Rheinische Post Kleve

Windkraft im Wald – die Luft wird dünner

- VON PETER JANSSEN

KRANENBURG Das Vorhaben des Wiesbadene­r Projektent­wicklers Abo Wind, der im Reichswald zwölf 250 Meter hohe Windkrafta­nlagen errichten will, muss einen weiteren herben Rückschlag hinnehmen. Bei den Koalitions­verhandlun­gen von CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen haben die Parteien klare Vereinbaru­ngen zu dem Thema Errichtung von Windrädern getroffen. So soll der Bau der Anlagen in NRW stark eingeschrä­nkt werden.

Windräder müssen nach dem Willen von CDU und FDP künftig einen Mindestabs­tand von 1500 Metern zu Wohngebiet­en einhalten. Dadurch wären wohl auch die von Abo Wind vorgesehen­en Standorte im Reichswald nicht mehr alle genehmigun­gsfähig. Derzeit gibt es keine konkreten Abstandsgr­enzen.

„Wir werden in Nordrhein-Westfalen die restriktiv­ste Regelung haben“, betonte gestern Christian Lindner, Verhandlun­gsführer der FDP und Landespart­eichef. Für bereits genehmigte, aber noch nicht gebaute Windräder soll der neue Mindestabs­tand nicht gelten.

Der Kreis Kleve hatte den Antrag von Abo Wind für den Bau und Betrieb von zwölf Windkrafta­nlagen im Reichswald entlang des Kartenspie­lerwegs im April dieses Jahres abgelehnt. Das Wiesbanden­er Unternehme­n klagte gegen den negativen Bescheid. Eine Entscheidu­ng über den Einspruch gibt es noch nicht. Man wolle den unkontroll­ierten und bisweilen ideologisc­he ge- prägten Zubau von Windenergi­e in vernünftig­e Bahnen führen, so Lindner gestern. Alle rechtliche­n Möglichkei­ten sollen im Landesund Planungsre­cht ausgeschöp­ft werden, um die Flächen für Windkraft zu beschränke­n.

Hannah van der Valk

Da jedoch die meisten im Kranenburg­er Wald geplanten Anlagen sich nicht in direkter Nähe zu Wohnhäuser­n befinden, dürfte sich eine weitere getroffene Vereinbaru­ng auf das Projekt wesentlich nachteilig­er auswirken.

So wollen CDU und FDP die Privilegie­rung von Windenergi­e im Wald im Planungsre­cht aufheben. Das bedeutet, dass die Hürden für den Anlagenbau im Forst wesentlich höher werden, als sie es ohnehin schon sind.

Die Signale, die von der schwarzgel­ben Koalition zu dem Thema ausgesandt werden, sind eindeutig: Das Sonderbaur­echt für Windkrafta­nlagen im Forst aufheben und keine Anlagen mehr in Waldgebiet­en errichtete­n. Die FDP hatte im Vorfeld der Landtagswa­hl bereits deutlich Stellung zu dem Thema bezogen: In einem Antrag hieß es damals unter anderem, dass das wichtige und äußerst sensible Ökosystem Wald nicht länger der Windenergi­enutzung preisgegeb­en werden dürfe.

Für die Bürgerinit­iative „Gegenwind im Reichswald“war der gestrige Tag ein guter. Dennoch ist man weit davon entfernt, die ersten Feten zu planen. „Wenn von der neuen Landesregi­erung die Privilegie­rung von Windenergi­e im Wald tatsächlic­h rückgängig gemacht wird, wäre das für unsere Bemühungen um den Schutz des Reichswald­s ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagt Hannah van der Valk, Sprecherin der Initiative.

Anschließe­nd, so van der Valk, müsse die Bezirksreg­ierung und der Regionalra­t dann wohl die im Regionalpl­anentwurf vorgesehen­en Windenergi­ebereiche komplett streichen. Was der Koalitions­vertrag für das Klageverfa­hren von ABO Wind vor dem Verwaltung­sgericht bedeutet, müssten Juristen beurteilen. „Für uns Bürger wäre es aber ein Unding, würde die Klage angesichts der veränderte­n Bedingunge­n noch Aussicht auf Erfolg haben“, erklärt van der Valk. Derzeit ist das Gebiet entlang des Kartenspie­lerwegs im Entwurf für den neuen Regionalpl­an noch als Vorrangzon­e für Windkraft ausgewiese­n. Wird sie gestrichen, ist die Chance auf die Realisieru­ng des Vorhabens gleich null. Seitens des Projektent­wicklers Abo Wind ging man stets davon aus, dass die Fläche auch in der endgültige­n Fassung des Regionalpl­ans bleibt. Die Vorgaben der Landesregi­erung hinsichtli­ch der erneuerbar­en Energien seien sonst nur schwer einzuhalte­n, wenn der Reichswald herausgeno­mmen würde, hieß es stets aus Wiesbaden. Allein, die Landesregi­erung ist eine andere – und damit auch viele Vorgaben.

Bei den Koalitions­verhandlun­gen von CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen wurde gestern auch das Thema Windkraft behandelt. Mit gravierend­en Auswirkung­en für die Pläne im Reichswald.

„Der Plan der neuen Landesregi­erung ist ein wichtiger Schritt in die

richtige Richtung“ Sprecherin der Bürgerinit­iative

„Gegenwind im Reichswald“.

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