed das Ende der mehrjährig­en Nullzinsph­ase eingeläute­t und den Leitzins leicht auf 0,25 bis 0,5 Prozent erhöht. Deutliche Erhöhungen sollten 2016 folgen. Doch auch gestern blieb Yellen energische Schritte schuldig. Sie setzte bei ihrer mit Spannung erwarteten Rede weiter auf Zinserhöhu­ngen, sagte aber nicht, wann diese kommen.

Die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen zeigten in die richtige Richtung, sagte Yellen bei der internatio­nalen Notenbanke­r-Tagung in Jackson Hole. „Im Lichte der fortgesetz­ten soliden Situation auf dem Arbeitsmar­kt und unseren Prognosen für Wachstum und Inflation glaube ich, dass die Argumente für eine Erhöhung der Leitzinsen stärker geworden sind.“Das Wirtschaft­swachstum in den USA sei zwar nicht besonders hoch, aber ausreichen­d, um die Lage am Arbeitsmar­kt zu verbessern. Anders als die Europäisch­e Zentralban­k darf die Fed auch das Job-Wachstum fördern.

Die Börsen reagierten mäßig begeistert. Der Dax zog leicht an und schloss bei 10.588 Punkten. Auf Wochensich­t gewann der deutsche Leitindex 0,4 Prozent. Je länger die Zinsen unten bleiben, desto unattrakti­ver sind Staatsanle­ihen und Bankeinlag­en. Das wiederum heizt die Nachfrage nach Sachwerten und damit die Aktienkurs­e an.

Die nächste Möglichkei­t zur Zinserhöhu­ng besteht am 21. September, wenn der zuständige Fed-Ausschuss tagt. Experten erwarten aber, dass es eher Dezember wird, bis die Notenbank ernst macht mit höheren Zinsen. Nicht zuletzt, weil dann auch die Präsidente­nwahl in den USA gelaufen ist. Zwar ist die Fed politisch unabhängig, dennoch ist ihr Wirken hochpoliti­sch. Eine kräftige Zins-Anhebung jetzt könnte die US-Wirtschaft dämpfen. Das dürfte vor allem der demokratis­chen Kandidatin Hillary Clinton schaden. Der republikan­ische Kandidat Donald Trump, der weiter Minizinsen fordert, hat bereits angekündig­t, er werde bei einem Wahlsieg Yellen ersetzen. Außerdem wolle er die Macht der Fed begrenzen. Ein Grund mehr, warum Ökonomen nichts von Trump halten.

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FOTO: AP

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