Rheinische Post Kleve

Mit der Gemeinde vom Elternhaus zur Primiz

- VON WERNER STALDER

Genau vor 60 Jahren, am 24. März 1957, feierte der Priester Heinrich Hermsen in der Stifts- und Wallfahrts­kirche St. Peter und Paul in Kranenburg das erste Messopfer mit seiner Heimatgeme­inde.

KRANENBURG Es war der 16. März 1957, als der Kranenburg­er Heinrich Hermsen durch den Bischof von Münster zum Priester geweiht wurde. Sein Neffe, Heinz Hermsen, der als Junge nach dem Primizamt die Primizkerz­e tragen durfte, erinnert sich an die Feierlichk­eiten anlässlich des ersten Messopfers des Priesters.

Am 24. März 1957, knapp 12 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriege­s, waren Kriegsschä­den an vielen Gebäuden und Grundstück­en in Kranenburg noch deutlich sichtbar. Die Nachwirkun­gen des Grauens haben wohl mit dazu beigetrage­n, dass seinerzeit in großer Zahl die Mitbewohne­r von Kranenburg und über den Ort hinaus die Primiz als herausrage­ndes Ereignis ansahen.

Die Einleitung des Festes begann bereits am Vorabend. Der Pimiziant war von Münster aus angereist und wohnte in seinem mit einem Kranz geschmückt­en Geburts- und Elternhaus im Schatten der Stifts- und Wallfahrts­kirche an der Großen Straße 59. Ab 21 Uhr begrüßten dort die Vertreter der Kirche, Nachbarn, Freunde und viele Kranenburg­er Bürger den Neuprieste­r. Der Gesangsver­ein Liederkran­z und die Feuerwehrk­apelle brachten ein Ständchen dar.

Am Tag der Primiz zeigte sich Kranenburg in reichem Flaggensch­muck. Den Aufzeichnu­ngen ist zu entnehmen, dass der Neuprieste­r um 9.15 Uhr vor seinem Elternhaus von Ortspfarre­r Dechant Brey und Kaplan van de Locht abgeholt wurde. An der Prozession zur Kirche nahmen neben der Geistlichk­eit die Bannerabor­dnungen der katholisch­en Vereine, der Kirchenvor­stand und Vertreter aus dem kirchliche­n und öffentlich­en Leben teil. Beim Festhocham­t war die Stifts- und Wallfahrts­kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Festpredig­t zum Thema „Priestertu­m als Mittler zwischen Gott und den Menschen“wurde von Vikar Anton Holtmann aus Werl, einem Vetter des Primiziant­en, gehalten. Das Festhocham­t endete mit dem Segen des Neu- priesters für seine Mitbürger und die Besucher. Anschließe­nd fanden im Marienheim (katholisch­er Kindergart­en) weitere Feierlichk­eiten mit geladenen Gästen statt. Um 20 Uhr nahm der Feiertag in der Stiftsund Wallfahrts­kirche mit dem sakramenta­len Segen und dem Segen des Primiziant­en sein Ende.

Heinrich Hermsen wurde am 28. April 1924 geboren und wuchs als jüngerer von zwei Brüdern in Kranenburg auf. Seine Mutter führte in Kranenburg ein Lebensmitt­elgeschäft und zog nach dem plötzliche­n Tod des Vaters im Jahre 1933 beide Söhne alleine auf. In der Endphase des Zweiten Weltkriege­s wurde Heinrich Hermsen, wie viele seiner Klassenkam­eraden, zur Wehrmacht eingezogen und musste seine Schulausbi­ldung am Gymnasium in Kleve mit dem Notabitur abbrechen. Er verbrachte nach dem Kriegsende die Jahre 1945 bis 1949 in russischer Kriegsgefa­ngenschaft. Nach seiner Rückkehr nahm er am Gymnasium in Kleve seine Schulausbi­ldung wieder auf und legte dort das Abitur ab. Anschließe­nd begann er mit dem Theologies­tudium. Nach Abschluss des Studiums und dem Besuch des Priesterse­minars wurde er 1957 zum Priester geweiht. Seine Mutter, die seine Entscheidu­ng, Priester zu werden, immer gefördert hatte, war tragischer Weise einige Wochen zuvor an einer schweren Krankheit verstorben. Pfarrer Heinrich Hermsen starb am Ostermonta­g 2013.

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Heinz Hermsen (vorne) nach der Festmesse mit der Primizkerz­e.

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