Heftiger Gegenwind für Schwimmtrainer Lambertz
BUDAPEST (sid) Der Vorschwimmer attackiert ihn öffentlich, Briefe mit diffamierenden Inhalten werden publik – und die Weltspitze ist weiter weg denn je. Die Schwimm-WM in Budapest hat die Position des umstrittenen Bundestrainers Henning Lambertz noch einmal geschwächt. Zwar ist ein Rauswurf bis Olympia 2020 trotz der schlechtesten Bilanz der WM-Geschichte höchst unwahrscheinlich. Doch bis dahin wird Lambertz noch viele Brände löschen müssen.
Auch während der Titelkämpfe in der Duna Arena war Lambertz fast dauerhaft im Verteidigungs-Modus unterwegs – und am Ende auch ein wenig als Schönredner. Er schaue nicht so sehr „auf das, was nicht geklappt hat“, sagte der 46-Jährige: „Die WM macht trotz vieler Stellen, die vielleicht nicht ganz optimal gelaufen sind, Mut für die Zukunft.“Es sei „alles so weit in Ordnung“, versicherte Lambertz, „und ganz besonders hell strahlt natürlich die Franzi mit ihrer Silbermedaille.“
Doch auch das einzige Edelmetall durch Schmetterling-Schwimmerin Franziska Hentke (Magdeburg) über 200 m konnte einen historischen Tiefpunkt nicht verhindern. Die fünf Finalteilnahmen von Budapest – darunter zwei auf nicht-olympischen Strecken – sind nur halb so viele wie bei der bislang schlechtesten WM 2013 in Barcelona, als Mar- co Koch ebenfalls Silber gewann. Damals stand Lambertz erstmals bei einem großen Wettbewerb als Bundestrainer am Beckenrand.
Ein Aufschwung ist seitdem nicht spürbar, der Gegenwind dagegen sehr. „Das ist der Versuch, mich abzusägen“, sagte Lambertz nach einer Attacke aus der Wissenschaft. Jürgen Küchler, Mitarbeiter am Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT), hatte ihm im November 2016 in einem Brief an die DSV-Präsidentin Gabi Dörries fehlende Kompetenz vorgeworfen. Lambertz treffe Aussagen „nach Gefühl“statt wissenschaftlich basiert und würde auf „Seher“und „innovative Macher“hören, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“während der WM daraus. Lambertz verteidigte sein umstrittenes Konzept als wissenschaftlich fundiert.
Auch wurde publik, dass Dörries im Frühjahr ein von 20 Schwimmern unterzeichnetes Schreiben erhalten hatte, in dem unter anderem der Führungsstil bemängelt wurde. Dass der Olympiasechste Philip Heintz den Bundestrainer nach seinem enttäuschenden siebten Platz über 200 m Lagen öffentlich angriff („Ich weiß nicht, wohin mit meiner Wut“) und Vizeweltmeisterin Hentke die Nicht-Nominierung ihres Heimtrainers kritisierte, erhöhte den Druck. Rückhalt für Lambertz gibt allein das Verbands-Präsidium.