Über den Verwaltungswahn
Seit 26 Jahren fahre ich ein kleines, grünes Auto. Das vordere Nummernschild sieht dementsprechend mitgenommen aus: leicht verbeult und trotz intensiver Reinigungsversuche ziemlich unleserlich. Da muss für Lesbarkeit und Eindeutigkeit ein neues Schild her, dachte ich mir.
Also habe ich beim Schildermacher ein neues Nummernschild herstellen lassen, dem allerdings zur Gültigkeit ein kleines Plastiksiegelchen fehlte. Mein Mann riet davon ab, das vorhandene Siegelchen abzuknibbeln und auf das neue Schild zu kleben und schickte mich zum Straßenverkehrsamt. Dort wollte man das neue Schild aber nur siegeln, wenn ich auch das hintere, völlig intakte Schild austauschen lassen würde, denn vorne ein Schild mit EU-Zeichen und hinten eins ohne, das ginge gar nicht.
Man sieht ein Auto ja auch beständig von vorne und hinten gleichzeitig, da kann man schon mal leicht durcheinander kommen.
Nun ja, ich begab mich also zum Schildermacher. Dort habe ich ein Schild - genau wie das alte – ohne EU-Zeichen herstellen lassen und bin wohlgemut zum Straßenverkehrsamt gezogen. Aber leider, wieder Fehlanzeige. Neue Schilder müssen ein EU-Zeichen haben. Auch mein Hinweis auf den eindeutig besseren Zustand des Nummernschilds fruchtete nicht. Fazit: Ich behalte das alte Nummernschild, pfeife auf die Lesbarkeit und der Amtsschimmel wiehert dazu.
Katharina Berg