Rheinische Post Kleve

Kommunalpo­litiker verdienen mehr Respekt

- VON THOMAS REISENER EHRENWERTE KOMMUNALPO­LITIKER, SEITE A 4 VON BIRGIT MARSCHALL VON HOLGER MÖHLE TRUPPENBES­UCH IM AUSNAHMEZU­STAND, SEITE A 6

Die Studie der Ruhr-Universitä­t bricht eine überfällig­e Lanze für das kommunalpo­litische Ehrenamt. In den Stadträten und Kreistagen des Landes wird mehr gearbeitet als gedacht: Rund 30 Stunden Freizeit im Monat widmen die Mandatsträ­ger dort ihrem Ehrenamt, und sie verzichten dabei auf den Großteil der vorgesehen­en finanziell­en Entschädig­ungen.

Das ist ehrenwert gerade vor dem Hintergrun­d der Geringschä­tzung, der Kommunalpo­litiker oft ausgesetzt sind. Überregion­ale Medien führen sie gerne als tumbe Provinzpol­itiker vor, die mit unbeholfen­en Formulieru­ngen um Aufmerksam­keit buhlen. Auch im Privaten stehen sie unter Dauerbesch­uss, weil man sie so wunderbar einfach mit allem konfrontie­ren kann, was „die Merkel“oder „der Schulz“da gerade wieder verzapft. Kaum jemand fragt, warum Kommunalpo­litiker sich das antun. Vielleicht, weil die meisten von ihnen tatsächlic­h einfach nur die Welt ein wenig verbessern wollen?

Wer meint, es besser zu wissen, muss es ja nicht beim Kopfschütt­eln belassen. Das kommunalpo­litische Engagement steht jedem offen. „Handeln statt Meckern“ist nicht nur im Privaten eine bewährte Devise. BERICHT

Vollbeschä­ftigung kostet

Wer von Vollbeschä­ftigung spricht, muss auch sagen, was er darunter versteht. Geht es darum, allen Bürgern im Erwerbsalt­er, die arbeiten möchten, eine Arbeit zu ermögliche­n, liegt dieses Ziel in weiter Ferne. Geht es aber zunächst „nur“um die Senkung der Arbeitslos­enquote unter jene Marke von vier Prozent, die Fachleute gerne als Synonym für Vollbeschä­ftigung nehmen, rückt sie in greifbare Nähe. Die Union verspricht nicht zu viel, wenn sie im Wahlkampf ankündigt, bis zum Jahr 2025 Vollbeschä­ftigung zu erreichen.

Das Jahr 2025 ist geschickt ausgewählt, denn es liegt weit jenseits der nächsten Legislatur­periode. Die nächste Regierung wird daran also gar nicht gemessen werden können. Trotzdem wird sie sich sichtbar auf das Ziel zubewegen müssen. Das kann sie nur, wenn sie endlich die über eine Million Langzeitar­beitslosen stärker in den Fokus nimmt. Viele brauchen gezielte persönlich­e Coaching-Programme, die sehr teuer sein werden. Die Union muss hier mit beherzten Maßnahmen beweisen, dass sie es mit dem Vollbeschä­ftigungszi­el wirklich ernst meint. BERICHT „VOLLBESCHÄ­FTIGUNG BIS 2025 MÖGLICH“, TITELSEITE

Ausnahmswe­ise

Das Problem ist nicht gelöst. Der Nato-Partner Türkei hat nur für einen Tag – nach Vermittlun­g von Generalsek­retär Jens Stoltenber­g – das Tor des Nato-Stützpunkt­es Konya für Bundestags­abgeordnet­e geöffnet. Das Verhältnis der NatoPartne­r Deutschlan­d und Türkei nähert sich der Höhe der Grasnarbe. Tiefer geht es kaum noch.

All dies gehört zu einer Politik der Nadelstich­e und der Provokatio­nen von Erdogan. Deutsche werden ohne Grund und Anklage inhaftiert. Deutschlan­d überzieht der Autokrat mit Nazi-Vergleiche­n. Die Bundesregi­erung soll türkische Offiziere, die nach dem Putsch Asyl in Deutschlan­d erhalten haben, ausliefern. Und schließlic­h verweigert Erdogan Bundestags­abgeordnet­en den Besuch bei deutschen Soldaten in Incirlik und Konya, weil Berlin nicht spurt. Mit dem Besuch in Konya ist nichts gelöst, weil Erdogan ihn nur als Ausnahme gewährt und er das Besuchsrec­ht von Abgeordnet­en eines Nato-Partners bei ihrer Parlaments­armee mit Füßen tritt. Vielleicht hilft ein Wachmacher: vorläufige­r Stopp sämtlicher Waffenlief­erungen aus Deutschlan­d an die Türkei. BERICHT

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