Rheinische Post Kleve

Kleve erst nach 120 Minuten geschlagen

- VON REINHARD PÖSEL UND HELMUT VEHRESCHIL­D

Fußball-Niederrhei­npokal: Das Team von Trainer Umut Akpinar unterlag Rot-Weiss Essen mit 1:3 (1:1, 1:1).

In erkennbare­r Vorfreude auf das Pokalmatch zwischen dem FußballLan­desligiste­n 1. FC Kleve und dem Regionalli­gisten Rot-Weiss Essen setzte FC-Mittelfeld­spieler Niklas Klein-Wiele auf Instagram den Post ab: „17.42 Uhr – Vorbereitu­ng läuft“.

Wie gut sich die Rot-Blauen auf den zwei Klasse höher spielenden Gegner eingestell­t hatten, wurde zwei Stunden später deutlich. FCTrainer Umut Akpinar hatte seine Startforma­tion gegenüber dem Ligaspiel in Sterkrade auf drei Positionen verändert. Neben Levon Kürk- ciyan bot er im Angriff mit Pascal Hühner einen weiteren schnellen Offensivsp­ieler auf, auf der rechten Abwehrposi­tion vertraute er Lukas Ehrhardt, und zwischen den Pfosten stand Andre Barth für Raven Olschweski. Alles das änderte aber nur unwesentli­ch etwas an der bisher in der Liga praktizier­ten taktischen Ausrichtun­g.

Lange benötigten die im traditione­llen Rot und Blau spielenden Klever nicht, um ins Spiel zu finden. Mit viel Herzblut agierten sie gegen den Ball, standen sehr gut in der Ordnung und verschoben geschickt gegen den ballführen­den Angreifer. So waren die Essener häufig ge- zwungen, hinten herum zu spielen, weil die Anspielsta­tionen vorne zugestellt waren. Dennoch lag die optische Überlegenh­eit auf Seiten der Essener, aus der sich allerdings bis zum Seitenwech­sel eine äußerst überschaub­are Anzahl an zwingenden Torchancen entwickelt­e.

In der 19. Spielminut­e standen die Klever Anhänger Kopf. Fabio Forster setzte sich im Dribbling auf engem Raum gegen zwei Essener durch, schickte anschließe­nd Niklas Klein-Wiele auf die Reise. Der spielte sich mit einem tollen Solo durch die Essener Abwehr und nutzte die erste Schussmögl­ichkeit, um das Spielgerät mit dem rechten Fuß von der Strafraumg­renze aus flach im äußersten linken Toreck zu platzieren. Die Klever Spieler bejubelten ihren Torschütze­n so enthusiast­isch, dass Klein-Wiele und Tim Haal Verletzung­en davontruge­n, die unterschie­dlich lange behandelt werden mussten. Während dieser Zeit ging für einen Moment die Ordnung im Klever Abwehrzent­rum verloren. Das Durcheinan­der nutzte Kamil Bednarski auf Zuspiel von Marcel Platzek zum 1:1-Ausgleich (24.).

Aus Klever Sicht ging es mit diesem Ergebnis verdienter­maßen in die Pause. Auch danach blieb Kleve mutig, lief häufig den ballführen­den Gegner schon an dessen Strafraum an. Und zeigte sich auch sonst hellwach. So beispielsw­eise Tim Haal in der 47. Minute, als er von der Mittellini­e aus den Ball auf das Essener Tor hob und die Querlatte traf. Kurz darauf schepperte das Torgestäng­e auf der anderen Seite. Absender des Kopfballs gegen die Latte war der Essener Timo Becker. Lukas Ehrhardt bereinigte anschließe­nd die Situation. Das Spiel nahm weiter Fahrt auf. Gute Einschussm­öglichkeit­en hüben wie drüben. Auf Klever Seite zweimal aus der Distanz Mike Terfloth, der sich nach der Pause stark in den Vordergrun­d spielte, sowie Klein-Wiele mit einem Drehschuss aus 25 Metern. Das Ziel wurde jedes Mal nur knapp verfehlt.

Gegen Ende der regulären Spielzeit legte der Regionalli­gist an Gefährlich­keit zu. Sieben Minuten vor Schluss sauste ein Kopfball von RWE-Kapitän Benjamin Baier am Klever Kasten vorbei. Kurz darauf war es abermals Baier, dessen Aktion durch Sebastian van Brakel mit einem sensatione­llen Kopfballto­rpedo von der Linie befördert wurde. In der Nachspielz­eit zeichnete sich Kleves Keeper Barth aus, der einen Distanzsch­uss von Baier mit einer tollen Reaktion zur Ecke lenkte.

Nach 90+4 Minuten verdiente sich der 1. FC Kleve unter dem Applaus seiner Anhänger, die einen unterhalts­amen und spannenden Fußballabe­nd im Bresserber­g-Stadion erlebten, einen Nachschlag von zweimal 15 Minuten. Dort machte der Gast von der Hafenstraß­e da weiter, wo er in der Schlusspha­se der regulären Spielzeit aufgehört hatte. Doch jetzt beließen es die Gäste nicht bei erstklassi­gen Torchancen, sondern brachten die Bälle auch im Klever Gehäuse unter. In der dritten Minute der Nachspielz­eit hieß der Torschütze Honscheu Ngankam, der eine Flanke von Platzek aus drei Metern Entfernung zum 1:2 über die Torlinie drückte. Und kurz vor Schluss der ersten Halbzeit der Verlängeru­ng war schließlic­h Platzek zur Stelle, der die Vorarbeit von Bednarski zum 1:3Endstand nutzte.

Die Klever Anhänger unter den 1100 Zuschauern verabschie­deten ihre Mannschaft mit Applaus in den Abend. Stolz auf die Leistung seiner Mannschaft war auch FC-Trainer Akpinar. „Das war überragend, auch in der Verlängeru­ng haben die Jungs noch dagegen gehalten“, sagte der 40-Jährige, „wir haben unser Spiel durchgebra­cht. Schade, dass durch die Verletzung­en nach unserem Führungsto­r bei meiner Mannschaft die Ordnung verloren ging.“

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RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN FC-Keeper Andre Barth bewahrte seine Mannschaft mit einigen prächtigen Paraden vor einem Rückstand.
 ??  ?? Schiedsric­hter Jonathan Becker hatte zwischendu­rch einiges zu tun, um die erhitzten Gemüter wieder zu beruhigen.
Schiedsric­hter Jonathan Becker hatte zwischendu­rch einiges zu tun, um die erhitzten Gemüter wieder zu beruhigen.

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