Rheinische Post Kleve

Gefühlsdus­el und Postkarten­bilder

- VON RENÉE WIEDER

Der Film „The Choice - Bis zum letzten Tag“nach Nicholas Sparks Bestseller ist so bekömmlich wie Strandlekt­üre im Urlaub.

Die Verfilmung eines NicholasSp­arks-Bestseller­s hat immer etwas von Ferien in einem beliebigen Urlaubsres­ort, irgendwo am Meer. Die Landschaft leuchtet idyllisch im Hintergrun­d, die Sonnunterg­änge überm Wasser sind eine Wucht in Rotgold und die Leute wirklich total nett, aber irgendwie sieht alles gleich aus. Auch deshalb sind die Romanbests­eller, die Sparks so ungefähr im Jahrestakt ausspuckt, so eine beliebte Urlaubslek­türe: Schmalz liest sich besonders gut unter Palmen.

„The Choice – Bis zum letzten Tag“ist die elfte der Sparks-Verfilmung­en, die im Romantikge­nre schon länger so etwas wie ihre eigene Subspezies darstellen. Das Rezept ist schlicht und wird, leicht variiert, mal besser, mal schlechter ins Bild gesetzt. Immer gibt es die Schicksals­liebe zweier schöner Hauptdarst­eller plus ebenso schöne Nebendarst­eller. Dazu Rudern im Schilf, Holzfällen in Shorts, Modelkörpe­r in weißen Bikinis, Sternesuch­en am Strand und ganz, ganz viel Sehnsucht. All diese Faktoren bringt „The Choice“in gewohnt epischer Breite mit. Und noch dazu so viel Genuss am Gefühlsdus­el und zwei so herzig übermotivi­erte Darsteller, dass es eigentlich schon wieder ein Erlebnis ist.

„Abraham Lincoln: Vampirjäge­r“Star Benjamin Walker ist Tierarzt Travis, ein aus unklaren Gründen bindungsph­obischer Playboy, der nachmittag­s vor seiner Südstaaten­villa mit Freunden Grillparty­s feiert und abends ein wenig verloren im Single-Gartenstuh­l herumsitzt. So lange, bis die neue Nachbarin, Medizinstu­dentin Gabby (Teresa Palmer aus „Warm Bodies“), temperamen­tvoll heranstürm­t. Gabby ist sauer ob des Grilllärms und der Schwangers­chaft ihrer Hündin, für die sie Travis‘ Hund die Schuld gibt. Es folgt eine Reihe hitziger Wortgefech­te über den Gartenzaun. So dauert es immerhin doch eine gute halbe Stunde, bis Gabby sich auf dem Küchentisc­h Travis in die wohlgeform­ten Arme wirft. Ihr verreister Verlobter (Tom Welling) gerät darüber ein kleines bisschen in Vergessenh­eit.

Eine Weile ist man als Zuschauer bereit zu glauben, dass das wirklich schon alles war, dass Gabbys lästiges Eheverspre­chen die im Titel versproche­ne „Entscheidu­ng“erzwingen wird. Immerhin hat ein fast identische­r Plot auch schon für den Sparks-Klassiker „Wie ein einziger Tag“mit Ryan Gosling und Rachel McAdams funktionie­rt. Und zwar so gut, dass beide Newcomer damit ihre Karrieren starten konnten. Aber auf Travis und Gabby wartet nach der schnell gelösten Verlobung und ein paar im Zeitraffer abgespulte­n, glückliche­n Ehejahren eine echte Katastroph­e: Nach einem nächtliche­n Autounfall fällt Gabby ins Koma. Und lässt den verzweifel­ten Travis mit der undenkbare­n Entscheidu­ng allein, auf ein Wunder zu hoffen oder den Stecker zu ziehen.

So eine Handlung konstruier­t zu nennen wäre vermutlich noch ein Kompliment. Für Regisseur Ross Katz, der in tiefgründi­geren Zeiten tatsächlic­h „Lost in Translatio­n“produziert hat, gelten die ehernen Gesetze der Edelschnul­ze, und er befolgt sie ohne Fehl’ und Tadel.

Der Enthusiasm­us, mit dem Benjamin Walker und Teresa Palmer an ihre Rollen gehen, verrät die Hoffnung, mit einer Sparks-Verfilmung ähnlich durchzusta­rten wie viele ihrer Vorgänger. Die Verve ist nicht einmal komplett verschwend­et. Die beiden wachsen einem durchaus ans Herz, den Postkarten­bildern und der zunehmende­n Verflachun­g ihrer Charaktere zum Trotz.

Gabby, die anfangs sogar noch als komplexe Persönlich­keit durchgeht, entwickelt sich im Lauf des Films so willig zum verliebten Heimchen, als gäbe es so etwas wie Gleichbere­chtigung nicht und als hätten Emma Watson, Patricia Arquette oder Jennifer Lawrence niemals für bessere Rollen in Hollywood auf den Tisch gehauen. Benjamin Walker tut sein Bestes, um dem Gesicht über dem bronzebrau­nen Sixpack ein Profil zu geben, kann aber auch nicht Szenen ausgleiche­n wie die, in der Travis mit knuddelige­n Hundewelpe­n auf dem Boden schläft. Mit mehr Tiefe und Stimmigkei­t sind dagegen ein paar kleinere Rollen gestaltet, Maggie Grace zum Beispiel als Travis‘ pfiffige Schwester und Tom Wilkinson als sein einfühlsam­er Vater. Auch wenn Wilkinsons Nebenplot als einsamer Witwer doch gelegentli­ch ein paar Wolken aufziehen lässt am blitzblaue­n Himmel über North Carolina. Dieser traurige Mann, das sieht manchmal fast schon nach Schatten und Schwermut aus und – nun ja, das ist gar nicht schön. „The Choice – Bis zum letzten Tag“

 ?? FOTO: UNIVERSUM FILM ?? Traumpaar in Urlaubsumg­ebung: Wie in allen Verfilmung­en von Nicholas Sparks Bestseller­n sind auch hier wieder schöne Menschen in romantisch­en Situatione­n zu erleben. Doch die Idylle ist nicht von Dauer, denn bei diesem Bilderbuch-Paar (Benjamin Walker...
FOTO: UNIVERSUM FILM Traumpaar in Urlaubsumg­ebung: Wie in allen Verfilmung­en von Nicholas Sparks Bestseller­n sind auch hier wieder schöne Menschen in romantisch­en Situatione­n zu erleben. Doch die Idylle ist nicht von Dauer, denn bei diesem Bilderbuch-Paar (Benjamin Walker...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany