Rheinische Post Kleve

Rückabwick­lung von Rot-Grün als Programm

- VON THOMAS REISENER VON GREGOR MAYNTZ VON CHRISTINA RENTMEISTE­R DIE GEFAHR AUS DER GÜLLE, SEITE A 3

Obwohl der Koalitions­vertrag erst Freitag offiziell vorgestell­t werden soll, haben CDU und FDP wesentlich­e Eckdaten schon verkündet: Mehr Polizei, mehr Geld für Kitas und Hochschule­n, schnellere Baustellen, weniger Bürokratie, weniger Turbo-Abi, weniger Windkraft, Frauenförd­erung und Inklusion.

Wie ein roter Faden zieht sich durch die Projekte das Bestreben, Fehlentsch­eidungen der Vorgängerr­egierung zu korrigiere­n. Die Rückabwick­lung von Rot-Grün ist zwar nicht das originells­te Regierungs­programm. Aber bei dem Vielen, was unter Rot-Grün aus dem Ruder geraten ist, wäre auch die bloße Korrektur schon ein Erfolg.

Ein Thema allerdings kam bislang verdächtig selten zur Sprache: die Finanzplan­ung. Auch Sparvorsch­läge hört man kaum. Wird Schwarz-Gelb die Neuverschu­ldung trotz aller Wahlverspr­echen weiter kontinuier­lich senken? CDU und FDP haben angekündig­t, besser mit dem Geld der Steuerzahl­er zu haushalten. Das ist leicht überprüfba­r: Rot-Grün hat im vergangene­n Jahr 69,9 Milliarden Euro ausgegeben. Spätestens 2018 sollte Schwarz-Gelb mit weniger Geld auskommen. Alles andere wäre für die neue Landesregi­erung eine Blamage. BERICHT DER KOALITIONS­VERTRAG STEHT, TITELSEITE

Bewegung in Russland

Der Westen kann sich auf turbulente Zeiten in Russland bis zur Präsidents­chaftswahl im nächsten Jahr einstellen. Dass Wladimir Putins Herausford­erer Alexej Nawalny bereits vor der Teilnahme an einer seiner Demonstrat­ionen in Gewahrsam genommen und dann zu 30 Tagen Haft verurteilt wurde, spricht Bände über die wachsende Nervosität der Machthaber.

Putin weiß seit den Protesten von Ende 2011, wie schnell diffuse Unzufriede­nheit auf den Straßen zu Rücktritts­forderunge­n an ihn werden kann. Und er hat aus seiner KGB-Zeit in der untergehen­den DDR gelernt, dass ein Regime dann zu Ende geht, wenn das Volk plötzlich keine Angst mehr vor dem Staatsappa­rat hat. Genau dieses Phänomen war an diesem Nationalfe­iertag auf russischen Straßen zu beobachten. Der Populist Nawalny ist zwar keine Galionsfig­ur liberaler Demokratie. Aber er versteht es, die Verbitteru­ng über Korruption zu bündeln und den Protest in die Breite zu treiben. Dass Putin sein Land bei der Fußball-WM demokratis­ch präsentier­en will, könnte ihn schützen. BERICHT KREML VERTEIDIGT FESTNAHMEN . . ., TITELSEITE

Teure Gülle

Die Messwerte waren schon lange schlecht und sind nicht besser geworden: Der NitratGeha­lt im Grundwasse­r liegt an jeder fünften Messstelle in Nordrhein-Westfalen über dem Grenzwert. Verursache­r sind fast ausschließ­lich Landwirte. Mit Gülle kippen sie auch Nitrat auf die Felder. Das wäre kein Problem, würden sie nur so viel düngen, wie die Pflanzen für ihr Wachstum brauchen. Aber: Die Tierbestän­de werden immer größer, damit auch die Güllemenge­n. Um diese billig loszuwerde­n, überdüngen viele Bauern ihre Felder. Das überflüssi­ge Nitrat landet über das Grundwasse­r im Trinkwasse­r, das dann aufwendig gefiltert werden muss.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, Maßnahmen der EU haben nicht geholfen – obwohl einige Landwirte inzwischen bewusst gegensteue­rn. Aber eben nicht alle. Die Landwirte müssen mit stärkerer Überwachun­g gezwungen werden, ihre überschüss­ige Gülle auf anderen Wegen zu entsorgen. Indem sie sie etwa an Kollegen abgeben, die selbst keine Gülle für ihre Felder haben. Ja, der Transport kostet. Doch wer den Mist verursacht, muss auch dafür zahlen. BERICHT

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