Rheinische Post Kleve

Vom Verschwind­en der Sehnsucht

- VON MATTHIAS GRASS

Mini-art startet Samstag in Goch mit einer Performanc­e in die neue Saison. In Zusammenar­beit mit Gesine van der Grinten geht’s um die Kernthemen der Bedburg-Hauer: Welt – Natur – Mensch. Neue Premiere im Dezember.

BEDBURG-HAU Ein Fischkopf-Fabelwesen sitzt an einer Wasserstel­le und angelt stumm mit stillem Blick. Es hat ein Menschlein an der Angelschnu­r, zieht’s hinaus. Doch der Fisch greift nicht zum tödlichen Knüppel, er trocknet das halbnackte Menschlein sorgfältig ab und legt es vorsichtig in den Korb. Neben ihm steht eine Königin mit goldener Krone im kostbaren Kleid. Sie hat knarzende Gummistief­el an den Füßen

„Womöglich sind wir im Begriff, etwas zu zerstören, ohne das wir nicht auskommen können“

Gesine van der Grinten

Sängerin

und beginnt, Texte zu rezitieren. Texte von der Sehnsucht, vom emotionale­n Verlust, vom Schwinden der Natur und damit vom Vergehen der Liebe. Dann beginnt Gesine van der Grinten, die Königin, das Lied der beiden Königskind­er zu singen. Wunderschö­n und doch so traurig. „2 Königskind­er. Vom Verschwind­en der Sehnsucht“, heißt das Stück, mit dem das Bedburg-Hauer Kinder- und Jugendthea­ter mini-art am Samstag, 9. September, 12.40 Uhr und 15.40 Uhr, am Springbrun- nen hinter der Gocher Konzertmus­chel in die neue Theater-Saison startet.

„Es ist eine Performanc­e, viel ist von Zufällen abhängig“, sagt der Fisch, unter dessen Kopf sich Crischa Ohler von mini-art verbirgt. Hinter der Schauspiel­erin stehen noch weitere Angeln, die am Samstag in Goch alle im Teich sein werden, vielleicht geht sie auch – als Fisch ja nicht ungewöhnli­ch – in das Wasser. Wenn es nicht regnet – denn bei Regen wird das Stück im Gocher Museum aufgeführt.

Gesine van der Grinten wird dazu singen und Texte von Andreas We- ber, einem Biologen, rezitieren. „Weber sagt: Ist die Sehnsucht nach Natur in unserem Wissen verankert, könnte ihr Verschwind­en unabsehbar­e Folgen haben: womöglich sind wir im Begriff, etwas zu zerstören, ohne das wir gar nicht auskommen können. Dem Menschen droht ein emotionale­r Verlust, der die emotionale Grundstruk­tur seines Wesens angreift“, sagt van der Grinten. Es sind nicht einfache, aber wichtige Sentenzen, die an diesem Tag in Goch zur Sprache kommen, begleitet vom stillen Spiel der Fischkrea- tur. Ein einfühlsam­es Stück. „Alles, was wir wissen, müssen wir auch fühlen. Es ist ein Stück, das unsere Kernthemen Mensch, Natur, Welt vereint“, sagt Sjef van der Linden vom Theater mini-art.

Zum Start in die Saison stehen zunächst Wiederaufn­ahmen bekannter Stücke auf dem Programm. Schon am Samstag, 23. September, 18 Uhr, geht das Märchen „Vom Prinzen, der auszog die Liebe zu finden“als Familienvo­rstellung über die Bühne, eine Geschichte über die Begegnung mit dem Fremden und die Wege der Liebe. Es folgt am Samstag, 14. Oktober, 18 Uhr, eine Aufführung von „Oskar und die Dame in Rosa“in Zusammenar­beit mit dem Antonius-Hospital Kleve zum Welthospiz­tag. Es ist die Geschichte vom leukämiekr­anken Oskar, dessen letzte Tage Dank „Oma Rosa“zu einem wahren Märchen werden. Anfang November gibt’s Kabarett im Kinderthea­ter: Till Reiners, der auch schon im ZDF bei „Die Anstalt“aufgetrete­n ist, kommt zurück in die Heimat. Der Berliner wuchs in Geldern auf und machte dort Abitur, sein Vater war in Bedburg-Hau Integratio­nsbeauftra­gter (4. November, 19.30 Uhr). Einen theatralen Abend mit Musik bietet Esther Linssen mit „Lebensbaum“am 24. November, 19.30 Uhr.

Zum Jahresausk­lang gibt’s wieder Theater: am Abend vor Heiligaben­d, 23. Dezember, 18 Uhr, und am Zweiten Weihnachts­tag, 26. Dezember, 16 Uhr, steht traditione­ll das Weihnachts­stück „Ox und Esel“auf dem Programm. Schon am 2. Dezember feiert das Stück von Bruno dem Briefträge­r Premiere. Es stammt aus der Schweiz und scheint wie gemacht für mini-art. Aber das ist noch einmal eine ander Geschichte.

Neu im mini-art-Team ist Martina Wilmsen, die bei Rückfragen (Tel. 02821 811570) gerne hilft.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Gesine van der Grinten als Königin (r.) und Crischa Ohler als Fisch-Kreatur (l.) an der Angel. Zu sehen am Samstag in Goch.
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