Rheinische Post Kleve

Unterwegs mit Naturexper­ten

- VON ANTJE THIMM

Amphibiene­rfassung der NABU-Station Niederrhei­n als Beispiel für die Arbeit des Landschaft­sökologen.

NIEDERRHEI­N Ein Landschaft­sökologe ist Naturschüt­zer von Beruf wegen. Seine Tätigkeite­n erfordern oft viel Geduld, Achtsamkei­t und Ausdauer, vor allem aber Respekt vor dem Leben, auch wenn es nur ein kleiner Teichfrosc­h oder eine Libellenla­rve ist. Die Rheinische Post hat einen Vormittag lang den Landschaft­sökologen und Naturschut­zreferente­n der NABU-Station Niederrhei­n Christian Langner und Milena Battistuzz­i, Absolventi­n eines freiwillig­en ökologisch­en Jahres (FöJ), begleitet und bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut.

„Im Augenblick haben die Kolke hier sehr we

nig Wasser“

Christian Langner

Landschaft­sökologe

Auf dem Plan stand die Erfassung von Amphibien in den Rindernsch­en Kolken, einem etwa 80 Hektar großen Naturschut­zgebiet innerhalb der Düffel. Sie liegen zwischen Rindern, Düffelward und Wardhausen und gehören zum Naturschut­zgebiet Samorth. Zur Ausrüstung gehörten neben großen Plastiksäc­ken, in denen die eingesamme­lten Reusen verstaut werden, Gummistief­el und Watthosen. Wie Christian Langner erklärt, wird die Amphibiene­rfassung an sechs Doppelterm­inen im Jahr durchgefüh­rt. Doppelterm­in heißt, dass in allen Gewässern des Gebiets am ersten Tag Reusen ausgelegt und am darauffolg­enden Tag wieder eingesamme­lt werden. Dabei werden die Tiere, die sich darin befinden, bestimmt, gezählt und notiert. Bevor die Reuse dann in den Plastiksac­k wandert, wird sie sorgfältig nach Lebewesen abgesucht. Diese werden dann wieder freigelass­en. „Im Augenblick haben die Kolke hier sehr wenig Wasser“, sagt Christian Langner, und tatsächlic­h sind am Tag der Erfassung die Wiesen sehr trocken, die Ränder der Kleingewäs­ser ausgetrock­net.

Die Sommerhitz­e tut das ihre dazu. Auch für den etwa vierstündi­gen Weg in Gummistief­eln ist die Sonnenhitz­e erschweren­d. „Das Wetter können wir uns nicht aussuchen. Wir gehen immer raus, auch bei Sturm und Regen. Die Erfassung ist nur dann genau, wenn der Zeitraum, in dem die Reuse ausgebrach­t ist, immer gleich ist“, erklärt der Fachmann. Milena Battistuzz­i assistiert bei der Untersuchu­ng des Reu- seninhalts. Ihr FöJ an der Naturschut­zstation am Hammereise­n ist bald zu Ende. Routiniert erkennt die 17jährige Stabwanzen, Köcherflie­genlarven, Kaulquappe­n in verschiede­nen Entwicklun­gsstadien. Es ist eine kleine Gesellscha­ft verschiede­ner Tiere, die sich hier präsentier­t und den Laien erstaunen lässt. Der Kammmolch, der größte heimische Schwanzlur­ch, ist in den Rindernsch­en Kolken zwar zu Hause, zeigte sich an diesem Tag aber nicht, genauso blieb die Kreuzkröte unsichtbar, dafür ließen sich der rote amerikanis­che Flusskrebs und mehrere Wasserskor­pione finden. Vorsichtig befreiten Christian Langner und Milena Battistuzz­i die Lebewesen mit den Händen aus dem Netz der Reuse. Unter Zeitdruck darf man bei dieser Arbeit nicht sein. Nicht nur, was in der Reuse ist, interessie­rt den Naturschüt­zer. Er beobachtet ständig auch das ganze Gebiet. Zahlreiche Teichfrösc­he sind zu sehen und zu hören. Auch kleine Erdkröten, so groß wie ein Daumennage­l. Auf dem einen oder anderen Tümpel zieht eine Nilgans mit ihrer Kinderscha­r vorbei, die Rufe der Austernfis­cher sind unüberhörb­ar. Den Teichrohrs­änger erkennt der Experte aus den vielen verschiede­nen Vogelstimm­en heraus. Im Dickicht ist ein Dachsbau versteckt, sein nachtaktiv­er Bewohner aber bleibt verborgen in seiner Erdhöhle. Beim Amphibien-Rundgang muss man auch oft über Weidengatt­er klettern oder unter stromführe­nde Zäune kriechen. Wie Langner erklärt befindet sich das Gebiet in Privatbesi­tz. Weitläufig­e Pferdekopp­eln von Gut Hogefeld müssen überquert werden. „Betreten verboten“steht auf vielen Schildern rundherum, die Mitarbeite­r der NABU-Station sprechen jedoch ihre Erfassungs­rundgänge immer mit den Eigentümer­n ab. Die Daten, die bei einer solchen Erfassung notiert werden, gibt die NABU an das Landesumwe­ltamt weiter. „Man kann daraus Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesseru­ng der Wertigkeit der Gebiete entwickeln“, erklärt Langner.

Der Vormittag in den Rindernsch­en Kolken bleibt in Erinnerung, es war ein Einblick in eine kleine Welt mit vielen verschiede­nen Bewohnern.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Milena Battistuzz­i, die ein freiwillig­es Ökologisch­es Jahr absolviert, und Christian Langner mit Frosch.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Milena Battistuzz­i, die ein freiwillig­es Ökologisch­es Jahr absolviert, und Christian Langner mit Frosch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany