Rheinische Post Kleve

VHS-Chor verabschie­det sich von der Bühne

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

Nach fast sechs Jahrzehnte­n gab die Gruppe ihr letztes Konzert – mit Liedern aus dem 15. und 16 Jahrhunder­t.

GOCH Der VHS-Chor Goch ist nun Geschichte: Ohne musikalisc­hen Nachwuchs und Zuwachs hat der Traditions­chor nach fast sechs Jahrzehnte­n beschlosse­n, sich nach einem festlichen Abschlussk­onzert aufzulösen. So war die evangelisc­he Kirche in Goch randvoll besetzt, als die etwa 35 Sängerinne­n und Sänger sowie „Het Hofkwartet“und die Sopranisti­n Annette Regnitter Musik aus der Zeit der Renaissanc­e zum Besten gaben.

Der VHS-Chor war unter anderem bekannt für die Aufführung von Großwerken von Bach oder Mozart, Haydn und Händel. Hier jedoch boten die Lieder aus dem 15. und 16. Jahrhunder­t den richtigen Rahmen für den Abschied, der mit kurzen Ansprachen von der Vorsitzend­en der Chors, Annette Lieb-Hermsen, und Chorleiter Thomas Janßen eingeleite­t wurde. „Jubilate deo“und „Bonjour mon coeur“von Orlando di Lasso forderten das musikalisc­he Einfühlung­svermögen ebenso wie Luca Marenzios „Io piango“oder „Ave Regina caelorum“von Pierre de la Rue. Palestrina­s „Sicut cervus“und Adrian Willaerts „Tota pulchra es“ergänzten das Programm rund um die Renaissanc­e-Werke.

Der Chor präsentier­te sich noch einmal von seiner besten Seite, sangeskräf­tig und engagiert – da machte es auch nichts, dass Thomas Janßen nach einem Problem mit der Truhenorge­l komplett auf das E-Piano zurückgrif­f. Der Klang füllte die Kirche und die Herzen der anwesenden Zuhörer, die sich alle mit dem VHS-Chor auf unterschie­dliche Weise verbunden fühlten.

„Het Hofkwartet“mit Oboen, drei Englischhö­rnern, Fagott und Spinett brachte höfisches Empfinden in den Raum. Durch Verände- rung der Besetzung von zwei Oboen, Englischho­rn und Fagott für eine kurze Monteverdi-Messe bis zur Sonate op. 3, 4 für drei Englischhö­rner von Corelli bis zum Solo einer Allemande und Gigue von Bach am Spinett solo wurde das farbenreic­he Klangbild der Instrument­e im gekonnten Zusammensp­iel schön ausgekoste­t.

Annette Regnitter setzte ihren strahlende­n Sopran in zwei Teilen ein: einmal für drei Arien aus „Julius Cäsar“sowie bei englischen Liedern von John Dowland und Johnson. Die Solistin beeindruck­te mit klaren Höhen, kraftvolle­r Eleganz, gekonnter Ausdeutung der Texte und viel Ausdruck, was begeistert­en Applaus hervorrief. So gelang das Konzert rundum eindrückli­ch, mit Last und Zuversicht eines Abschieds, Dankbarkei­t für viele Jahre Chorarbeit, Montagspro­ben und Chorreisen voller Musik und Zusammenha­lt sowie der Gewissheit, hier die richtige Entscheidu­ng getroffen zu haben. Vielleicht findet sich irgendwann wieder ein „Chörchen“zusammen, aus dem ein veritabler Chor werden kann – sicher anzunehmen ist, dass alle, die weiter singen wollen, ihren Platz wohl finden werden.

Leonhard Lechners „Gott bhüte dich“entließ nicht nur die Zuhörer für den Tag, sondern auch den VHS-Chor, der noch einmal mit stehenden Ovationen für den gelungenen Abschied belohnt wurde.

Der Chor präsentier­te sich nochmal von seiner besten Seite, sangeskräf­tig und engagiert

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