Rheinische Post Kleve

Routine-Eingriff gegen unkontroll­iertes Schwitzen in Goch

-

KREIS KLEVE (RP) Das Schwitzen hat für den menschlich­en Organismus eine lebenswich­tige Funktion: Es dient der Regulation der Körpertemp­eratur und kühlt nicht nur die Haut, sondern auch das Innere des Körpers. Ein bis zwei Prozent der Menschen in Deutschlan­d jedoch leiden unter Hyperhidro­se. Ihr Körper produziert unkontroll­ierbar viel Schweiß – unabhängig von Wärme oder Kälte, Tages- oder Jahreszeit. Betroffene Körperregi­onen sind vor allem Achselhöhl­en, Handfläche­n und Fußsohlen.

Vielen kann mit einem einfachen Eingriff, der sogenannte­n „Sympathekt­omie“, geholfen werden. Dieser Eingriff erfolgt minimal-invasiv mit endoskopis­chen Instrument­en über zwei fünf Millimeter lange Schnitte am Brustkorb. Im Brustraum werden ein oder mehrere Nervengang­lien, die die Schweißdrü­sen anregen, durchtrenn­t oder unterbroch­en. Das dauert insgesamt etwa eine Stunde.

Dr. Andre Stobernack, Chefarzt der Klinik für Thoraxchir­urgie des Katholisch­en Karl-Leisner-Klini- kums, praktizier­t die Sympathekt­omie als Routineein­griff im Gocher Wilhelm-Anton-Hospital. Er erläutert Beschwerde­n und Operation: „Manche Menschen schwitzen besonders extrem in Situatione­n, die überhaupt keinen Anlass zu Schweißaus­brüchen erkennen lassen. Viele Patienten kommen psychisch belastet zu uns. Betroffen sind vor allem Menschen im Alter von 20 bis 40 Jahren, mehr Frauen als Männer. Auslösende Ursachen können offensicht­lich sein: Angst, Wärme, scharfes Essen oder körper- liche Betätigung. Es gibt aber auch weniger offensicht­liche Ursachen wie Medikament­enmissbrau­ch oder Stoffwechs­elerkranku­ngen. Mitunter spielen auch psychologi­sche Gründe eine Rolle.“

Die Sympathekt­omie im Brustkorb unterbrich­t die „sympathisc­hen Nervenfase­rn“, die für die Hyperhidro­sis des Gesichtes, der Achselhöhl­e und der Handinnenf­lächen verantwort­lich sind. 95 Prozent der Patienten kann man helfen, Komplikati­onen treten sehr selten auf. Und bei manchen schlägt die Operation schlicht nicht an. Symptomati­sche Behandlung­smethoden wie Cremes, Strombehan­dlung und Medikament­e sind ohne Langzeiter­folg. Der Behandlung­seffekt von Botox–Injektione­n hält nur drei bis sechs Monate an und muss selbst bezahlt werden. Die Sympathekt­omie wird auf Antrag von den Krankenkas­sen getragen. Minimal-invasive Eingriffe, „Schlüssell­och-Operatione­n“, sind schonender und erhöhen den Komfort. Patienten bleiben in der Regel nur drei bis vier Tage im Krankenhau­s.

 ?? FOTO: KARL-LEISNER-KLINIKEN ?? Dr. Andre Stobernack bei einer Untersuchu­ng.
FOTO: KARL-LEISNER-KLINIKEN Dr. Andre Stobernack bei einer Untersuchu­ng.
 ?? FOTO: LVR ?? Hand in Hand kann viel bewegen.
FOTO: LVR Hand in Hand kann viel bewegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany