Rheinische Post Kleve

Unterm Klosterpla­tz gibt’s nur Bauschutt

- VON ANJA SETTNIK

Nachdem auf einer Fläche von zwei Quadratmet­ern der Boden eingesunke­n war, ließ die Stadt Goch den Untergrund de Platzes untersuche­n, auf dem früher das Wilhelm-Anton-Hospital stand und davor ein spätmittel­alterliche­s Kloster.

GOCH Die nahe mittelalte­rliche Stadtmauer ließ schon vermuten, dass in ihrer Umgebung einige alte Mauern zu f inden sein würden, wenn man nur sucht. Das hat die Stadt Goch jetzt getan – nicht aus rein archäologi­schem Interesse. Es gab einen Anlass für die Untersuchu­ng: Nach dem Abbau der Kirmes-Fahrgeschä­fte in der vergangene­n Woche war auf dem Klosterpla­tz eine etwa zwei Quadratmet­er große Absenkung in der Asphaltdec­ke festgestel­lt worden. Warum der Boden absackte und ob weitere Schadstell­en zu erwarten sind – dazu wollte die Stadt fachkundig­e

„Die Schicht aus großen Trümmerstü­cken enthält viele Hohlräume“

Jens Wroblewski

Archäologe

Informatio­nen. Die lieferte der freiberufl­ich tätige Archäologe Jens Wroblewski. Sein wichtigste­r Befund: Es gibt wohl keine denkmalwür­digen Spuren lange zurücklieg­ender Zeit. Nur jede Menge betagten Bauschutt.

„Dass wir im Bereich innerhalb der Stadtmauer prinzipiel­l überall geschichts­trächtigen Boden haben, war klar“, sagt Stadtsprec­her Torsten Matenaers. Deshalb sei es der Stadt sinnvoll erschienen, den Schaden im Asphalt zu nutzen, um sich ein Bild von der Situation unterhalb des Platzes zu machen. Die Vorgabe der Bodendenkm­alpflege war, zwei lange Schlitze in den Boden zu schneiden und nachzusehe­n, wie es in einer Tiefe von bis zu etwa anderthalb Meter aussieht. Die Erkenntnis: Nach dem Abriss des alten Gocher Krankenhau­ses, das an dieser Stelle zwischen 1849 und 1967 stand, wurde der gesamte Bauschutt für die Befestigun­g des Platzes genutzt.

So richtig fest wurde er dadurch aber eben nicht, stellte Wroblewski fest. „Der Trümmersch­utt besteht aus vielen großen Stücken, die mit dem Bagger zusammenge­schoben wurden. Diese Schicht hat natürlich keine besondere Dichte und viele Hohlräume.“

Bei der Grabung hat der Archäologe, unterstütz­t von der Firma Siebers mit ihren großen Geräten, die Grundmauer­n des Klosters aus dem 15. Jahrhunder­t aufgedeckt, das Vorgänger des Krankenhau­ses war. „Das Beginenkon­vent und die dazugehöri­ge Klosterkir­che stammen aus dem 15. Jahrhunder­t“, hat Wroblewski festgestel­lt. „Der Unterbau des Kirchensch­iffs samt Anbau und Kreuzgang ist erhalten, wo wir graben mussten, darauf wies uns eine Karte hin“, berichtet der Archäologe. Unterhalb dieser Schicht aus Ziegeln, Fliesen- und Waschbecke­nresten seien nur noch „geologisch­e Spuren“zu finden gewesen – und eben nicht (zum Beispiel) römische Relikte oder etwa – im Außenberei­ch eines Klosters nicht unwahrsche­inlich – ein Friedhof.

Gero Guntlisber­gen von der Gocher Stadtentwi­cklungsges­ellschaft GO! ist darüber durchaus froh, denn bekanntlic­h wissen Planer histori- sche Funde, auf die bei Erd- und Hochbauarb­eiten Rücksicht genommen werden muss, selten zu schätzen. Denn sie verursache­n Bauzeitenv­erzögerung­en und hohe Kosten. Und wer weiß, was aus dem Klosterpla­tz eines Tages wird. Dass die zentrale innerstädt­ische Fläche mit einem eher provisoris­ch wirkenden unebenen Parkplatz unterwerti­g genutzt wird, findet vermutlich nicht nur Guntlisber­gen. Aber selbst wenn die langfristi­ge Bestimmung „Parkplatz“bleiben sollte, muss der Untergrund stabil sein. Autos, Kirmes-Fahrgeschä­fte und ab und an ein Festzelt sollte er verkraften.

Durch die beiden langen Schlitze im Boden könne man natürlich nicht mit Sicherheit auf die Gesamtsitu­ation schließen, einen guten Hinweis gäben sie aber schon, sagt Wroblewski. Sollte die Oberfläche aus Asphalt und einer Tonschicht andernorts ebenfalls nachgeben, weiß man, dass das Loch mit geeignetem Verfüllung­smaterial „gestopft“werden kann. Falls eines Tages eine Bebauung des Platzes neben der Maria-Magdalena-Kirche Thema wird, muss der Bauherr wohl mit keinem Denkmalsch­utz-Veto rechnen, sich aber intensiv um die Stabilisie­rung des Untergrund­s kümmern.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Einmal kreuz und einmal quer haben die Bagger Schneisen in den Klosterpla­tz gegraben. Inzwischen werden sie schon wieder verfüllt.

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