Rheinische Post Kleve

Geburtstag feiern mitten in Ghana

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Fern meiner Heimat, meiner Familie und meinen Freunden in Deutschlan­d erlebte ich meinen 19. Geburtstag. Am Abend kam die ganze Gemeinde, um mit mir gemeinsam zu feiern. Bei viel Reis, Hunde- und Hühnerflei­sch sowie Getränken wurden Geschichte­n erzählt, und es wurde bei Musik bis spät in die Nacht hinein getanzt. Nach „ghanaische­m Ritus“wurde ich „ getauft“, was bedeutet, dass der Jubilar mit einigen Flaschen Bier „geduscht“wird. Rückblicke­nd kann ich schwärmen, dass dies mein bisher schönster Geburtstag war und dieser Tag sowie die damit verbundene­n Ereignisse mir sicher unvergesse­n bleiben werden.

Aber nicht nur feiern war angesagt, sondern für meine Schüler, die ich als Missionar auf Zeit begleite, begann die Prüfungsph­ase. Zu meiner Freude zeigten die Resultate erhebliche Fortschrit­te bei fast allen Schülern meiner Klasse. Bevor mein Jahr in Ghana endet, bat ich Father Ireneus und die Schulleite­rin Sister Rita um eine Woche Auszeit. Ich wollte die Zeit in einer der armen Outstation­s der Gemeinde verbringen, die noch immer weder Trinkwasse­rversorgun­g noch Stromleitu­ngen hat. Ich verbrachte die Zeit bei Catechist John und seiner Familie in dem kleinen Dorf Nabaliba.

Die ersten zwei Tage waren für mich eine echte Herausford­erung, da das Trinkwasse­r eine schlechte Qualität hat und Körperhygi­ene nur unter primitivst­en Umständen in der Natur möglich ist. Hinzu kam, dass die Mahlzeiten aus einem harten Brei aus grob gemahlenen Körnern bestanden. Davon abgesehen konnte ich das Dorfleben jedoch wirklich genießen. Ob es in Nabaliba oder in einer der anderen Outstation­s war, die ich während der einen Woche besuchte: Wohin auch immer ich kam, ich war willkommen. Es erstaunt mich zu sehen, wie gastfreund­lich und zufrieden die Menschen in den ärmeren Dörfern sind und wie bereitwill­ig sie ihren spärlichen Besitz noch teilen wollen.

Nach sechs Tagen im Dorf trat ich die Heimreise nach Gushegu an. Dort duschte und aß ich nach einer Woche endlich wieder nach anderen Maßstäben, die allerdings nicht mit den europäisch­en Luxusangeb­oten und -gewohnheit­en vergleichb­ar sind.

In der Missionsst­ation bekommen wir immer wieder Besuch von Missionare­n aus aller Welt. Ich habe inzwischen viele verschiede­ne Kulturen und landestypi­sche Gerichte kennen gelernt. In Ghana traf ich nicht nur Ghanaer, sondern Indonesier, Vietnamese­n, Chilenen, Inder, Madagassen, Chinesen, Japaner, Togolesen, Polen, US-Amerikaner und weitere. Der Kontakt zu so vielen Menschen und Kulturen ist es, was in meinen Augen mein Jahr als Missionar auf Zeit so wertvoll macht.

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FOTO: VERHOEVEN Johann Verhoeven aus Kervenheim mit Freunden in Ghana.

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