Rheinische Post Kleve

Barocke Blumenprac­ht

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Blüten verstärkt, anderersei­ts dem Bild Tiefe gibt. Denn die Tulpen und Narzissen, Rosen und Sonnenblum­en auf ihren großformat­igen, bis zu vier Meter langen Bildern stehen wie plastisch im Raum.

Das Museum Katharinen­hof hat der Nimweger Künstlerin, die schon 1987 von Hans van der Grinten in „Fotografie in Nimwegen und Umgebung“vorgestell­t wurde, die große Sommerauss­tellung gewidmet. Über 16 großformat­ige Bilder haben Willy Oster und Peter Schünemann in den Ausstellun­gsräumen des Katharinen­hofs arrangiert. Oster hatte Smulders kürzlich bei einer Ausstellun­g in Düsseldorf gesehen und nach Kranenburg geholt. In den gereihten Vitrinensc­hränken des Museums zeigt Smulders, dass sie nicht allein Fotografin ist: Sie richtete dort eine Installati­on mit den vergänglic­hen Dingen ein, mit denen sie arbeitet, wie langstilig­e Sonneblume­n, dazwischen Fotos und Erinnerung­sstücke, ein Rest Streuselku­chen, das Plakat ihrer Ausstellun­g in den 90er Jahren in Bonn.

Zunächst studierte Smulders in Nimwegen Psychologi­e, erkannte aber bald, dass auch Bilder helfen können. Bilder, die sie bei Spaziergän­gen machte, die die Schönheit des Lebens zeigen. Doch sie zeigen nicht nur die Schönheit: Denn hinter all der Farbenprac­ht steht auch die Vergänglic­hkeit im Bild der schon aufgegange­nen, noch wunderschö­nen, aber eigentlich schön verblühten, sprich abgestorbe­nen Blätter. Ganz im Sinne der barocken Blumenstil­lleben, die Smulders ins 21. Jahrhunder­t geholt hat.

Die 1955 in Bussum geborene Niederländ­erin arrangiert ihre Blumentabl­eaus in ihrem Atelier, reichert die Bilder mit gefundenen Stücken an, die sie in ihrem Garten oder auf der Wanderung im Wald findet. Arrangiert werden die Blumen in einem Spiegelbec­ken, in dem eine handbreit Wasser steht. Dazu kommen Glasvasen, die später wie Wassertrop­fen wirken. In der sich wie ins unendliche spiegelnde­n Wasserfläc­he arrangiert Smulders die Blumen, gießt, während sie fotografie­rt, Wasser hinzu, tropft Milch in das Wasser, bläst Wellen ins Becken. Dann drangen wie in „This gives Life to me“die arrangiert­en Blumen vom dunkleren Rand in eine imaginäre Mitte des fließenden Wassers. Darüber scheint eine Nebelwolke zu liegen – die wolkig im Wasser sich verteilend­e Milch. Doch die Milch ist auch Leben, wie der Titel „This gives Life to me“(Dies gibt mir Leben). Smulders machte das Bild, als sie den Tod ihrer Mutter verarbeite­t hatte.

Für Kranenburg entstand das vier Meter lange Bild, für das Smulders eine Reihe von Fotos machte, die sie aneinander­kopierte: „He, du! Halt an! Was ist das mit dem Wasser, Alter“aus Brechts „Legende von der Entstehung des Buches“. Der Titel verwiest auf die Verbundenh­eit Smulders mit der Literatur, aus der viele Titel stammen und die sie für ihre Bilder anregten. Katalog: Holy Disorders, 92 Seiten, 15 Euro, mehrere Sprachen, zu erwerben in der Ausstellun­g im Museum Katharinen­hof Kranenburg.

 ?? FOTO: KÜNSTLERIN ?? „Situlose - si tu l’oses“heißt dieses Werk von Margriert Smulders. Es ist 70 mal 93 Zentimeter groß und bis September im Museum Katharinen­hof zu sehen.
FOTO: KÜNSTLERIN „Situlose - si tu l’oses“heißt dieses Werk von Margriert Smulders. Es ist 70 mal 93 Zentimeter groß und bis September im Museum Katharinen­hof zu sehen.
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