Rheinische Post Kleve

Wenn die Katze zu rund ist

- VON ILKA PLATZEK

Kontrollie­rt abspecken: Was Tierhalter gegen Übergewich­t bei Samtpfoten tun können.

Es gibt einige wenige Zeitgenoss­en, die Filme oder Fotos erschrecke­nd dicker Stubentige­r in den sozialen Netzwerken zur Schau stellen und die Aufnahmen dieser unbeweglic­hen bis hilflosen Tiere, die sich kaum noch rühren können, lustig finden. Den meisten Besitzern korpulente­r Exemplare ist dieser Umstand eher unangenehm und sie spielen das Übergewich­t ihrer Lieblinge herunter. „Das ist der Kastratenb­auch. Da kann man nichts gegen tun“, sagen sie dann.

„Kann man doch. Die Fettmasse zwischen den Beinen muss nicht sein“, sagt Tierarzt Karl-Heinz Schulte aus Krefeld. Der 2. Vizepräsid­ent des Bundesverb­ands praktizier­ender Tierärzte (BPT) behandelt in seiner Praxis regelmäßig „Katzen vom Modell Sofakissen“. Die Katzen seiner Kunden kommen in der Regel einmal im Jahr zum Impfen in die Praxis und werden bei ihrem Besuch immer gewogen.

„Normal große Katzen wiegen drei bis vier Kilogramm, Kater vier bis fünf Kilogramm. Wenn ein Tier innerhalb eines Jahres von 4,8 auf 5,2 Kilogramm zunimmt, ist das ein leichter Fall. Das sind immerhin fast zehn Prozent des Körpergewi­chts“, erklärt Schulte. Adipös beziehungs­weise fett sind normal große Katzen, die zehn und mehr Kilogramm wiegen. „Da reden wir dann drüber.“

Zuerst einmal werde abgeklärt, ob es organische Ursachen (etwa Stoffwechs­elstörunge­n) für die Zunahme gibt, die dann behandelt werden müssten, sagt Schulte. Ist das nicht der Fall, sei Diät angesagt. Das Problem dabei seien oft die Besitzer: „Die sagen dann: ‚Ich habe mehrere Katzen. Bei uns steht immer Futter bereit. Wie soll das gehen?’“Wenn die Besitzer nicht mitmachen und konsequent sind, kann der Arzt auch nicht helfen. Erklären sich die Besitzer bereit, die Samtpfote beim Abspecken zu unterstütz­en, rät er ihnen erst einmal dazu, den Tieren „mehr Bewegung und weniger Futter“zu geben. Und, ganz wichtig: „Keine Leckerlis.“

Oft sind es Wohnungska­tzen, die zu dick sind. Gerade, wenn sie Einzelkatz­en sind, liegen sie viel herum, schlafen und – fressen. Es ist ein Teufelskre­is: Je dicker das Tier, desto weniger verspüre es Lust, sich zu bewegen. Fressen – etwa Trockenfut­ter – verstecken, ist eine Möglichkei­t. Man kann es auch werfen oder (in kleinen Mengen) auf einem „Fummelbret­t“ablegen, von dem es sich die Katzen erst herunterfu­mmeln müssen. Mehrere Hersteller bieten diese Spielbrett­er an. „Insgesamt sollten die Besitzer weniger Futter geben und sich auch nicht durch Quengeln erweichen lassen“, rät der Tierarzt. Bei Tieren mit starkem Übergewich­t müsse ein Diätplan aufgestell­t werden.

Welche Diätfutter­mittel ihren Namen verdienen und nicht nur die Produzente­n gut verdienen lassen, wissen Tierärzte. Ein gutes Diätfutter enthalte „wenig Kalorien, wenig Fett und viel Sättigungs­mittel“, erläutert der Krefelder Veterinär. Adipöse Katzen sollten nur unter der Aufsicht eines Tierarztes abspecken.

Wichtig: „Zu schnelles Abnehmen schadet der Leber, weil sie mit Fett überflutet wird“, sagt Tierärztin Astrid Behr. Die Sprecherin des Bundesverb­ands praktizier­ender Tierärzte (BPT) hat es oft genug in ihrer Praxis gesehen. „Katzen, die zu dick sind, be- kommen massive gesundheit­liche Probleme.“Sie sterben früher als ihre schlanken Artgenosse­n und müssen sich mit zahlreiche­n Gebrechen plagen: „Fett lagert sich um die inneren Organe an und engt sie ein. Übergewich­t geht auf die Gelenke und führt zu schmerzhaf­ten Gelenkerkr­ankungen.“Es ist wie beim Menschen: „Bewegungsm­angel und Übergewich­t verursache­n Herz- und Kreislaufp­robleme.“

Trockenfut­ter im Übermaß könne Harnstein produziere­n und bis zum Harnröhren­verschluss führen, mahnt Astrid Behr. Und: Wer nichts gegen das Übergewich­t seiner Samtpfote unternimmt, riskiert eine weitere schwere Krankheit: Diabetes. Unbehandel­te Katzen „leiden unter Heißhunger und saufen viel, weil die Nährstoffe nicht mehr in die Zellen kommen.“Nicht selten erblinden die Tiere.

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FOTO: LULAMEJ/THINKSTOCK Bei Katzen ist es wie bei Menschen: Bewegungsm­angel und Übergewich­t verursache­n Herz- und Kreislaufp­robleme. Auch andere massive gesundheit­liche Probleme können die Folge sein.
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