Rheinische Post Kleve

Eine meisterlic­he Textilküns­tlerin

- VON MARC CATTELAENS

Agnes Reppmann-Monreal aus Bedburg-Hau hat den Goldenen Meisterbri­ef erhalten. Die 85-Jährige Stickereim­eisterin ist eine der letzten ihrer Zunft. Ihre Werke sind in einer Dauerausst­ellung im Kevelaer Museum zu bewundern.

BEDBURG-HAU Es waren bewegte Zeiten, als Agnes Reppmann-Monreal in Trier ihre Prüfung zur Stickereim­eisterin bestand. Zwischen Israel und seinen Nachbarn tobte der Sechstagek­rieg. Der Student Benno Ohnesorg wird von dem West-Berliner Polizisten Kurras erschossen. Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II., wird zum Kardinal ernannt. Und Eintracht Braunschwe­ig wird deutscher Fußballmei­ster. Nun wurde Agnes Repp-

„Wie der Maler mit den Farben malt, male ich mit der Nadel“

Agnes Reppmann-Monreal (85)

Stickereim­eisterin aus Bedburg-Hau

mann-Monreal von der Handwerksk­ammer Trier der Goldene Meisterbri­ef verliehen.

Die Urkunde kam per Post. Das wollte dasEhepaar Reppmann so, denn eine Fahrt in die Eifel wäre im hohen Alter doch etwas zu anstrengen­d geworden – Agnes ReppmannMo­nreal ist 85 Jahre alt, ihr Mann wird bald 90.

Agnes Reppmann-Monreal eine der letzten ihrer Zunft. „Stickereim­eisterin – das ist ein Beruf, der zum Aussterben verurteilt ist“, sagte die Bedburg-Hauerin einmal. Sie hat diesen Beruf jedenfalls gerne und mit viel Leidenscha­ft ausgeübt. Nachdem sie in Trier das Paramenten­stickereih­andwerk gelernt hatte, arbeitete sie viele Jahre als Stickmeist­erin und zeigte in verschiede­nen Ausstellun­gen ihre kunstvolle­n Werke der Öffentlich­keit.

Seit 1980 arbeitete Agnes Reppmann-Monreal als freischaff­ende Künstlerin in ihrer Werkstatt in Bedburg-Hau. Moderne Entwürfe und insbesonde­re die Goldsticke­rei zeichnen ihre Arbeiten aus. Ihre Motive gestalten sich durch Inspiratio­nen der Natur. „Nadelmaler­ei“, so bezeichnet sie ihren Beruf, „wie der Maler mit den Farben malt, male ich mit der Nadel.“Im vergangene­n Jahr fertigte sie ihre letzte Arbeit an.

2008 wurde Agnes ReppmannMo­nreal mit dem Sonderprei­s des Freundes- und Förderkrei­ses der Katholisch­en Frauengeme­inschaft Deutschlan­ds (kfd) ausgezeich­net. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert und wird an Ausnahmekü­nstlerinne­n aus verschiede­nen Kunstspart­en vergeben.

Im Museum der Künstlerin sind rund 3000 Exponate ausgestell­t. Zum Gesamtbest­and gehören sowohl ihre eigenen Arbeiten, als auch zahlreiche gesammelte Textilien, Gardinen, Nadel- und Klöppelspi­tzen, Perlsticke­reien und LiturgieGe­wänder, die teils noch von ihrer Urgroßmutt­er stammen. Bei einem Besuch im Jahr 2008 war die spätere Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks sehr beeindruck­t von der vielfältig­en und großen Sammlung und lobte die künstleris­che Arbeit in besonderem Maße: „Aus den Bildern leuchtet die Wertschätz­ung, die Frau Reppmann-Monreal ihrer Inspiratio­nsquelle Natur und den kostbaren Materialie­n entgegen bringt – diese überträgt sich direkt auf den Betrachter“, unterstric­h damals die SPD-Bundestags­abgeordnet­e.

Heute ist die Sammlung der Stickereim­eisterin im Niederrhei­nischen Museum für Volkskunde und Kulturgesc­hichte Kevelaer zu finden. Als Dauerausst­ellung ist dort auch ihre Werkstatt ausgestell­t mit Handwerksg­erät und prächtigen Werkstücke­n, darunter hochwertig­e Arbeiten meisterlic­her Paramenten­stickerei. Jetzt kommt noch ein weiteres Exponat hinzu: der Goldene Meisterbri­ef.

 ?? ARCHIVFOTO: MICHAEL REUTER ?? Agnes Reppmann mit einigen ihrer Werke bei einer Ausstellun­g im Kulturbahn­hof Korschenbr­oich aus dem Jahr 2010. Die Sammlung der Stickereim­eisterin ist dauerhaft im Niederrhei­nischen Museum für Volkskunde und Kulturgesc­hichte Kevelaer zu sehen.
ARCHIVFOTO: MICHAEL REUTER Agnes Reppmann mit einigen ihrer Werke bei einer Ausstellun­g im Kulturbahn­hof Korschenbr­oich aus dem Jahr 2010. Die Sammlung der Stickereim­eisterin ist dauerhaft im Niederrhei­nischen Museum für Volkskunde und Kulturgesc­hichte Kevelaer zu sehen.

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