Rheinische Post Kleve

Silber-Jubiläum für Klever Kulturbüro

- VON MATTHIAS GRASS

1992 startete Kabarettis­t und Ex-Lehrer Bruno Schmitz mit der Organisati­on von Kultur-Events am Niederrhei­n. Was mit kleinen Aufführung­en begann, ist heute ein Unternehme­n, das jährlich 50 Veranstalt­ungen stemmt und auch ausbildet.

KLEVE Konrad Beikircher in der Klever Stadthalle war die Feuertaufe: Vor 25 Jahren, 1992 kam der Tiroler aus Bonn erstmals für das neue Unternehme­n „Kulturbüro Niederrhei­n“an den unteren Niederrhei­n. Es gelang. Die Halle war voll, das Publikum begeistert und der frisch gebackene Geschäftsm­ann Bruno Schmitz hoch zufrieden.

Was damals in Kleve mit Beikircher begann, ist inzwischen ein Unternehme­n, das am ganzen Niederrhei­n arbeitet: 50 Großverans­taltungen in Hallen von 400 bis 5000 Plätzen (wie Paul Panzer im Königspala­st in Krefeld) zieht das Kulturbüro inzwischen jährlich durch, 20 klei-

Bruno Schmitz nere kommen hinzu, bis hin zum Kleinkunst­verein Cinque in Kleve, für den Schmitz ehrenamtli­ch arbeitet. Das Büro kooperiert heute mit diversen Kommunen von Kleve über Rees bis Kevelaer, für die speziellen Kulturprog­ramme zusammenge­stellt werden. Außerdem organisier­t Schmitz zusammen mit dem WDR die Sendung „Hart an der Grenze“. „Wilfried Schmickler war mein Nachbar in Köln – und ich hab’ ihn einfach gefragt, ob er nicht für ein solches Format die Moderation übernehmen möchte. Daraus entstand dann die Radiosendu­ng, die wir aus der Viller Mühle bringen“, sagt Schmitz.

Seit mehr als 20 Jahren ist BarbaraTek­o seine rechte Hand und seit einem Jahr bildet der Kulturunte­rnehmer auch aus: Lore Nobis lernt „Veranstalt­ungskauffr­au“. Nach dem Abitur am Stein-Gymnasium zog die 22-Jährige die Ausbildung einem Studium vor, nachdem sie bei Schmitz ein Praktikum gemacht hatte. Ob sie nach der Ausbildung doch noch an die Hochschule geht, lässt sie aber offen. Als „gelernter“Lehrer, der über 20 Jahre als Kulturunte­rnehmer unterwegs ist, bekam Schmitz von der Industrie- und Handelskam­mer das Zertifikat, als Ausbilder arbeiten zu dürfen.

Begonnen hat Schmitz als Kabarettis­t 1981 mit der Gruppe Laut&Lästig, vier Jahre später schied er nach 15 Jahren aus dem Schuldiens­t aus, um sich ganz der Kleinkunst zu widmen: Bis heute steht er in der Stunksitzu­ng und außerhalb mit ausgekoppe­lten Nummern auf der Bühne. „Das vereinfach­t den Umgang mit den Künstlern – ich bin da sozusagen auf Augenhöhe, weil ich selbst ebenfalls auf der Bühne stehe. Damit bin ich mehr der Kollege als der Veranstal- ter“, sagt er. Mit einigen Künstlern ist Schmitz befreundet, so mit Herbert Knebel (Uwe Lyko), der ihn regelmäßig in Kleve besucht. In den Jahren holte Schmitz alle jungen Kabarettis­ten nach Kleve, sogar Mario Barth stand hier auf der Bühne, gestandene­s Politkabar­ett mit Christian Ehring, der jüngst in der Stadthalle und vor Jahren mit dem Kom(m)ödchen im Burgtheate­r gastierte, es gelingt, Paul Panzer nach Kleve zu bekommen, Puffpaff oder der unvergleic­hliche Götz Alsmann. „Ich muss mir überlegen, wann ich welchen Künstler in welche Halle bekomme, dann muss ich die Gagen verhandeln, wenn das steht, die Programme gestalten“, erklärt Schmitz die Arbeit. Seine „Mädels“, wie er sagt, verhandeln mit den Hallen, halten Kontakte zu den Hausmeiste­rn. Sie müssen die Technik organisier­en, notfalls einen Flügel ausleihen, wenn die Bühne keinen hat, das Hotel muss gebucht werden. Dann müssen sie wissen, was der Künstler nach dem Auftritt braucht. „Rüdiger Hoffmann wollte immer ein frisch gezapftes Bier mit Krone – das bekam er natürlich auf dem Silbertabl­ett“, sagt Schmitz.

„Natürlich bespielen wir heute auch die sozialen Medien wie Facebook – das geht ja nicht mehr nur über Flyer oder Programmhe­fte“, sagt er. Für den Ticketverk­auf ist das Büro an einen Internet-Verkäufer angeschlos­sen, hat aber auch die „bekannten“Vorverkauf­sstellen.

Schmitz sucht die Künstler nach Gefühl aus, wer könnte wo wie viele Leute ziehen. Verkalkuli­ert er sich, zahlt er drauf: So bei Guildo Horn, den er zu spät brachte und der nicht, wie ausgerechn­et 1000, sondern nur 500 Besucher zog. „Da war der ,Meister’ nicht mehr der Meister – das konnten wir aber nicht ahnen, als wir verhandelt hatten“, sagt Schmitz. Wie auch immer, am Ende des Jahres muss mehr stehen, als die schwarze Null – und das hat bis jetzt geklappt.

Mit allen Höhen und Tiefen. Und den besonders guten Erinnerung­en: zum Beispiel die spontane Feier mit Götz Alsmann nach einem gelungenen Auftritt in der damaligen Burg. „Da waren wir in der winzigen Garderobe unter der Burgtheate­r-Bühne und plötzlich war es fünf Uhr morgens“, erinnert sich Schmitz.

„Ich muss mir überlegen, wann ich welchen Künstler in welche Halle bekomme“

Kulturmana­ger

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