Neuer Trend: Steigende Haltedauer von Beteiligungen
Private EquityInvestoren setzen nicht mehr auf Finanzoptimierung, sondern bringen ihre Unternehmen operativ weiter, so eine aktuelle PwC-Studie zum Exit-Verhalten von Finanzinvestoren.
(rps) In Deutschland hält sich hartnäckig ein Vorurteil: Finanzinvestoren (Private Equity) würden ein reines „Rein und raus“-Geschäft betreiben und ihre Beteiligungen nur schnellstmöglich für den Weiterverkauf filettieren. Dass dies nicht der Wahrheit entspricht, zeigt der Markt immer wieder – und jetzt auch eine aktuelle Studie der internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Die durchschnittliche Haltedauer der Beteiligungen ist seit den Nullerjahren von 3,9 auf 5,5 Jahre gestiegen, belegt der „Private Equity Exit-Report“von PwC. Private Equity-Investoren setzen danach nicht mehr auf Finanzoptimierung, sondern bringen ihre Unter- nehmen operativ weiter. „Setzt sich der Trend fort, werden sich Finanzinvestoren bis 2019 im Schnitt erst nach knapp sieben Jahren von ihren Portfoliounternehmen trennen“, sagt Steve Roberts, Leiter Private Equity bei PwC in Deutschland.
Die längeren Haltefristen spiegeln einen grundsätzlichen Strategiewechsel in der Branche wieder. „In den Nullerjahren setzten viele Beteiligungsgesellschaften auf Finanzoptimierung. Dazu gehörte die Methode, die Übernahmen mit einem hohen An- teil an Fremdkapital zu finanzieren, um über den sogenannten Leverage-Effekt die Renditen zu steigern“, sagt Steve Roberts. „Heutzutage versuchen die meisten Private Equity-Manager dagegen, die akquirierten Unternehmen operativ nach vorne zu bringen – was naturgemäß länger dauert.“
Das bedeute allerdings nicht, dass die langen Halteperioden immer freiwilliger Natur seien, so Roberts: „In den letzten Jahren sind die Bewertungen und Kaufpreise von Unternehmen kontinuierlich gestiegen. Dadurch verlängert sich auch der Zeitraum, den insbesondere Finanzinvestoren benötigen, um ihre Unternehmen mit der angestrebten Rendite zu veräußern. Manchmal ist es auch einfach so, dass eine Beteiligungsfirma eigentlich verkaufen will, allerdings zu ihren Preisvorstellungen keinen Abnehmer findet. Das gilt vor allem für Portfoliounternehmen, die unmittelbar vor der Finanzkrise überteuert gekauft wurden.“
Dass sich Geduld in der Private Equity-Branche immer häufiger auszahlt, zeigt sich daran, dass bei vier der zehn größten Exits seit 2014 die Haltedauer mindestens sieben Jahre betrug. Den höchsten Erlös mit 3,9 Milliarden Euro erzielte der US-Finanzinvestor Terra Firma im August 2015 beim Verkauf der RaststättenKette „Tank & Rast“. Hier lag die Haltedauer bei 10,6 Jahren. Den vierten Rang belegte mit einem Volumen von 2,2 Milliarden Euro der Weiterverkauf des Baustoffunternehmens Xella im vergangenen Dezember. Die Duisburger Firma hatte sich zuvor 8,3 Jahre im Besitz eines von Goldman Sachs an- geführten Konsortiums befunden.
Die Zahl der Exits zeigt unterdessen seit Jahren nach oben und liegt mittlerweile sogar deutlich über dem Niveau vor der Finanzkrise. Mit 154 erfolgreich weiterverkauften Unternehmen erzielte die Branche 2016 in Deutschland ihr bislang bestes Ergebnis. Zum Vergleich: 2009 – also im Jahr des globalen Wirtschaftseinbruchs – waren es gerade einmal 43 gewesen. Der Verkauf an operativ tätige Unternehmen ist dabei die mit Abstand beliebteste Exit-Variante.