Rheinische Post Kleve

Dem Profisport geht’s gut

- VON KILIAN TRESS

Nicht nur die Bundesliga ist ein Erfolgspro­dukt, auch Handball-, Basketball- und Eishockey-Liga steigern ihre Umsätze.

DÜSSELDORF Vor 40 Jahren begann das Millionens­piel im deutschen Sport endgültig. Der Belgier Roger van Gool wechselte 1976 für eine Million DM-Mark (umgerechne­t 500.000 Euro) vom FC Brügge zum 1. FC Köln. Damit war der belgische Außenstürm­er der teuerste Einkauf in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Möglich machte es der Deutsche Fußball-Bund, der 1972 zunächst Gehaltsobe­rgrenzen abschaffte, 1973 Trikotwerb­ung erlaubte und 1974 die Begrenzung der Ablösesumm­en strich. Die FußballBun­desliga boomt seither. 2,6 Milliarden Euro setzte die 1. Bundesliga allein im Geschäftsj­ahr 2014/15 um und erzielte damit zum elften Mal hintereina­nder ein Rekorderge­bnis. ein Ende dieser Erfolgsges­chichte ist vorerst nicht abzusehen.

Die Leidtragen­den der FußballDom­inanz waren stets die anderen, Handball, Basketball, Eishockey. Doch die vermeintli­ch Kleinen haben auch aufgerüste­t. 2008 galt im deutschen Profi-Handball beispielsw­eise die Verpflicht­ung des montenegri­nischen Handballsp­ielers Alen Muratovic noch als Meilenstei­n.

Mit 700.000 Euro, die der Bundesligi­st SG Flensburg-Handewitt nach Spanien zu BM Valladolid überwies, galt der Rückraumsp­ieler als spektakulä­rster Einkauf der deutschen Handball-Liga. Ein Jahr später nahm das Transferka­russell erst richtig Fahrt auf. Von den Mannheimer „Rhein-Neckar-Löwen“, die vom SAP-Gründer und Milliardär Dietmar Hopp unterstütz­t werden, wurde zum ersten Mal eine Millionens­umme aufgerufen. Nicola Karabatic sollte vom Rekordmeis­ter THW Kiel in die Kurpfalz gelockt werden. Den Zuschlag für 1,5 Millionen Euro bekam allerdings der französisc­he Erstligist Montpellie­r HB. Kiel reagierte und holte für etwa 1,2 Millionen Euro adäquaten Ersatz: den französisc­hen Weltklasse­spieler Daniel Narcisse.

Anfang des Jahres 2016 soll THW Kiel bereit gewesen sein, für den Isländer Aron Palmarsson drei Millionen Euro zu zahlen. Zwar kam der Wechsel nicht zustande, das Geld scheint aber bei den etablierte­n Handball-Klubs vorhanden zu sein.

Das unterstrei­chen die Umsatzzahl­en. In den vergangene­n zehn Jahren hat die Liga den Umsatz um 102 Prozent von 47 auf 96 Millionen gesteigert. Prozentual gesehen entwickelt sich Handball damit im selben Zeitraum genauso prächtig wie

2014/15 die Fußball-Liga (104 Prozent), die freilich von einem ganz anderen Gesamtnive­au kommt und immer noch in den Kennzahlen weit über dem Rest in Deutschlan­d liegt. Aber auch die Zuschauerz­ahlen sind im Handball seit 2001 um ein Fünftel auf 1,53 Millionen gestiegen.

Noch besser ist die Basketball­Bundesliga aufgestell­t. Freilich auch getrieben vom Neu-Erstligist­en Bayern München steigerte die BBL den Umsatz zwischen 2005 und 2015 um 187 Prozent auf 97 Millionen Euro. Dass Bayern München überhaupt mitmacht, verdankt es der Entscheidu­ng von Uli Hoeneß, der neben den Fußballern ein zwei-

2015/16 tes Aushängesc­hild des Klubs wollte.

In der abgelaufen­den Saison durchbrach die BBL erstmals die 100-Millionen-Schallmaue­r. Zudem kommen im Vergleich zur Saison 2001/02 mit einer Steigerung von 121 Prozent mehr als doppelt so viele Zuschauer in die BBL-Hallen. Fast 1,5 Millionen. „Infrastruk­turell, organisato­risch und vom Wettbewerb her liegen wir sicher unter den Top Drei in Europa. Was noch fehlt, sind größere Erfolg in der Euroleague“, sagt BBL-Sprecher Dirk Kaiser.

Die Transfersu­mmen sind trotzdem überaus bescheiden. Der deutsche Top-Star Dennis Schröder wechselte 2013 von den Braunschwe­ig Phantoms (heute Basketball Löwen Braunschwe­ig) für 423.000 Euro in die NBA. „Nach Abzug der Transferko­sten haben wir letztlich rund 370.000 Euro bekommen“, sagte der Aufsichtsr­ats-Chef Michael Doering damals der „Braunschwe­iger Zeitung“über den Rekordtran­sfer.

Die Summen, die Basketball-Bundesligi­sten für neue Spieler ausgeben, sind dagegen deutlich geringer. Aber: „Hinsichtli­ch der Transferer­löse führen wir keine Statistik“, sagt BBL-Sprecher Dirk Kaiser. Die Eishockeyl­iga DEL mit 2,7 Millionen Zuschauern jährlich und 107 Millio- nen Euro Umsatz liegt (noch) auf Rang zwei im deutschen Profisport. Transfersu­mmen gibt es in dieser Liga nicht. Üblich ist es, dass Spieler erst nach Auslaufen oder vorzeitige­r Auflösung des Kontrakts wechseln. Die Gehälter bleiben im Gegensatz zum Fußball bescheiden. 80.000 bis 150.000 Euro netto, dazu ein Leasing-Fahrzeug, eine Wohnung und ein Handy werden für einen gestandene­n DEL-Spieler gezahlt. Nur bei den Topklubs Adler Mannheim, Eisbären Berlin, Kölner Haie oder Red Bull München können für einen Spitzenspi­eler auch schon mal 300.000 Euro Gehalt überwiesen werden.

Roger van Gool war der erste Millionen

Transfer der Fußball-Bundesliga

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