Hedgefonds kaufen Jack Wolfskin
Mit Hilfe der neuen Eigentümer sinken die Schulden um eine Viertelmilliarde Euro. Damit sollen der Umbau abgeschlossen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden. Der Finanzinvestor Blackstone steigt aus.
IDSTEIN (dpa/rtr) Neue Eigentümer verschaffen dem schwächelnden Bekleidungshersteller Jack Wolfskin finanziell Luft. Finanzinvestoren wandeln einen Großteil ihrer Forderungen in eine Beteiligung an dem Unternehmen um. Durch einen Schuldenschnitt von 255 Millionen Euro reduzieren sich die Verbindlichkeiten von 365 Millionen auf etwa 110 Millionen Euro und müssen erst 2022 zurückgezahlt werden, wie der Hersteller von Outdoor-Bekleidung aus dem hessischen Idstein mitteilte. Von den neuen Gesellschaftern um den US-Investor Bain Capital Credit erhält Jack Wolfskin zudem ein Gesellschafterdarlehen von 25 Millionen Euro. Bisher gehörte das Unternehmen dem US-Investor Blackstone.
„Mit der Stärkung unserer Liquidität und der signifikanten Reduzierung unserer Verbindlichkeiten und Zinsbelastung wurde die finanzielle Restrukturierung von Jack Wolfskin erfolgreich abge- schlossen“, sagte Vorstandschefin Melody Harris-Jensbach. Das Unternehmen verfüge nun über eine solide Basis und das erforderliche Kapital, um das Geschäft weiter auszubauen. Unter anderem eine teure China-Expansion hatte den Anbieter mit dem Tatzenabdruck im Logo Kraft gekostet.
Harris-Jensbach zufolge entwickelt sich das operative Geschäft positiv. Das Wachstum in Deutschland, Österreich und der Schweiz – dem traditionellen Kernmarkt des Unternehmens – ziehe langsam wieder an. Zusätzlichen Rückenwind erhalte Jack Wolfskin durch einen hohen Ordereingang für die Herbst-/Winterkollektion 2017. Der europäische Marktführer, der insgesamt mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt, setzte im vergangenen Geschäftsjahr nach früheren Angaben 351 Millionen Euro um und schrieb „operativ schwarze Zahlen“. „Mit dem jetzt erzielten Abschluss der Restrukturierung sind wir gut dafür aufgestellt, das Unternehmen in den kommenden Jahren erfolgreich weiterzuentwickeln“, erklärte Bain Capital Credit im Namen der Hauptgesellschafter.
Outdoor-Kleidung und -Zubehör haben sich in den letzten Jahren von Nischenprodukten für Wanderer, Bergsportler und Extremcamper zur Alltagsware entwickelt. Doch trotz der breiteren Kundschaft wächst der gesättigte deutsche Markt nicht mehr so schnell wie in der Vergangenheit. Zudem steigt der Wettbewerbsdruck. Der Finanzinvestor Blackstone, von dem Jack Wolfskin 2011 übernommen worden war, hatte auf eine massive Expansion ins Ausland gesetzt und dem Unternehmen hohe Schulden aufgeladen. Doch die Erfolge in China blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Für das laufende Jahr rechnet Jack Wolfskin mit einem Gewinnrückgang auf gut 30 (2016: 50) Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) – zu wenig, um die bisherige Schuldenlast zu bedienen. Blackstone verliert mit dem erzwungenen Ausstieg seinen kompletten Eigenkapital-Einsatz von mehr als 300 Millionen Euro.
Die Hedgefonds, die jetzt das Sagen haben, waren zunächst als Gläubiger eingestiegen, hatten es aber von vornherein auf einen Tausch der Schulden in Eigenkapital abgesehen. Der Kreditfonds Sankaty (Bain Capital Credit), H.I.G. Capital und CQS halten allein mehr als 50 Prozent der Anteile, der Rest liegt bei mehr als zehn weiteren Fonds. Sie hoffen, Jack Wolfskin nach einigen Jahren mit Gewinn an einen Käufer aus der Textil- oder Sportbranche weiterreichen zu können. Darauf müssen auch die Banken hoffen, die Jack Wolfskin mehr als 200 Millionen Euro geliehen hatten. Denn die Kredite wurden formal nicht erlassen, sondern auf eine Holding der neuen Eigentümer verschoben. Mit einer Rückzahlung dürfen die Kreditgeber aber nur im günstigsten Fall rechnen, sagte ein Insider. „Ein reiner Hoffnungswert.“