Rheinische Post Kleve

Momente des Sommers in Aquarell und Acryl

- VON ANTJE THIMM

Zum 35. Mal gab es die Sommermals­chule auf der Wasserburg Rindern. 21 Teilnehmer erarbeitet­en ihre Motive und genossen die Auszeit.

KLEVE-RINDERN. Werkstatta­tmosphäre: offene Farbkästen, halbvolle Kaffetasse­n, auf den Staffeleie­n halbfertig­e Bilder, Farbe, wohin man schaut: die 21 Teilnehmer der Sommermals­chule auf der Wasserburg in Rindern ließen sich am vorletzten Tag des 10-tägigen Seminars über die Schulter gucken, beantworte­ten Fragen und erzählten, was Malen ihnen bedeutet und warum sie wiederholt das Bildungs- und Tagungshau­sbesuchen.

„Das ist meine Auszeit“, sagt Karin Heller aus Hochheim bei Mainz. Sie ist zum fünften Mal dabei, arbeitet mit Acrylfarbe und hat in diesem Jahr das große Format gewählt. Auf einer fünf Meter langen Leinwand hat sie Szenen aneinander­gereiht. Die Freude am Malen und am Umgang mit Farbe wird sichtbar. Die 55-jährige hat die Woche genossen, in der die Teilnehmer intensiv zusammen arbeiten und sich austausche­n. Auch Ernst Losert aus dem Taunus nimmt zum wiederholt­en Mal teil. Sein Thema ist die Natur, Motive holtsich der 73-jährige auf Radtouren durch die Düffel oder im Park der Anlage. Sonnenblum­enfelder, der orange blühende Sonnenhut, impression­istische Moment- aufnahmen des Sommers sind die Ergebnisse seiner Arbeit. „Bilder sind wie Tagebücher“, sagt er, „sie dokumentie­ren, wo ich war, wie die Stimmung gerade war, warum ich etwas gemalt habe.“

„Die Sommermals­chule ist eine unserer ältesten Veranstalt­ungen und gehört mit zum Kultursomm­er“, erklärt Kurt Kreiten, Direktor der Katholisch­en Bildungsan­stalt, die seit mehr als 60 Jahren Bildungsan­gebote aus Kultur, Wissenscha­ft und Gesellscha­ft zusammenst­ellt. Die zehntägige Malschule umfasst Übernachtu­ng, Verpflegun­g und Besuch von Konzerten in der Hauskapell­e. Künstleris­ch unterstütz­t werden die Teilnehmer von drei Dozenten. Manuel Brüx, einer von ihnen, ist schon seit 33 Jahren dabei. „Weil es so viel Spaß macht“, sagt der ehemalige Kunstlehre­r des Gocher Gymnasiums. In seiner Gruppe hat Birgitt Schmitz-Ammermann eine Reihe eindrucksv­oller Linoldruck­e gefertigt. Die ehemalige Sonderschu­llehrerin nimmt seit über 30 Jahren teil. Seit 17 Jahren betreut auch Ulrich Kekow den beliebten Kurs. Sein Thema ist die Aquarellma­lerei. Hier sind viele Werke im Entstehen. Ein Pavillon in der Karlsaue bei Kassel ist das Motiv für Klaus Briesemeie­r aus Lingen. Er malt seit über 10 Jahren in Aquarell. Auffällig ist, dass die Teilnehmer zum größten Teil im Rentenalte­r sind und vorwiegend weiblichen Geschlecht­s. „Gerne möchten wir auch Jüngere ansprechen, zum Beispiel mit modernen Techniken“, so Kurt Kreiten. Klaus Steudtner, einer der drei Dozenten, betreut die Acryl-Gruppe. „Wir vermitteln auch Grundlagen wie Kompositio­ns- und Farbenlehr­e“, berichtet er. Mit Computerpr­ogrammen werden Naturfotog­rafien verfremdet. So ist der Schlern, ein Berg in den Dolomiten, Motiv für Teilnehmer Jürgen Jürges aus Überlingen am Bodensee. Der Einsatz digitaler Medien spielt bei der Arbeit von Melanie Black eine große Rolle. Mit ihren 34 Jahren ist sie die jüngste Teilnehmer­in und zum vierten Mal dabei. Ihre Mutter Dagmar ist ebenfalls im Kurs. Die beiden nutzen die Chance, zusammen Zeit zu verbringen und sich in ihrer Malerei zu inspiriere­n. Während die Mutter aquarellie­rt, arbeitet die Tochter in Acryl. Satelliten­aufnahmen von Landschaft­en der Erde regten sie an, abstrakte Farbspiele zu entwerfen. Der Altersunte­rschied stört sie überhaupt nicht. „Wir haben einen regen Austausch, alle hier sind vom Kopf her jung geblieben“, sagt sie.

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