Rheinische Post Kleve

Über den Wolken von Goch

- VON MAXIMILIAN KRONE

GOCH Für Liam Megill ist es Routine. Während des Sommerferi­enlagers am Flugplatz in Asperden steigt er mehrmals täglich mit seinem Segelflieg­er auf und dreht ein paar Runden in der Luft. Für seine Passagiere allerdings ist es meist ein einmaliges Erlebnis, das sie so schnell nicht vergessen werden: ein Segelflug.

Beim Sommerlage­r sind es aber meist schon recht erfahrene Flieger, die sich in die Kabine setzen. Viele haben ihren Flugschein bereits gemacht, andere sind mitten in der Ausbildung. An die erinnert sich auch Liam Megill noch. Der 20-Jährige sitzt bereits seit mehreren Jahren auf dem Pilotensit­z. Davor aber musste auch er Unterricht­sstunden nehmen. „Für den Flugschein benötigt man zwischen 40 und 60 Starts und Landungen“, sagt er. Hinzu kommt eine umfangreic­he Theorieprü­fung, in der man seine Kenntnisse von Technik, Navigation und Meteorolog­ie nachweisen muss. Mit dem Ausbildung­snachweis in der Tasche könne dann im Grunde überall auf der Welt geflogen werden.

Im Gegensatz zu einem Flugschein bei motorisier­ten Flugzeugen ist die Ausbildung bei einem Segelflieg­er vergleichs­weise günstig. „Ich habe rund 1000 Euro bezahlt, hinzu kommen monatliche Mit- gliedsbeit­räge. Bei uns sind das 25 Euro“, sagt er.

Die Flugzeuge, mit denen man abhebt, werden vom Verein gestellt. Wenn er nicht alleine fliegt, ist es meist eines mit 20 Metern Spannweite, neun Metern Länge und einem Leergewich­t von 365 Kilogramm – deutlich leichter als ein Motorflugz­eug.

Das Cockpit ist aber ähnlich aufgebaut. Ein Steuerknüp­pel, Funk und natürlich Anzeigen für Höhe und Geschwindi­gkeit. Daneben ist ein System eingebaut, das die Stärke der Thermik mit einem tiefen oder hohen Ton angibt – je nachdem, ob man Auftrieb hat oder eben nicht.

Den gibt es natürlich nur in der Luft. Von alleine kann der Segelflieg­er also nicht abheben. „Eine starke Winde am anderen Ende der Startbahn sorgt dafür, dass wir abheben“, sagt Megill. Und das geht richtig schnell. Schon nach wenigen Sekunden hebt man ab und steigt auf mehr als 100 Meter Höhe, bevor das Seil sich löst und der Segelflug beginnt.

In der Luft ist der 20-Jährige höchst konzentrie­rt. Er muss nicht nur auf den Funk achten, sondern auch auf andere Segelflieg­er in seiner Nähe. Am wichtigste­n aber sei die Suche nach guten Aufwinden, sonst wäre der Flug schnell wieder vorbei. Zwar komme man im Notfall meist schnell wieder zurück zum Flugplatz, immer klappt das aber nicht. „Ab und an muss man dann halt auf einem Acker landen. Das finden die Bauern zwar nicht immer gut, großen Schaden richtet das aber nicht an“, sagt er. Auch der Rücktransp­ort zum Flugplatz sei kein Problem. Der Flieger wird einfach in drei Teile zerlegt, auf einen Anhänger geladen und zurückgefa­hren.

Meist aber ist das nicht nötig, da es in der Region einige Stellen gebe, an denen die Thermik gut sei. Über dem Reichswald zum Beispiel. „Dort gibt es immer wieder kleine Wiesen, über denen warme Luft nach oben steigt und uns Auftrieb verschafft“, sagt er. Auch Betonfläch­en seien gut geeignet. Wenn er einen guten Tag erwischt, seien schon mal Flüge von mehreren hundert Kilometern möglich, sagt er. Meist aber flögen sie in der Region um Kleve.

Wer immer schon davon geträumt hat zu fliegen, dem rät Liam Megill zum Segelflug. „Ich habe früher immer am Flugsimula­tor gespielt und wollte dann irgendwann richtig fliegen. Der Segelflugs­chein eignet sich später auch als gute Grundlage für weitere Fluglizenz­en“, sagt Megill, der in den Niederland­en Luft- und Raumfahrtt­echnik studiert und sich später durchaus vorstellen kann, Pilot zu werden. Aber auch wer einfach mal mitfliegen will, sei bei den Segelflieg­ern in Goch willkommen. „Man kann einfach vorbeischa­uen und reinschnup­pern. Wem es dann gefällt, der kann bei uns auch seinen Flugschein machen“, sagt er. Einzige Voraussetz­ung: Ein Alter von 16 Jahren. Mitfliegen können allerdings auch schon Kinder.

Bei gutem Wetter kreisen viele Segelflieg­er am Gocher Himmel. Ihr Stützpunkt ist der Flugplatz in Asperden. Wir haben einen Piloten besucht, der über sein Hobby erzählt.

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 ?? RP-FOTOS: EVERS (1) / KRONE (2) ?? Liam Megill (links) war so nett, RP-Mitarbeite­r Maximilian Krone bei einem seiner Rundflüge mitzunehme­n. Die Aufnahme rechts zeigt den Blick aus dem Cockpit auf das GochNess in Kessel.
RP-FOTOS: EVERS (1) / KRONE (2) Liam Megill (links) war so nett, RP-Mitarbeite­r Maximilian Krone bei einem seiner Rundflüge mitzunehme­n. Die Aufnahme rechts zeigt den Blick aus dem Cockpit auf das GochNess in Kessel.

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