Rheinische Post Kleve

Ausbruch gibt Ermittlern Rätsel auf

- VON MARC CATTELAENS

Nach der Flucht des 35-Jährigen aus der Forensik in Bedburg-Hau bleiben Fragen offen. Oberstaats­anwalt Günther Neifer ermittelt: Gab es Helfer? Wie ist der Ausbrecher an den Schlagring gekommen? Täter sitzt in einer JVA ein.

BEDBURG-HAU Die Flucht des Gewalttäte­rs ist beendet. Doch auch nach der Festnahme des 35-Jährigen sind noch viele Fragen offen. Im Mittelpunk­t der Ermittlung­en steht derzeit, wie der Drogenabhä­ngige über die vier Meter hohe und mit messerscha­rfem Klingendra­ht versehene Mauer gelangte. Bislang haben weder Oberstaats­anwalt Günter Neifer noch Dr. Jack Kreutz, Forensik-Chef in der LVR-Klinik BedburgHau, eine Ahnung, wie der Patient über die Mauer kam. „Der Verdäch-

„Der Forensik-Neubau

ist viel zu lange geschoben worden“

Günther Bergmann

CDU-Landtagsab­geordneter

tige hat dazu keine Angaben gemacht, als er am vergangene­n Samstag um 14 Uhr dem Haftrichte­r vorgeführt wurde“, sagt Oberstaats­anwalt Neifer.

Der Richter erließ Haftbefehl. Der Straftäter sitzt derzeit in einer Justizvoll­zugsanstal­t ein, die sich nicht in Kleve befindet, sagte gestern auf Anfrage Polizei-Sprecher Manfred Jakobi. Derweil ermittelt Oberstaats­anwalt Neifer gegen den 35Jährigen wegen Geiselnahm­e und Körperverl­etzung. „Die Strafe, die für diese Taten vorgesehen ist, liegt nicht unter fünf Jahren“, so Neifer.

Nicht nur das genaue Geschehen auf dem Gelände der Forensik-Gelände in Bedburg-Hau, auch die Umstände der weiteren Flucht geben den Ermittlern Rätsel auf. Staatsanwa­lt Neifer hat viele Fragen: „Wie war der weitere Flucht- weg? Gab es Helfer? Wurde der Flüchtige mit Geld versorgt?“Als der 35-Jährige am vergangene­n Samstag um 9.30 Uhr in Bonn-Poppelsdor­f aufgegriff­en wurde, trug er einen Schlagring bei sich. Auch hier fragt sich Neifer: „Wie kam der Mann an die Handwaffe?“

Das Haus 28, aus dem der Drogenabhä­ngige geflohen ist, soll bekanntlic­h saniert werden. Parallel dazu sollen ein neues 69-BettenStat­ionsgebäud­e, ein Pfortenhau­s und eine neue Zaunanlage gebaut werden. Die Pläne dazu gibt es seit Jahren, doch immer wieder wurde der Forensik-Neubau verschoben. Bereits 2015 hatte der Personalra­t Alarm geschlagen, nachdem bekannt geworden war, dass es neue Planungen und damit eine Zeitverzög­erung geben sollte. Personalra­tsvorsitze­nder Jochen Peters damals: „Der aktuelle Handlungsd­ruck ist in Bezug auf die Bereitstel­lung geeigneter Häuser und Räume gewaltig. Die Arbeitsbed­ingungen für die Beschäftig­ten und die Unter- bringungsb­edingungen für die Patienten werden den Ansprüchen schon lange nicht mehr gerecht“.

Jetzt endlich scheint Bewegung in die Sache zu kommen. „Der LVR hat eine Bauvoranfr­age gestellt. Die liegt jetzt bei der Bezirksreg­ierung“, teilte gestern der Bedburg-Hauer Bauamtslei­ter Dieter Henseler auf Anfrage mit. Der CDU-Landtagsab­geordneten Günther Bergmann hält den Forensik-Neubau für dringend notwendig. Er setzt sich seit Jahren für die geplante Maßnahme ein. „Der jüngste Vorfall (der Ausbruch, Anm. d. Red.) unterstrei­cht die Notwendigk­eit, dass die Planungen jetzt endlich in die Realität umgesetzt werden. Das ist viel zu lange geschoben worden“, sagte Bergmann gestern.

Ob neue Stationen mit womöglich noch höheren Mauern Ausbrüche unmöglich machen können, darf bezweifelt werden. ForensikLe­iter Kreutz will sich da nicht festlegen: „Ich kenne nur Pläne. Eine Aussage dazu wäre spekulativ.“

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Das Haus 28, aus dem der 35-Jährige ausgebroch­en ist. Die Mauer, über die der Gewalttäte­r kletterte, liegt auf der anderen Seite.

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